Schlaflos - Insomnia
Ralph. »Sie ist eine Feministin …«
»Ich weiß, wer Susan Day ist«, sagte McGovern gereizt.
»Jedenfalls wollen ein paar Leute sie hierher holen, damit sie eine Rede hält. Zugunsten von WomanCare.«
»Als Ed heute nach Hause kam, war er bester Laune«, sagte Helen unter Tränen. »Das ist er donnerstags fast immer, weil das sein halber Tag ist. Er hat davon gesprochen, dass er den Nachmittag über so tun würde, als ob er
ein Buch lesen, in Wirklichkeit aber nur dem Rasensprenger zusehen wollte, wie er sich im Kreis herumdrehte … du weißt ja, wie er ist …«
»Ja«, sagte Ralph und erinnerte sich daran, wie Ed den Arm in eines der Fässer des schwergewichtigen Mannes gebohrt hatte, und an sein verschlagenes Grinsen
(ich kenne bessere Tricks als den)
im Gesicht. »Ja, ich weiß, wie er ist.«
»Ich habe ihn losgeschickt, um etwas Babynahrung zu holen …« Ihre Stimme schwoll an, wurde bestürzt und ängstlich. »Ich wusste nicht, dass er sich so aufregen würde … ich hatte schon fast vergessen, dass ich das verdammte Ding unterschrieben hatte, um ehrlich zu sein … und ich verstehe immer noch nicht, warum er sich so aufgeregt hat … aber … aber, als er zurückkam …« Sie zitterte und drückte Natalie an sich.
»Pst, Helen, beruhige dich, alles ist gut.«
»Nein, nichts ist gut!« Sie sah zu ihm auf, und Tränen rannen aus dem einen Auge und quollen unter dem geschwollenen Lid des anderen hervor. »Ni-ni-nihichts ist gut! Warum hat er diesmal nicht aufgehört? Und was soll aus mir und dem Baby werden? Wohin sollen wir gehen? Ich habe kein Geld, abgesehen von dem auf dem gemeinsamen Girokonto … ich habe keinen Job … O Ralph, warum hast du die Polizei gerufen? Das hättest du nicht tun sollen!« Und sie schlug ihm mit einer kraftlosen kleinen Faust auf den Unterarm.
»Du wirst das prima überstehen«, sagte er. »Du hast eine Menge Freunde in der Nachbarschaft.«
Aber er hörte kaum, was er sagte, und ihren kleinen Knuff hatte er überhaupt nicht gespürt. Der Zorn pochte
in seiner Brust und in den Schläfen wie ein zweiter Herzschlag.
Nicht: Warum hat er nicht aufgehört; das hatte sie nicht gesagt. Sie hatte gesagt: Warum hat er diesmal nicht aufgehört?
Diesmal.
»Helen, wo ist Ed jetzt?«
»Zu Hause, denke ich«, sagte sie matt.
Ralph tätschelte ihr die Schulter, dann drehte er sich um und ging zur Tür.
»Ralph?«, fragte Bill McGovern. Er hörte sich erschrocken an. »Wo gehst du hin?«
»Schließen Sie die Tür hinter mir ab«, sagte Ralph zu Sue.
»Herrje, ich weiß nicht, ob ich das kann.« Sue sah zweifelnd zu der Reihe der Schaulustigen, die zu dem schmutzigen Fenster hereinsahen. Inzwischen waren es noch mehr geworden.
»Sie können«, sagte er, dann legte er den Kopf schief, als er das erste leise Heulen der näher kommenden Sirene vernahm. »Hören Sie das?«
»Ja, aber …«
»Die Cops werden Ihnen sagen, was Sie tun sollen, und Ihr Boss wird auch nicht wütend auf Sie sein - wahrscheinlich gibt er Ihnen einen Orden, weil Sie alles genau richtig gemacht haben.«
»Wenn er das tut, dann teile ich ihn mit Ihnen«, sagte sie, dann betrachtete sie wieder Helen. »Herrje, Ralph, sehen Sie sie an. Hat er sie wirklich so verprügelt, weil sie ein blödes Stück Papier bei S and S unterschrieben hat?«
»Sieht so aus«, sagte Ralph. Die Unterhaltung ergab durchaus einen Sinn für ihn, schien aber aus weiter Ferne zu kommen. Seine Wut war viel näher; ihm kam es vor, als hätte sie die heißen Arme um seinen Hals geschlungen. Er wünschte sich, er wäre noch einmal vierzig, höchstens fünfzig, damit er Ed eine Dosis seiner eigenen Medizin verabreichen könnte. Und er hatte eine Ahnung, dass er genau das möglicherweise trotzdem versuchen würde.
Er drehte den Schlüssel im Schloss herum, als McGovern ihn an der Schulter packte. »Was hast du vor?«
»Ich gehe zu Ed.«
»Soll das ein Witz sein? Er wird dich auseinandernehmen, wenn du ihm unter die Augen kommst. Hast du nicht gesehen, was er mit ihr gemacht hat?«
»Worauf du dich verlassen kannst«, antwortete Ralph. Die Worte waren nicht gerade ein Knurren, kamen dem aber so nahe, dass McGovern die Hand sinken ließ.
»Du bist siebzig beschissene Jahre alt, Ralph, falls du das vergessen hast. Und Helen braucht im Augenblick einen Freund, und nicht einen durch den Fleischwolf gedrehten alten Tattergreis, den sie besuchen kann, weil er im Krankenhaus nur drei Zimmer von ihrem entfernt liegt.«
Bill hatte
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