Schlaflos in Schottland
am Sofa vorbei und legte Triona sanft aufs Bett. „Ruh dich aus, bis das Essen und das Bad kommen.“
Sie ließ sich gegen die Kissen sinken, und als sie die Augen schloss, bildeten die Wimpern einen dunklen Halbkreis auf ihren Wangen. Hugh ließ seinen Blick von ihrem entschlossenen Kinn zur zarten Linie ihres Halses wandern, von dort hinunter zum sanften Auf und Ab ihrer Brüste ...
Er spürte eine Welle der Lust und wandte sich hastig ab. Es ärgerte ihn, dass es so wenig brauchte, um ihn zu erregen.
Ihr Atem wurde ruhiger, ihre Lippen öffneten sich leicht, und ihr Kopf fiel zur Seite. Wie sie sich da so in seine Kissen kuschelte, das zerzauste Haar um Gesicht und Schultern, sah sie unglaublich jung aus. Zarte Schatten unter ihren Augen zeugten von ihrer tiefen Erschöpfung.
Hugh ertappte sich dabei, wie er ihr das Haar aus der Stirn strich. Als seine Finger über ihre weiche Haut glitten, durchzuckte ihn ein seltsames Gefühl. Das ist Mitgefühl, sagte er sich. Sie muss furchtbar müde sein und sich schreckliche Sorgen um ihre Zukunft machen. Ich hoffe nur, dass sie nicht mein Leben oder das von irgendjemand anderem zerstören wird, wenn sie herausfindet, was hier wirklich vorgeht. Das war ihm wichtiger als alles andere.
Er seufzte. Auch er war todmüde, doch gleichzeitig fühlte er sich hellwach. Er würde Mrs Wallis sagen, dass die Butteries und das Bad warten konnten, während Catriona sich ausruhte. Nach einer Stunde Schlaf würde sie in der Lage sein, ihr Dinner zu sich zu nehmen und zu baden, bevor sie sich zur Nachtruhe begab.
Vielleicht würde er sich in die Bibliothek zurückziehen und dort etwas Portwein zu sich nehmen, bevor er sich ebenfalls ins Bett legte. Sonst würde er nicht schlafen können, und wenn es etwas gab, was er jetzt dringend brauchte, dann war es tiefer, traumloser Schlaf - vor allem angesichts der Tatsache, dass seine unschuldige, verführerische Ehefrau nur eine Armlänge von ihm entfernt in den Kissen liegen würde. Morgen früh, wenn sie erwachte ...
Zärtlich zog er die Decken über sie. Dann verließ er leise das Zimmer. Um seine Lippen spielte ein Lächeln.
9. Kapitel
Falls ihr jemals einen MacLean trefft, dann schaut ihm nicht in die grünen Augen. Man erzählt sich, dass er eine Frau nur ansehen muss, um ihr Herz zu erobern, und es ist immer besser, vorsichtig zu sein.
So sprach die alte Heilerin Nora in einer kalten Winternacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
Eine Stunde später verließ Hugh die Bibliothek. Er sah, dass die Tür zum Salon weit offenstand und mildes Licht
den Raum erhellte. Als er im Vorübergehen einen Blick hinein warf, bemerkte er ein Paar Stiefel, die sich dem Kaminfeuer entgegenstreckten. Er blieb stehen.
Es handelte sich um ganz besonders exquisite Stiefel aus weichem italienischem Leder, die so wunderbar poliert waren, wie man es nur selten abseits der St. James Street sah. Die Absätze waren verstärkt und mit Silber besetzt, Quasten mit Ebenholzspitzen zierten die weißen oberen Ränder. Es handelte sich eindeutig um die Fußbekleidung eines Dandys. Der Schimmer seiner Hosenbeine ließ darauf schließen, dass die übrige Kleidung des Mannes ebenso kostbar war.
Hugh schlenderte in den Salon. „Was machst du hier? Ist etwas passiert?“
Der Mann im Sessel nippte an seinem Portwein, den er zuvor in einem großen Glas fachkundig geschwenkt hatte. „Begrüßt man so seinen Bruder?“, erkundigte er sich in trägem Ton.
Hugh runzelte die Stirn. „Wo sind die Mädchen?“
„Im Bett, wo sie hingehören.“
„Dann ist also nichts passiert...“
„Deine Töchter sind in Sicherheit. Selbst jetzt werden sie von sieben meiner besten Männer bewacht.“
Seufzend fuhr Hugh sich mit den gespreizten Fingern durch die Haare. „Es tut mir leid, Dougal. Ich habe eine schreckliche Woche hinter mir, und der Brief erreichte mich kurz vor meiner Abreise ..."
„Ich weiß! Mir erschien die Nachricht auch besorgniserregend. Deshalb sind ja auch meine zuverlässigsten Männer in der Nähe der Mädchen. Ich würde nie zulassen, dass meinen Nichten etwas geschieht.“
Hugh zwang sich zu einem Lächeln. „Vielen Dank. Tut mir leid, dass ich so gereizt war.“ Er schaute sich im Zimmer um. „Wo ist Sophia?“
„Meine reizende Frau ist heute Nachmittag nach Edinburgh abgereist, um ihren Vater zu einem Spezialisten zu begleiten.“ „Ist Red krank?“
„Er hat nur einen Gichtanfall, aber Sophia macht ein Getue um ihn, als wäre er ein Baby.“
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