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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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silberner
Dunst; nicht einmal die Andeutung eines Dunsts. Er hätte es fast schwören können.
    »Ganz recht«, sagte er. »Ein halbes Jahr. Mir kommt es länger vor. Viel länger.«
    »Gibt es ein ersichtliches Muster? Normalerweise gibt es eines. Ich meine, wälzen Sie sich herum, bevor Sie einschlafen, oder...«
    »Bei mir ist es vorzeitiges Erwachen.«
    Wyzer zog die Brauen hoch. »Und Sie haben ein oder drei Bücher zum Thema gelesen, schließe ich daraus.« Hätte Litchfield diese Bemerkung gemacht, hätte Ralph Herablassung hineininterpretiert. Bei Joe Wyzer spürte er keine Herablassung, sondern aufrichtige Bewunderung.
    »Ich habe gelesen, was ich in der Bücherei finden konnte, aber das war nicht viel, und es hat auch kaum geholfen.« Nach einer Pause fügte Ralph hinzu: »In Wahrheit hat gar nichts geholfen.«
    »Nun, dann will ich Ihnen mal sagen, was ich zu dem Thema weiß, und Sie heben einfach die Hand, wenn ich in Bereiche vordringe, die Sie schon abgedeckt haben. Wer ist übrigens Ihr Hausarzt?«
    »Litchfield.«
    »Hmhm. Und normalerweise kaufen Sie … wo? Im Peoples Drug draußen im Einkaufszentrum? Im Rexall in der Innenstadt?«
    »Im Rexall.«
    »Verstehe. Sie sind heute inkognito hier.«
    Ralph errötete … dann grinste er. »Ja, so was in der Art.«
    »Hmhm. Und ich muss wohl nicht erst fragen, ob Sie mit Ihrem Problem bei Litchfield gewesen sind, oder? Wenn
ja, dann wären Sie jetzt nicht hier und würden die wunderbare Welt der Patentmedizin erforschen.«
    »Sind sie das? Patentarzneien?«
    »Drücken wir es einmal so aus - ich würde mich viel wohler fühlen, wenn ich dieses ganze Zeug auf einem großen roten Wagen mit knalligen gelben Rädern verkaufen würde.«
    Ralph lachte, und die helle silberne Wolke, die er vor Wyzers Kittel gesehen hatte, zerstob dabei.
    »Auf diese Art von Händlerdasein könnte ich mich vielleicht einlassen«, sagte Wyzer mit einem verklärten kleinen Grinsen. »Ich würde mir eine süße kleine Zuckerpuppe besorgen, die in einem Pailetten-BH und einer Pluderhose tanzt … ich würde sie Little Egypt nennen, wie in dem alten Song der Coasters … sie wäre meine Anheiznummer. Außerdem hätte ich einen Banjospieler. Meiner Meinung nach gibt es nichts Besseres als eine gute Dosis Banjomusik, um die Leute in Kauflaune zu versetzen.«
    Wyzer sah an den Abführ- und Schmerzmitteln vorbei und genoss seinen fröhlichen Tagtraum. Dann schaute er Ralph wieder an.
    »Für jemanden, der zu früh aufwacht, so wie Sie, Ralph, ist dieses Zeug definitiv nutzlos. Sie wären mit einem Schuss Fusel oder einem dieser Wellengeneratoren, wie man sie in Katalogen anbietet, besser bedient, und wenn ich Sie so ansehe, dann denke ich mir, dass Sie wahrscheinlich beides schon versucht haben.«
    »Ja.«
    »Zusammen mit rund zwei Dutzend weiteren alten, erprobten Hausmitteln.«

    Ralph lachte wieder. Der Mann gefiel ihm immer besser. »Versuchen Sie es mit vier Dutzend, dann sind Sie im Rennen.«
    »Nun, Sie sind ein tüchtiger Kerl, das muss ich Ihnen lassen«, sagte Wyzer und winkte mit einer Hand zu den blauen Verpackungen. »Diese Dinger da sind nichts weiter als Antihistamine. Im Grunde genommen machen sie sich eine Nebenwirkung zunutze - Antihistamine machen die Leute schläfrig. Nehmen Sie eine Packung Comtrex oder Benadryl drüben bei den Nasentropfen, und Sie werden sehen, dass daraufsteht, man soll sie nicht nehmen, wenn man Auto fährt oder schwere Maschinen bedient. Leuten, die gelegentlich an Schlaflosigkeit leiden, könnte eine Sominex ab und zu helfen. Gibt ihnen einen Stups. Aber bei Ihnen würde das nicht funktionieren, denn Ihr Problem ist nicht das Ein schlafen, sondern das Durch schlafen, richtig?«
    »Richtig.«
    »Darf ich Ihnen eine heikle Frage stellen?«
    »Klar. Ich denke schon.«
    »Haben Sie in der Hinsicht Probleme mit Dr. Litchfield? Vielleicht zweifeln Sie an seiner Fähigkeit, zu begreifen, wie beschissen Sie sich durch Ihre Schlaflosigkeit fühlen?«
    »Ja«, sagte Ralph dankbar. »Meinen Sie, ich sollte ihn aufsuchen? Versuchen, ihm zu erklären, damit er es versteht?« Diese Frage würde Wyzer selbstverständlich bejahen, und Ralph würde endlich anrufen. Und es würde, sollte Litchfield sein, auch das wurde ihm jetzt klar. Es wäre Wahnsinn, sich in seinem Alter noch einen neuen Arzt zu suchen.
    Kannst du Dr. Litchfield sagen, dass du Dinge siehst? Kannst du ihm von den blauen Fäden erzählen, die aus Lois’
Fingern kamen? Den Spuren auf dem

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