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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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runzelte die Stirn. Er wusste nicht, ob es weiterhalf, irgendwo da draußen existierte ein Mensch, der weder eine normale Karte noch ein Joker im Spiel war. Ein völlig unbeschriebenes Blatt, das sich beide Seiten schnappen konnten. Atropos hatte den metaphysischen Luftschlauch dieses Burschen durchgeschnitten, und jetzt hatte jemand - oder etwas - eine Auszeit beantragt.
    Lois: [»Sie sprechen von Ed, richtig?«]
    Ralph wirbelte herum und sah sie durchdringend an, aber sie betrachtete Lachesis.
    [»Ed Deepneau ist die leere Karte.«]
    Lachesis nickte.
    [»Woher wusstest du das, Lois?«]
    [»Wer sollte es sonst sein?«]

    Sie lächelte ihm nicht direkt zu, aber Ralph spürte das Gefühl eines Lächelns. Er drehte sich wieder zu Klotho und Lachesis um.
    [»Okay, allmählich kommen wir voran. Und wer hat bei dieser Sache die Ampel auf Rot geschaltet? Ich glaube nicht, dass Sie beide es gewesen sind - ich habe eine Ahnung, als wären Sie, zumindest in dieser Angelegenheit, nicht mehr als Handlanger.«]
    Sie streckten einen Moment die Köpfe zusammen und murmelten, aber Ralph sah einen schwachen Ockerfarbton wie einen Saum an der Stelle erscheinen, wo ihre grün-goldenen Auren sich berührten, und wusste, dass er recht hatte. Schließlich drehten die beiden sich wieder zu ihm und Lois um.
    Lachesis: [Ja, das ist im Wesentlichen richtig. Sie haben eine Art, alles ins rechte Licht zu rücken, Ralph. So eine Unterhaltung haben wir seit tausend Jahren nicht mehr geführt …]
    Klotho: [Wenn überhaupt je.]
    Ralph: [»Ihr müsst nur die Wahrheit sagen, Jungs.«]
    Lachesis, flehentlich wie ein Kind: [Das haben wir!]
    Ralph: [»Die ganze Wahrheit.«]
    Lachesis: [Nun gut, die ganze Wahrheit. Ja, Atropos hat Ed Deepneaus Schnur durchgeschnitten. Das wissen wir nicht, weil wir es gesehen haben - wie schon gesagt, ist unser Sehvermögen nicht mehr besonders klar -, sondern weil es die einzig logische Schlussfolgerung ist. Deepneau ist ein unbeschriebenes Blatt, er gehört weder dem Plan noch dem Zufall; das wissen wir, und seine Lebensschnur muss von ungeheurer Bedeutung gewesen sein, eine Art Meister-Strang, dass so ein Aufhebens gemacht wird und
so große Sorge herrscht. Allein die Tatsache, dass er so lange weiterlebt, nachdem seine Schnur durchgeschnitten wurde, deutet auf seine Macht und seine Bedeutung hin. Als Atropos seine Schnur durchtrennte, hat er eine schreckliche Kette von Ereignissen ausgelöst.]
    Lois erschauerte und trat näher zu Ralph.
    Lachesis: [Ihr habt uns Handlanger genannt. Das ist zutreffender, als euch bewusst ist. In diesem Fall sind wir nichts weiter als Boten. Unsere Aufgabe besteht darin, Ihnen und Lois zur Kenntnis zu bringen, was geschehen ist und was von Ihnen erwartet wird, und diese Aufgabe haben wir fast erfüllt. Und wer »die Ampel auf Rot geschaltet hat«, diese Frage können wir nicht beantworten, weil wir es selbst nicht wissen.]
    [»Ich glaube Ihnen nicht.«]
    Aber er hörte die fehlende Überzeugung in seiner eigenen Stimme (sofern es eine Stimme war).
    Klotho: [Seien Sie nicht albern - selbstverständlich glauben Sie es! Würden Sie erwarten, dass die Direktoren eines riesigen Automobilkonzerns einen kleinen Arbeiter in die Chefetage einladen, um ihm die Hintergründe der Firmenpolitik zu erläutern? Oder um ihm detailliert zu erklären, warum ein Werk geschlossen wurde und das andere weiterproduzieren darf?]
    Lachesis: [Wir stehen in ein wenig höherer Position als die Männer, die in Autofabriken am Fließband arbeiten, aber wir sind trotzdem noch das, was Sie vielleicht als »einfache Arbeiter« bezeichnen würden, Ralph - nicht mehr und nicht weniger.]
    Klotho: [Geben Sie sich damit zufrieden: Über der Ebene kurzfristiger Existenzen und der langfristiger, auf der Lachesis,
Atropos und ich existieren, gi b t es noch andere. Diese werden von Wesen bewohnt, die wir Immerwährende nennen; sie existieren entweder ewig oder zumindest so lange, dass kaum ein Unterschied mehr besteht. Kurzfristige und Langfristige leben in überlappenden Sphären der Existenz - auf verbundenen Etagen desselben Gebäudes, wenn Sie so wollen -, die vom Plan und vom Zufall beherrscht werden. Über diesen Etagen, für uns unerreichbar, aber trotzdem ebenso Bestandteil desselben Turms der Existenz, leben andere Wesen. Manche sind Ehrfurcht gebietend und wunderbar; andere so böse, dass nicht einmal wir es begreifen können, geschweige denn ihr. Diese Wesen könnte man den Höheren Plan und den Höheren Zufall

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