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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zu sehen, richtig?«]
    Sie sahen einander an, dann Lois, dann - nervös - zu Ralph. Sie antworteten nicht, und da kam Ralph ein interessanter Gedanke: Wie der Knabe George Washington in der Legende mit dem Kirschbaum konnten Klotho und Lachesis nicht lügen … was sie in Augenblicken wie diesem wahrscheinlich bedauerten. Sie hatten nur eine einzige Alternative dazu, nämlich wie jetzt den Mund zu halten und zu hoffen, dass das Gespräch in sichere Bahnen wechseln würde. Ralph beschloss, dass er das nicht wollte - jedenfalls noch nicht -, obwohl die große Gefahr bestand, dass Lois herausfand, wohin ihre Ohrringe tatsächlich verschwunden waren … immer vorausgesetzt, sie wusste es nicht ohnehin schon, eine Möglichkeit, die ihm gar nicht so weit hergeholt erschien. Der alte Lockruf der Jahrmarktschreier fiel ihm ein: Kommen Sie ruhig näher, meine Herren … aber wenn Sie spielen wollen, müssen Sie bezahlen .
    [»O nein, Lois, die Veränderung hat nicht stattgefunden, als ich anfing, die Auren zu sehen. Ich nehme an,
viele Menschen können ab und zu einmal einen Blick in die langfristige Welt der Auren werfen, ohne dass ihnen etwas Böses widerfährt. Ich glaube, ich wurde erst aus meiner hübschen, sicheren Nische im Plan gestoßen, als wir das Gespräch mit diesen beiden feinen Herren angefangen haben. Was meinen Sie dazu, meine feinen Herren? Sie haben gewissermaßen eine Spur aus Brotkrumen hinterlassen, obwohl Sie genau wussten, was passieren würde. Ist es nicht ganz genauso gewesen?«]
    Die beiden betrachteten ihre Füße, dann langsam, widerwillig wieder Ralph. Lachesis antwortete.
    [Ja, Ralph. Wir haben Sie zu uns gelockt, obwohl wir wussten, dass es Ihr Ka verändern würde. Das ist ein Unglück, aber die Situation erforderte es.]
    Jetzt wird Lois nach ihrem eigenen Status fragen, dachte Ralph. Jetzt muss sie fragen.
    Aber sie tat es nicht. Sie sah die beiden kleinen kahlköpfigen Ärzte nur mit einem undeutbaren Ausdruck an, der so gar nicht zu ihrer gewohnten Unsere Lois -Miene passen wollte. Ralph fragte sich wieder, wie viel sie wusste oder vermutete, wunderte sich erneut darüber, dass er nicht die geringste Ahnung hatte … doch dann wurden diese Spekulationen von einer neuerlichen Woge des Zorns verschluckt.
    [»Ihr Jungs … Mannomann, ihr Jungs …«]
    Er führte es nicht weiter aus, aber wenn Lois nicht neben ihm gestanden hätte, hätte er es vielleicht getan: Ihr Jungs habt eine ganze Menge mehr getan, als uns nur um unseren Schlaf zu bringen, oder nicht? Ich weiß nicht, wie es bei Lois ist, aber ich hatte eine gemütliche kleine Nische im Plan … was bedeutet, dass ihr mich absichtlich zu einer
Ausnahme von der Regel gemacht habt, deren Einhaltung ihr euer ganzes Leben widmet. In gewisser Weise bin ich ebenso ein leeres Blatt wie der Bursche, den wir finden sollen. Wie hat Klotho es ausgedrückt? »Alles ist möglich.« Wie verdammt wahr das ist.
    Lois: [»Sie haben davon gesprochen, dass wir unsere Kräfte einsetzen sollten. Welche Kräfte?«]
    Lachesis drehte sich zu ihr um, offenbar entzückt über den Themenwechsel. Er presste die Handflächen aufeinander und breitete die Hände dann zu einer eigentümlich orientalischen Geste aus. Zwei rasch aufeinanderfolgende Bilder erschienen dazwischen: Ralphs Hand, aus der ein Strahl kalten blauen Feuers schoss, als er mit ihr wie bei einem Karateschlag durch die Luft fuhr, und Lois’ Zeigefinger, der helle blaugraue Kugeln aus Licht hervorbrachte, die wie radioaktive Hustendrops aussahen.
    Ralph: [»Ja, schon gut, wir besitzen etwas , aber es ist nicht zuverlässig. Es ist mehr wie …«]
    Er konzentrierte sich und erzeugte selbst ein Bild: Hände, die die Rückseite eines Radios öffneten und zwei mit blaugrauem Belag verkrustete Batterien herausholten. Klotho und Lachesis, die nicht verstanden, sahen ihn stirnrunzelnd an.
    Lois: [»Er versucht zu sagen, dass wir das nicht immer können, und wenn, dann können wir es nicht lange. Unsere Batterien werden schnell leer, versteht ihr.«]
    Mit amüsiertem Unglauben gemischtes Verständnis breitete sich auf ihren Gesichtern aus.
    Ralph: [»Was ist daran so verdammt komisch?«]
    Klotho: [Nichts … alles. Ihr habt keine Vorstellung, wie seltsam Sie und Lois uns vorkommen - eben noch unglaublich
weise und subtil, und im nächsten Augenblick unglaublich naiv. Eure Batterien, wie ihr euch ausdrückt, müssen niemals leer werden, denn ihr steht beide neben einem grenzenlosen Vorrat an Energie. Da ihr

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