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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Worte.
    Ralph: [»… im Geringsten … wollte nur wissen, was ich zu erwarten habe.«]
    Klotho: [… bereit? … muss sein …]
    Sag nein, Ralph, dachte sie. Sag NEIN!
    Ralph: [»… bereit.«]
    Lachesis: [Verstehen … seine Bedingungen … und den Preis?]
    Ralph, jetzt sichtlich ungeduldig: [»Ja, ja. Können wir jetzt bitte …«]

    Klotho, mit großem Ernst: [Nun gut, Ralph. So soll es sein.]
    Lachesis legte einen Arm um Ralphs Schultern; er und Klotho führten ihn ein Stück weiter bergab zu der Stelle, wo die jüngeren Kinder im Winter ihre Schlittenfahrten begannen. Dort befand sich eine flache, kreisrunde Stelle, etwa so groß wie die Bühne eines Nachtklubs. Nachdem sie dort angekommen waren, hielt Lachesis Ralph auf, dann drehte er ihn herum, sodass er und Klotho einander gegenüberstanden.
    Plötzlich wollte Lois die Augen schließen, stellte aber fest, dass sie es nicht konnte. Sie konnte nur zusehen und beten, dass Ralph wusste, was er tat.
    Klotho unterhielt sich murmelnd mit ihm. Ralph nickte und schlüpfte aus McGoverns Weste. Er faltete sie zusammen und legte sie ordentlich auf das laubbedeckte Gras. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, ergriff Klotho seinen rechten Arm am Handgelenk und hielt ihn starr ausgestreckt. Dann nickte er Lachesis zu, der Ralphs Manschettenknopf öffnete und mit drei raschen Bewegungen den Ärmel bis zum Ellbogen hochkrempelte. Als das geschehen war, drehte Klotho Ralphs Arm so, dass das Handgelenk nach oben zeigte. Die feinen blauen Adern dicht unter der Haut des Unterarms waren deutlich zu sehen und von feinen Schnörkeln der Aura betont. Das alles kam Lois schrecklich vertraut vor: als würde sie sehen, wie ein Patient in einer Krankenhausfernsehserie für die Operation vorbereitet wurde.
    Aber dies war nicht das Fernsehen.
    Lachesis beugte sich nach vorn und sagte wieder etwas. Sie konnte die Worte immer noch nicht hören, aber
Lois wusste, er sagte Ralph, dass dies seine letzte Chance war.
    Ralph nickte, und obwohl seine Aura Lois verriet, dass er große Angst vor dem hatte, was ihm bevorstand, brachte er sogar ein Lächeln zustande. Als er sich zu Klotho umdrehte und auf ihn einsprach, schien er keine Beruhigung zu suchen, sondern tatsächlich ein Wort des Trostes zu äußern. Klotho versuchte, Ralphs Lächeln zu erwidern, aber ohne Erfolg.
    Lachesis legte eine Hand um Ralphs Handgelenk, allerdings (so kam es Lois jedenfalls vor) mehr um den Arm zu stützen, als um ihn tatsächlich reglos zu halten. Er erinnerte sie an eine Schwester, die einem Patienten beisteht, der eine schmerzhafte Injektion bekommt. Dann sah er seinen Partner mit ängstlichen Augen an und nickte. Klotho nickte ebenfalls, holte Luft und beugte sich dann über Ralphs Unterarm mit dem geisterhaften Baum blauer Venen, die unter der Haut schimmerten. Er hielt einen Moment inne, dann klappte er langsam die Schere auf, mit der er und sein alter Freund das Leben gegen den Tod eintauschten.

7
    Lois kam schwankend auf die Füße und stand unsicher auf Beinen, die sich schwer wie Blei anfühlten. Sie wollte die Lähmung überwinden, die sie in diesem schrecklichen Schweigen gefangen hielt, wollte Ralph zurufen, dass er aufhören sollte - ihm sagen, dass er nicht wusste, was sie mit ihm vorhatten .

    Aber er wusste es. Sie sah es an seinem blassen Gesicht, den halb geschlossenen Augen, den schmerzlich zusammengepressten Lippen. Am deutlichsten aber sah sie es an den roten und schwarzen Flecken, die wie Meteore durch seine Aura rasten, und an der Aura selbst, die sich zu einer harten, blauen Hülle zusammengezogen hatte.
    Ralph nickte Klotho zu, der das untere Scherenblatt senkte, bis es Ralphs Unterarm direkt unter der Beuge des Ellbogens berührte. Einen Augenblick wurde die Haut nur zu einem Grübchen eingedrückt, dann bildete sich eine glatte, dunkle Blutblase, wo das Grübchen gewesen war. Die Schneide glitt in diese Blase. Als Klotho die Finger spannte und die Scherenblätter zusammendrückte, schnellte die Haut auf beiden Seiten des Längsschnitts zurück wie Jalousien. Das Unterhautfettgewebe glänzte wie schmelzendes Eis im grellen blauen Leuchten von Ralphs Aura. Lachesis hielt Ralphs Handgelenk fester, aber soweit Lois sehen konnte, unternahm Ralph nicht einmal ansatzweise aus Reflex den Versuch, sie zurückzuziehen; er senkte nur den Kopf und ballte die linke Hand hoch erhoben zur Faust wie ein Mann, der den Black-Power-Bürgerrechtsbewegungs-Gruß ausführt. Sie konnte die Sehnen an

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