Schlag auf Schlag
dass Sie ein Kinderschänder sind.« Er lächelte. »Das würde ihm gefallen, was Krinsky?«
»Yeah«, sagte Krinsky und ahmte Dimontes Lächeln perfekt nach.
Myron nickte. »Fein. Okay, jetzt sag ich, wie meinen Sie das? Dann sagen Sie, ein knuspriger Happen wie Sie hat im Bau viele gute Freunde. Ich sage, bitte tun Sie mir das nicht an. Sie sagen, Sie dürfen sich nie bücken, um die Seife aufzuheben. Dann kichern Sie beide so ein Cop-Kichern.«
»Wovon reden Sie eigentlich, verdammt noch mal?«
»Verschwenden Sie meine Zeit nicht, Rolly.«
»Glauben Sie etwa nicht, dass ich Sie einbuchten lasse?«
Myron stand auf. »Ich weiß, dass Sie's nicht tun. Sonst hätten Sie mir längst Handschellen anlegen lassen.«
»Setzen Sie sich wieder hin!«
»Nehmen Sie mich fest oder lassen Sie mich zufrieden. Ich habe zu tun und muss dringend mit ein paar Leuten sprechen.«
»Ich weiß, dass Sie Dreck am Stecken haben, Bolitar. Das war kein Zufall, dass dieser Irre nach Ihnen gefragt hat. Er denkt, Sie können seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Da passt nämlich auch Ihr kleines Detektivspiel rein. Sie haben so getan, als würden Sie in der Sache ermitteln. Sie wollten nur ein Auge auf uns haben. Rauskriegen, was wir alles wissen.«
»Wie sind Sie mir nur so schnell auf die Schliche gekommen, Rolly?«
»Wir verhören ihn, lassen ihn schmoren und verhören ihn wieder, bis er zugibt, dass Sie da mit drinhängen.«
»Nein, das werden Sie nicht tun. Als sein Anwalt untersage ich jedes Verhör meines Klienten.«
»Sie dürfen ihn nicht vertreten. Schon mal was von Interessenkonflikt gehört?«
»Bis ich jemand anders für ihn gefunden habe, bin ich sein Anwalt.«
Myron öffnete die Tür und trat in den Flur. Er war überrascht, Esperanza dort zu sehen. Den Cops ging es ähnlich. Alle, die im Flur herumstanden, glotzten sie lüstern an. Wahrscheinlich eine reine Vorsichtsmaßnahme, sinnierte Myron, vielleicht fürchteten sie, Esperanza hätte eine Waffe in ihrer engen Jeans versteckt. Ja, das musste es wohl sein.
»Win hat angerufen«, sagte sie. »Er sucht dich.«
»Was ist los?«
»Er ist Duane gefolgt. Er meint, du sollst dir da mal was ansehen.«
25
Esperanza und Myron nahmen ein Taxi zum Chelsea Hotel an der 23rd Street zwischen 7th und 8th Avenue. Im Taxi roch es wie in einem türkischen Bordell, also besser als in den meisten anderen.
»Win sitzt in einem roten Sessel bei den Haustelefonen«, erläuterte Esperanza, als sie anhielten. »Das ist rechts vom Tisch der Concierge. Wenn die Luft rein ist, liest er Zeitung. Sonst nicht. Wenn er nicht Zeitung liest, beachte ihn nicht und geh wieder raus. Dann trefft ihr euch im Billard-Club.«
»Hat Win das gesagt?«
»Ja.«
»Das mit der reinen Luft auch?«
»Ja.«
Myron schüttelte den Kopf. »Willst du mitkommen?«
»Ich kann nicht. Muss noch lernen.«
»Danke fürs Suchen und Bescheid sagen.«
Sie nickte.
Win saß wie verabredet da. Er las das Wall Street Journal, also war die Luft rein. Win sah eigentlich genauso aus wie immer, mit Ausnahme der schwarzen Perücke, unter der er seine blonden Locken versteckt hatte. Dr. Tarnung. Myron setzte sich neben ihn und flüsterte: »Das weiße Kaninchen wird gelb, wenn der schwarze Hund darauf uriniert.«
Win las weiter. »Ich sollte dich informieren, wenn Duane etwas Ungewöhnliches tut.«
»Ja.«
»Er kam hier vor etwa zwei Stunden an, fuhr mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock und klopfte an die Tür von Zimmer 322. Eine Frau öffnete, sie umarmten sich. Er ging hinein. Die Tür wurde geschlossen.«
»Das ist nicht gut«, sagte Myron.
Win blätterte die Zeitung um. Gelangweilt.
»Kennst du die Frau?«, fragte Myron.
Win schüttelte den Kopf. »Schwarz. Circa einssiebzig. Schlank. Ich war so frei, mich in Zimmer 323 einzuquartieren. Durch den Spion hat man einen guten Blick auf Duanes Tür.«
Myron dachte an Jessica, die ihn erwartete. In einer heißen Badewanne. Mit exotischen Ölen.
Verdammt.
»Wenn du willst, bleibe ich hier«, sagte Win.
»Nein. Ich mach das schon.«
»Gut.« Win stand auf. »Wir sehen uns morgen beim Match. Falls unser Junge nicht zu müde zum Spielen ist.«
Myron ging die Treppe hinauf zur dritten Etage. Er spähte den Flur entlang. Niemand zu sehen. Den Schlüssel in der Hand eilte er zu Zimmer 323 und schloss die Tür hinter sich. Wie üblich hatte Win Recht. Durch den Spion hatte er einen guten, wenn auch verzerrten Blick auf die Tür von Zimmer 322. Jetzt musste er
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