Schlaflos in Schottland
ist?“
„Er ist in niemanden verliebt“, behauptete Tante Lavinia im Brustton der Überzeugung. „Wenn es so wäre, wüsste ich das. Jedes Mal, wenn er oder sein Bruder eine Frau auch nur ansehen, reden die Leute darüber. Hugh MacLean geht passenden jungen Damen aus dem Weg, und er hat deutlich gemacht, dass er nicht vorhat, jemals zu heiraten.“
„Wunderbar! Er ist grundsätzlich gegen die Ehe.“
„Ebenso wie du“, betonte Caitlyn.
„Das stimmt nicht! Ich bin für die Ehe, aber nicht für diese und nicht unter diesen Umständen!“
Früher hatte sie sich immer eine Beziehung wie die ihrer Eltern gewünscht. Ihre Mutter und ihr Vater waren äußerst glücklich miteinander. Das erkannte man daran, wie sie einander anschauten, ebenso wie an dem offensichtlichen Stolz, mit dem sie ihr Leben teilten.
„Nun, ich bin sicher, jetzt ist Hugh MacLean bereit zur Ehe“, sagte Tante Lavinia heiter.
„Oh ja. Es ist eine wirklich angenehme Art und Weise, seine Meinung zu ändern, wenn man dazu gezwungen wird.“ Triona rieb sich die Stirn. „Und wenn ich auch nur wenig über ihn weiß -die Tatsache, dass er passenden Frauen aus dem Weg geht und ein Temperament besitzt, mit dem er ein ganzes Gasthaus wegblasen kann, deutet darauf hin, was für ein schrecklicher Ehemann er sein wird.“
„Ich habe nie jemanden schlecht über ihn sprechen hören“, erklärte Caitlyn und zog nachdenklich die Brauen zusammen.
„Ich auch nicht!“, stimmte Tante Lavinia ihr zu. „Tatsächlich ist das einzig Negative, das ich jemals über Hugh MacLean gehört habe, die Sache mit den unehelichen Kindern. Man behauptet, es seien Dutzende.“
„Dutzende?“, wiederholte Triona mit schwacher Stimme und sank wieder auf das Sofa.
„Auf keinen Fall sind es Dutzende!“ Caitlyn schaute ihre Tante warnend an.
Tante Lavinia zuckte mit den Schultern. „Ich bin sicher, die Leute übertreiben mal wieder. Es können gar nicht so viele sein, wie man behauptet, denn der Mann ist nicht alt genug, um mehr als fünf oder sechs Kinder zu haben. Es sei denn, es sind Zwillinge dabei. Oder wenn er mit mehr als einer Frau zur selben Zeit zusammen war, was natürlich möglich wäre.“
Sie fing Trionas panischen Blick auf. „Ach, meine Liebe, du musst die Sache positiv sehen!“, fuhr sie mit fröhlicher Stimme fort. „Man munkelt, er würde seine Kinder mit Zuneigung überschütten und viel Geld für ihr Wohlergehen ausgeben.“
„Und?“
„Das bedeutet, dass er ein großes Vermögen haben muss! Dein Onkel wird natürlich mehr darüber herausfinden, aber es ist ein guter Hinweis darauf, dass es dir an Nadelgeld nicht mangeln wird. Und du wirst auch niemals ein kaltes Haus haben, weil immer genug Kohle da ist.“
„Wir wissen also nicht mehr über Hugh MacLean, als dass seine finanzielle Situation unklar ist, er eine unbekannte Anzahl illegitimer Kinder hat und dass die Geschichte mit dem Familienfluch wahr ist. Da habe ich ja einen richtig guten Fang gemacht!“ Tante Lavinia zog die Nase kraus. „So darfst du das nicht sehen. Ganz sicher...“
In diesem Moment erschien der Butler an der Tür. „Entschuldigen Sie, meine Damen“, sagte er. „Lord Hugh MacLean wünscht Miss Catriona Hurst zu sprechen.“
7. Kapitel
Ach, meine Lieben! Letzten Endes ist fast jeder Mann den Ärger und die Mühe wert, denn wir alle brauchen Herausforderungen, um immer wieder unsere Sinne zu schärfen.
So sprach die alte Heilerin Nora in einer kalten Winternacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
Triona sprang vom Sofa hoch. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt, ihr Gesicht glühte.
Er ist gekommen, um mit mir zu sprechen, nicht mit meinem Onkel. Das machte ihr Mut. Ihr wild pochendes Herz schlug ein wenig langsamer, und es gelang ihr, ruhiger zu atmen.
Tante Lavinia sah überrascht aus. „Bedford wartet auf Lord Hugh. Warum kommt er hierher zu Triona? Ich frage mich ...“
Hughs hohe Gestalt füllte den Türrahmen aus. Er trug tadellose Vormittagskleidung. Sein dunkelblauer Mantel umspannte perfekt seine breiten Schultern, sein Krawattenknoten war ein kompliziertes Meisterstück. Lächelnd betrat er den Salon und verbeugte sich.
Während sie ihn unter gesenkten Wimpern hervor betrachtete, stellte Triona plötzlich fest, dass sie keine Luft mehr bekam. In der Kutsche und im Gasthaus hatte dämmeriges Licht geherrscht, und in dieser mangelhaften Beleuchtung waren ihr viele Einzelheiten an Hugh MacLean entgangen.
Das helle Morgenlicht, welches
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