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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Blutergusses erkennen.
    »Gott segne Edwin Land und Richard Polaroid«, sagte Leydecker und verstaute die Fotos in einem dritten BEWEISMITTEL-Beutel.
    »Ich glaube nicht, dass es einen Richard Polaroid gegeben hat«, sagte Mike Hanlon von der Tür.
    »Wahrscheinlich nicht, aber Gott segne ihn trotzdem. Die Geschworenen, die diese Fotos sehen, werden Ihnen mit absoluter Sicherheit eine Tapferkeitsmedaille verleihen wollen, und nicht einmal Clarence Darrow könnte sie als Beweismittel ausschließen lassen.« Er sah Mike an. »Charlie Pickering.«
    Mike nickte. »Charlie Pickering.«
    »Arschloch.«
    Mike nickte erneut. »Arschloch de luxe.«
    Die beiden sahen einander ernst an, dann prusteten sie gleichzeitig vor schallendem Gelächter. Ralph verstand genau, wie ihnen zumute war - es war komisch, weil es schrecklich war, und schrecklich, weil es komisch war -, und er musste sich fest auf die Lippen beißen, damit er nicht einstimmte. Lachen wollte er im Augenblick als Allerletztes auf der Welt; es würde teuflisch wehtun.
    Leydecker holte ein Taschentuch aus der Gesäßtasche, wischte sich damit die tränenden Augen ab und riss sich allmählich wieder zusammen.
    »Pickering gehört zu der Recht-auf-Leben-Bande, oder nicht?«, fragte Ralph. Er erinnerte sich daran, wie Pickering
ausgesehen hatte, als Hanlons Assistent ihm aufgeholfen hatte. Ohne seine Brille hatte der Mann ungefähr so gefährlich ausgesehen wie ein Kaninchen im Schaufenster einer Tierhandlung.
    »Könnte man sagen«, stimmte Mike trocken zu. »Er ist derjenige, den sie letztes Jahr im Parkhaus geschnappt haben, das sich das Krankenhaus und WomanCare teilen. Er hatte einen Kanister Benzin in der Hand und einen Rucksack mit leeren Flaschen auf dem Rücken.«
    »Die Stoffstreifen nicht zu vergessen«, sagte Leydecker. »Das sollten die Zündschnüre werden. Damals war Charlie noch überzeugtes Mitglied von Daily Bread.«
    »Wie nahe war er dran, ein Feuer im Gebäude zu legen?«, fragte Ralph neugierig.
    Leydecker zuckte die Achseln. »Nicht sehr. Jemand aus der Gruppe hat offenbar eingesehen, dass ein Brandanschlag auf die örtliche Frauenklinik wohl eher ein Akt des Terrorismus als eine politische Aktion sein könnte, und einen anonymen Anruf bei der hiesigen Polizei gemacht.«
    »Keine schlechte Idee«, sagte Mike. Er schnaubte wieder ein kurzes Kichern und verschränkte dann die Arme vor der Brust, als wollte er jeglichen weiteren Heiterkeitsausbruch im Inneren halten.
    »Ja«, sagte Leydecker. Er faltete die Finger ineinander, streckte die Arme aus und ließ die Knöchel knacken. »Statt ins Gefängnis, schickte ein umsichtiger, fürsorglicher Richter Charlie sechs Monate zur Behandlung und Therapie nach Juniper Hill, und da müssen sie zu dem Ergebnis gekommen sein, dass er wieder okay ist, denn seit Juli oder so hält er sich wieder in der Stadt auf.«

    »Jep«, stimmte Mike zu. »Er ist fast jeden Tag hier. Verbessert sozusagen die Atmosphäre. Labert praktisch jeden voll, der hier reinkommt, und hält ihnen seine kleine Predigt, wonach jede Frau, die eine Abtreibung durchführen lässt, in Schwefel vergehen wird, und dass die wirklichen Bösewichter wie Susan Day für alle Zeiten in einem See aus Feuer brennen werden. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, weshalb er es auf Sie abgesehen hatte, Mr. Roberts.«
    »Ich nehme an, ich hatte einfach nur Glück.«
    »Wie geht es Ihnen, Ralph?«, fragte Leydecker. »Sie sehen blass aus.«
    »Mir geht es bestens«, sagte Ralph, obwohl es ihm alles andere als bestens ging; tatsächlich wurde ihm immer übler.
    »Dass es Ihnen bestens geht, würde ich nicht gerade sagen, aber Sie haben auf jeden Fall Glück gehabt. Glück, dass diese Frauen Ihnen die Dose Pfefferspray gegeben haben. Glück, dass Sie das bei sich hatten. Und am meisten Glück, dass Pickering sich nicht einfach hinter Sie geschlichen und Ihnen das Messer bis zum Heft in den Hals gestoßen hat. Fühlen Sie sich kräftig genug, mit zum Revier zu kommen und eine offizielle Aussage zu machen, oder …«
    Plötzlich schnellte Ralph aus Mike Hanlons uraltem Drehstuhl, drückte die linke Hand vor den Mund, raste durch das Zimmer und riss die Tür in der hinteren rechten Ecke des Büros auf, wobei er verzweifelt betete, es möge sich nicht um einen Schrank handeln. In diesem Fall würde er wahrscheinlich Mikes Galoschen mit halb verdautem Käsetoast und leicht gebrauchter Tomatensuppe füllen.

    Glücklicherweise handelte es sich um den Raum, den

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