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Schlaflos in Schottland

Titel: Schlaflos in Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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heiraten. Vor langer Zeit hatte er einen hohen Preis dafür bezahlen müssen, dass er eine Frau in sein Leben gelassen hatte, und daraufhin einen Eid geleistet, diesen Fehler nicht zu wiederholen. Und da stand er nun und war im Begriff, eine Frau nicht nur an sich heranzulassen, sondern sie auch noch zu seiner Gattin zu machen. Das Leben hatte einen grausamen Sinn für Ironie.
    Unter gesenkten Lidern hervor betrachtete Hugh die Frau, mit der er vielleicht schon bald verheiratet sein würde. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und ihr Gesicht war leichenblass. Sie war wild entschlossen, ihre Freiheit zu verteidigen; das war an jeder Linie ihres angespannten Körpers zu erkennen. „Sie haben eine Schwester, Miss Hurst - oder sind es sogar mehrere?“
    Sie runzelte die Stirn. „Ich habe zwei Schwestern. Da ist Caitlyn, und dann gibt es noch meine jüngste Schwester Mary.“
    „Wenn Ihnen etwas an Ihren Schwestern und deren Zukunft liegt, kehren Sie nicht nach Hause zurück, bevor Sie ordnungsgemäß verheiratet sind. Sollten Sie nicht heiraten, wird die Gesellschaft Sie für das verurteilen, wovon man annimmt, dass es geschehen ist. Und mit Ihnen werden auch Ihre Schwestern geächtet werden. Man wird hinter ihrem Rücken über sie tuscheln und sie vollkommen schneiden.“
    „Aber keine von ihnen hat etwas Falsches getan! Genauso wenig wie ich!“
    Gott, sie war reizend, ganz besonders wenn sie wütend war. Ihre zarte cremefarbene Haut wurde dann rosig, und ihre Augen hinter der strengen Brille blitzten. Hugh musste sich zwingen, den Blick abzuwenden, um sich an seine Argumente zu erinnern. „Die Regeln der Gesellschaft sind grausam. Die Leute verdammen sämtliche Angehörigen gleich mit, auch wenn die gar nichts mit dem vermeintlichen Fehltritt zu tun haben.“ Er sah sie wieder an. „Ihnen ist es vielleicht egal, wenn man über Sie redet, Sie schief anschaut und nicht mehr mit Ihnen spricht, doch Ihre Schwestern werden darunter leiden, ebenso wie die anderen Mitglieder Ihrer Familie.“
    Sie antwortete nicht, doch ihre Lippen wurden schmal.
    „Und Ihr Vater ist ein Vikar“, fuhr Hugh schonungslos fort. „Er wird seine Stellung verlieren, wenn seine drei Töchter als unehrenhafte Frauen gebrandmarkt sind. Ihre Brüder werden von allen Seiten beobachtet werden, und man wird jeden ihrer Schritte negativ auslegen. Und dann ist da noch Ihre Mutter: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gut damit zurechtkommen wird, dass ..."
    „Halt! Ich ... Ich habe nicht daran gedacht, dass ...“ Verzweifelt schüttelte sie den Kopf und starrte blicklos in die Luft. „Es ist so ungerecht! “
    „Es ist furchtbar ungerecht.“
    Sie schob die zitternden Finger hinter die Brillengläser, um ihre Augen zu bedecken. „Ich kann das nicht! Ganz, ganz sicher nicht! “
    „Aus welchem Grund, glauben Sie, erwartet mich Ihr Onkel in der Bibliothek? Lord Galloway besteht darauf, dass Sie und ich unsere Freiheit aufgeben, um die Gerüchte, die jetzt überall die Runde machen, dadurch zum Schweigen zu bringen, dass es langweilig wird, über uns zu reden.“
    Sie ließ die Hände sinken und schaute ihn erstaunt an. „Langweilig?“
    „Es gibt nichts Langweiligeres als ein verheiratetes Paar“, erklärte er trocken.
    Triona starrte Hugh an, und ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Sie stellte sich den enttäuschten Blick ihres Vaters vor. Und sie sah auch die verletzte Miene ihrer Mutter vor sich, wenn ihre Töchter plötzlich von sämtlichen Einladungslisten gestrichen wurden und man in aller Öffentlichkeit über sie tratschte. Schließlich waren die Hurst-Mädchen jahrelang umschwärmte Schönheiten bei den gesellschaftlichen Anlässen im Dorfleben gewesen. Weder ihr Vater noch ihre Mutter strebten nach einem gesellschaftlichen Aufstieg. Im Gegenteil, hätte Caitlyn nicht so sehr darum gebeten, sie nach London fahren zu lassen, hätten ihre Eltern Tante Lavinias Einladung für die Saison abgelehnt. Dennoch wusste Triona, dass ein Skandal ihre Eltern hart treffen würde, weil der Ruf der Familie ihnen wichtig war.
    Triona schaute hinunter auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß fest ineinander verschlungen hatte. Was hatte sie denn eigentlich für eine Wahl? „Und eine Heirat würde dem Gerede sofort ein Ende bereiten?“
    „Auf jeden Fall. Wir müssen nur bekannt machen, dass wir gestern auf dem Weg zu meinem Bruder waren, um ihm von unserer Verlobung zu erzählen. Wir werden behaupten, dass Ihre Kinderfrau nicht

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