Schlaflos - Insomnia
und wie Ed dem Mann im Pick-up vorwarf, er würde tote Babys in Fässern mit der Aufschrift WEED-GO transportieren. Helen hörte stumm zu, aber ihre Augen wurden immer größer und runder. »Dasselbe
hat er an dem Tag erzählt, als er dich verprügelte«, kam Ralph zum Ende, »aber da hatte er es schon ziemlich ausgeschmückt.«
»Das erklärt wahrscheinlich, warum er so auf Sie fixiert ist«, sagte Gretchen, »aber faktisch gesehen spielt das Warum überhaupt keine Rolle. Tatsache ist, er hat seinen verdrehteren Freunden eine Liste dieser sogenannten Zenturionen gegeben. Wir wissen nicht, wer alles darauf steht, aber ich und Helen und Susan Day, natürlich … und Sie.«
Warum ich?, hätte Ralph fast gefragt, aber dann wurde ihm klar, dass auch das eine sinnlose Frage gewesen wäre. Vielleicht hatte Ed ihn ins Visier genommen, weil er die Cops gerufen hatte, nachdem Ed Helen verprügelt hatte; wahrscheinlich aber aus keinem ersichtlichen Grund. Ralph erinnerte sich, dass er irgendwo gelesen hatte, David Berkowitz - auch als Son of Sam bekannt - habe behauptet, er hätte manchmal auf Befehl seines Hundes getötet.
»Was meinen Sie, werden sie versuchen?«, fragte Ralph. »Bewaffneten Überfall, wie in einem Chuck-Norris-Film?«
Er lächelte, aber Gretchen erwiderte das Lächeln nicht. »Leider haben wir keine Ahnung, was sie versuchen könnten«, sagte sie. »Die wahrscheinlichste Antwort ist, gar nichts. Aber andererseits könnte es sich Ed oder einer der anderen in den Kopf setzen, Sie aus Ihrem eigenen Küchenfenster hinauszuwerfen. Bei dem Spray handelt es sich im Grunde genommen um nichts anderes als verdünntes Tränengas. Eine kleine Versicherungspolice, mehr nicht.«
»Versicherung«, sagte er nachdenklich.
»Du befindest dich in einer sehr erlesenen Gesellschaft«, sagte Helen mit einem matten Lächeln. »Der einzige andere
männliche Zenturio auf ihrer Liste - jedenfalls soweit wir wissen - ist - Bürgermeister Cohen.«
»Habt ihr dem auch so eine gegeben?«, fragte Ralph und griff nach der Spraydose. Sie sah nicht gefährlicher aus als die Gratisproben Rasierschaum, die er von Zeit zu Zeit mit der Post bekam.
»Das war nicht nötig«, sagte Gretchen. Sie sah wieder auf die Uhr. Helen bemerkte die Geste und stand mit dem schlafenden Baby auf dem Arm auf. »Er hat die Lizenz, eine Schusswaffe verdeckt bei sich tragen zu dürfen.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Ralph.
»Wir haben die Akten im Rathaus durchgesehen«, antwortete sie und grinste. »Waffenscheine sind öffentliche Unterlagen.«
»Oh.« Dann kam ihm ein Gedanke. »Was ist mit Ed? Habt ihr ihn überprüft? Hat er eine?«
»Nee«, sagte sie. »Aber Typen wie Ed beantragen nicht unbedingt einen Waffenschein, wenn sie einen bestimmten Punkt überschritten haben … das wissen Sie doch, oder nicht?«
»Ja«, antwortete Ralph, der ebenfalls aufstand. »Ich denke schon. Was ist mit euch beiden? Seid ihr auf der Hut?«
»Worauf Sie sich verlassen können, Daddy-O. Worauf Sie sich verlassen können.«
Er nickte, war aber nicht völlig zufrieden. Ihre Stimme hatte einen leicht gönnerhaften Unterton, der ihm nicht besonders gefiel, als wäre die Frage an sich albern. Aber die Frage war nicht albern, und wenn sie das nicht wusste, konnten sie und ihre Freundinnen in Schwierigkeiten geraten. In große Schwierigkeiten.
»Das hoffe ich«, sagte er. »Wirklich. Kann ich Nat für dich nach unten tragen, Helen?«
»Lieber nicht - du würdest sie aufwecken.« Sie sah ihn ernst an. »Würdest du mir zuliebe die Spraydose bei dir tragen, Ralph? Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass dir etwas zustößt, bloß weil du versucht hast, mir zu helfen, und er nicht mehr ganz bei Trost ist.«
»Ich werde ernsthaft darüber nachdenken. Reicht dir das?«
»Ich glaube, das muss es wohl.« Sie betrachtete prüfend sein Gesicht. »Du siehst viel besser aus, als bei unserer letzten Begegnung - du schläfst wieder, richtig?«
Er grinste. »Nun, um die Wahrheit zu sagen, ich habe immer noch meine Probleme, aber es muss mir besser gehen, weil mir jeder dasselbe sagt.«
Sie stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. »Wir werden in Verbindung bleiben, oder? Ich meine, wir bleiben doch in Verbindung.«
»Ich werde meinen Teil dazu beitragen, wenn du deinen beiträgst, meine Süße.«
Sie lächelte. »Darauf kannst du dich verlassen, Ralph - du bist der netteste männliche Zenturio, den ich kenne.«
Darüber mussten sie
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