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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das da drüben der Strawford-Park ist.«
    »Sie haben wahrscheinlich recht«, antwortete Leydecker, »aber machen Sie sich nichts vor - die Chancen, ihn als Komplizen festzunageln, sind beschissen. Sie wären auch dann nicht besser, wenn der Bezirks-Staatsanwalt nicht so konservativ wäre wie Dale Cox.«
    »Warum nicht?«
    »Als Allererstes bezweifle ich, dass wir eine engere Beziehung zwischen den beiden Männern nachweisen könnten. Zweitens, Typen wie Pickering neigen zu rückhaltloser Loyalität gegenüber den Leuten, die sie als ›Freunde‹ bezeichnen, weil sie so wenige haben - ihre Welt besteht überwiegend aus Feinden. Ich glaube nicht, dass Pickering bei einem Verhör vieles oder überhaupt etwas von dem wiederholen würde, was er Ihnen gesagt hat, als er Sie mit dem Jagdmesser an den Rippen kitzelte. Drittens, Ed Deepneau ist kein Narr. Verrückt, ja - vielleicht verrückter als Pickering, wenn man es recht bedenkt -, aber kein Narr. Er würde nichts zugeben.«
    Ralph nickte. Das entsprach genau seiner Meinung von Ed.
    »Wenn Pickering tatsächlich sagen würde, dass Deepneau ihm befohlen hätte, Sie zu suchen und auszuschalten - weil Sie nämlich einer dieser babytötenden, fötusstehlenden
Zenturionen wären -, würde Ed uns anlächeln und nicken und sagen, dass er überzeugt sei, der arme Charlie hätte uns das gesagt, der arme Charlie würde es wahrscheinlich selbst glauben , aber deshalb wäre es noch lange nicht wahr.«
    Die Ampel wurde grün. Leydecker fuhr über die Kreuzung und bog links in die Harris Avenue ein. Die Scheibenwischer schabten geräuschvoll hin und her. Strawford-Park rechter Hand von Ralph sah durch den Regen, der an der Scheibe herabfloss, wie ein Wackelbild aus.
    »Und was könnten wir darauf antworten?«, fragte Leydecker. »Tatsache ist, Charlie Pickering kann eine lange Krankengeschichte geistiger Labilität vorweisen - wenn es um Klapsmühlen geht, hat er die große Rundreise hinter sich: Juniper Hill, Acadia Hospital, Bangor Mental Health Institute … wenn es ein Ort ist, an dem es kostenlose Elektroschockbehandlungen und Jacken, die man auf dem Rücken zuknöpft, gibt, ist Charlie mit großer Wahrscheinlichkeit schon dort gewesen. Heutzutage ist Abtreibung sein Steckenpferd. Ende der Sechzigerjahre hatte er wegen Senatorin Margaret Chase Smith Hummeln im Arsch. Er schrieb Briefe an alle - die Polizei von Derry, die State Police, das FBI - und behauptete, sie sei eine russische Spionin. Er sagte, er könne es beweisen.«
    »Großer Gott, das ist unglaublich.«
    »Nee, das ist Charlie Pickering, und ich wette, solche wie ihn gibt es dutzendweise in jeder Stadt dieser Größe in den Vereinigten Staaten. Verdammt, überall auf der Welt.«
    Ralphs Hand stahl sich an die Seite und berührte den Verband. Seine Finger strichen die Schmetterlingsform unter dem Mull nach. Er erinnerte sich an Pickerings vergrößerte
braune Augen - wie sie ängstlich und ekstatisch zugleich ausgesehen hatten. Er hegte schon Zweifel, dass der Mann, dem diese Augen gehörten, ihn wirklich fast umgebracht hätte, und er fürchtete, morgen würde die ganze Angelegenheit wie einer der sogenannten »Traumübergriffe« wirken, von denen er in James A. Halls Buch gelesen hatte.
    »Das Schlimme ist, Ralph, ein Irrer wie Charlie Pickering ist das perfekte Werkzeug für jemanden wie Deepneau. Im Augenblick hat unser kleiner Ehefrauenprügler etwa eine Tonne Gegenargumente auf seiner Seite.«
    Leydecker bog in die Einfahrt neben dem Haus von Ralph ein und parkte hinter einem großen Oldsmobile mit Rostflecken auf dem Kofferraumdeckel und einem uralten Aufkleber - DUKAKIS’88 - auf der Stoßstange.
    »Wem gehört denn dieser Brontosaurier? Dem Prof?«
    »Nein«, sagte Ralph, »das ist mein Brontosaurier.«
    Leydecker sah ihn ungläubig an, während er den Schalthebel seines völlig schnickschnacklosen Polizei-Chevys auf Parken stellte. »Wenn Sie einen Wagen haben, warum stehen Sie dann im strömenden Regen an der Bushaltestelle herum? Läuft er nicht?«
    »Er läuft«, sagte Ralph ein wenig steif, wollte aber nicht hinzufügen, dass er sich irren könnte; er hatte den Olds seit über zwei Monaten nicht mehr auf der Straße gehabt. »Und ich habe nicht im strömenden Regen herumgestanden; die Haltestelle ist nicht nur eine Haltestelle, sie hat einen Unterstand . Mit Dach. Sogar mit einer Bank. Kein Kabelfernsehen, das stimmt, aber warten Sie bis nächstes Jahr.«
    »Trotzdem …«, sagte Leydecker und sah den

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