Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
mit seinen uralten gelben Augen anzusehen. Er ist ein Trottel, und du bist auch einer, schien dieser Abschiedsblick zu sagen. Unter den gegebenen Umständen war das eine Schlussfolgerung, der Ralph nicht unbedingt widersprechen wollte. Er klemmte seine Zeitungen unter den Arm, beugte sich über das linierte Blatt auf dem Tresen neben der Registrierkasse und unterschrieb die Petition, die Susan Day bat, nach Derry zu kommen und zur Verteidigung von WomanCare zu sprechen.

3
    Den Up-Mile Hill hinauf ging es besser, als er erwartet hatte, und während er die Kreuzung Witcham und Jackson überquerte, dachte er: Na also, das war ja gar nicht so schlimm, es war …
    Plötzlich stellte er fest, dass seine Ohren klingelten und seine Beine unter ihm angefangen hatten zu zittern. Er blieb auf der anderen Seite der Witcham stehen und presste eine Hand auf das Hemd. Er konnte das Herz unmittelbar darunter schlagen spüren; es hämmerte mit einer unregelmäßigen Heftigkeit, die Angst einflößend war. Er hörte Papier rascheln und sah eine Werbebeilage aus dem Boston Globe rutschen und schaukelnd in den Rinnstein fallen. Er wollte sich bücken, um sie aufzuheben, dann aber hielt er inne.

    Keine gute Idee, Ralph - wenn du dich bückst, wirst du höchstwahrscheinlich hinfallen. Ich würde vorschlagen, du lässt die Beilage für die Straßenreinigung liegen.
    »Ja, okay, gute Idee«, murmelte er und richtete sich wieder auf. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen wie ein unwirklicher Krähenschwarm, und einen Moment war Ralph überzeugt, er würde schließlich auf der Werbebeilage landen, egal, was er tun oder lassen mochte.
    »Ralph? Alles in Ordnung?«
    Er schaute vorsichtig auf und erblickte Lois Chasse, die auf der anderen Seite der Harris Avenue und einen halben Block von dem Haus entfernt wohnte, das er sich mit Bill McGovern teilte. Sie saß auf einer der Bänke vor dem Strawford-Park und wartete wahrscheinlich auf den Canal Street Bus, mit dem sie in Richtung Innenstadt fahren konnte.
    »Klar, bestens«, sagte er und setzte die Beine in Bewegung. Ihm war, als würde er durch Sirup waten. Er glaubte aber, dass er es bis zu der Bank schaffte, ohne eine allzu schlechte Figur abzugeben. Doch als er sich neben sie setzte, konnte er ein dankbares Stöhnen nicht unterdrücken.
    Lois Chasse hatte große, dunkle Augen - die man »spanische Augen« genannt hatte, als Ralph noch ein Kind war -, und er wettete, dass sie zu Lois’ Highschool-Zeit in den Köpfen vieler junger Männer herumgespukt waren. Sie waren immer noch das Schönste an ihr, aber Ralph gefiel die Sorge nicht besonders, die er jetzt in ihnen las. Das war … was? Ein bisschen zu gutnachbarlich für meinen Geschmack, war der erste Gedanke, der ihm einfiel, aber er war sich nicht sicher, ob das der richtige Gedanke war.
    »Bestens«, wiederholte Lois.

    »Klar doch.« Er holte das Taschentuch aus der Gesäßtasche, vergewisserte sich, dass es sauber war, und wischte sich damit über die Stirn.
    »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich das sage, aber du siehst nicht bestens aus , Ralph.«
    Ralph machte es jedoch was aus, er wusste aber nicht, wie er ihr das sagen sollte.
    »Du bist blass, du schwitzt, und du bist ein Umweltverschmutzer.«
    Ralph sah sie erstaunt an.
    »Etwas ist aus deiner Zeitung gefallen. Ich glaube, es war eine Werbebeilage.«
    »Tatsächlich?«
    »Du weißt genau, dass es so war. Entschuldige mich einen Augenblick.«
    Sie stand auf, ging über den Gehweg, bückte sich (Ralph stellte fest, dass ihre Hüften zwar ziemlich breit, ihre Beine aber noch bewundernswert straff für eine Frau waren, die achtundsechzig sein musste) und hob die Werbebeilage auf. Sie kam damit zur Bank zurück und setzte sich.
    »Da«, sagte sie. »Jetzt bist du kein Umweltverschmutzer mehr.«
    Er musste unwillkürlich lächeln. »Danke.«
    »Nichts zu danken. Ich kann den Maxwell-House-Coupon brauchen. Und den für Hamburger Helper und Diet Coke. Ich bin so fett geworden seit Mr. Chasse gestorben ist.«
    »Du bist kein bisschen fett, Lois.«
    »Danke, Ralph, du bist der vollendete Gentleman, aber weich nicht vom Thema ab. Du hast einen Schwindelanfall gehabt, richtig? Du bist sogar fast umgekippt.«

    »Ich habe nur Luft geholt«, sagte er steif und beobachtete einen Haufen Kinder, die vorn im Park Baseball spielten. Sie gaben wirklich alles, lachten und blödelten herum. Ralph beneidete sie um ihre funktionstüchtigen Klimaanlagen.
    »Luft geholt,

Weitere Kostenlose Bücher