Schlag auf Schlag
Urlaub?«, fragte Myron.
Sie versuchte nicht, ihren Ärger zu verstecken. »Was wollen Sie hier?«
»Wie konnten Sie nach New York City kommen, ohne mir Bescheid zu sagen? Wenn ich nicht so selbstsicher wäre, könnte ich das als ernsthafte Beleidigung auffassen.«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen.« Sie wollte die Tür schließen.
»Raten Sie mal, mit wem ich heute gesprochen habe?«
»Interessiert mich nicht.«
»Lucinda Elright.«
Die Tür blieb halb offen stehen. Deanna wirkte etwas benommen. Myron nutzte die Gelegenheit und schlüpfte ins Zimmer.
Deanna riss sich zusammen. »Mit wem?«
»Lucinda Elright. Eine Lehrerin Ihres Sohnes.«
»An seine Lehrer kann ich mich nicht mehr erinnern.«
»Oh, aber sie erinnert sich an Sie. Sie hat gesagt, Sie wären eine wunderbare Mutter gewesen.«
»Na und?«
»Außerdem hat sie gesagt, dass Curtis ein wunderbarer Schüler war, einer der besten, den sie je hatte. Sie meinte, er hätte eine rosige Zukunft vor sich gehabt. Und dass er nie in Schwierigkeiten geraten ist.«
Deanna Yeller stemmte ihre Hände in die Hüfte. »Und worauf wollen Sie hinaus?«
»Ihr Sohn war nicht vorbestraft. Er hatte hervorragende Zeugnisse und musste nie auch nur nachsitzen. Er war einer der besten, wenn nicht der beste Schüler seines Jahrgangs. Und Sie haben ihn dabei offensichtlich unterstützt. Sie waren eine vorbildliche
Mutter und haben einen vorbildlichen jungen Mann großgezogen. «
Sie blickte zur Seite. Vielleicht wollte sie aus dem Fenster sehen, aber die Jalousie war heruntergezogen. Der Fernseher summte leise. Es lief gerade ein Werbespot für Pickup-Trucks mit dem Star aus einer Soap Opera. Soap-Opera-Star und Pickup- Truck - welches Werbegenie hatte denn diese Kombination ausgebrütet?
»Das geht Sie nichts an«, flüsterte sie.
»Haben Sie Ihren Sohn geliebt, Mrs. Yeller?«
»Was?«
»Haben Sie Ihren Sohn geliebt?«
»Raus hier. Sofort.«
»Wenn Ihnen irgendetwas an ihm gelegen hat, dann helfen Sie mir, herauszubekommen, was mit ihm geschehen ist.«
Sie musterte ihn mit feindseligem Blick. »Kommen Sie mir nicht so«, hielt sie dagegen. »Sie interessieren sich doch überhaupt nicht für meinen Jungen. Sie wollen nur wissen, wer diese weiße Tennisspielerin ermordet hat.«
»Kann schon sein. Aber zwischen Valerie Simpsons Tod und dem Ihres Jungen besteht eine Verbindung. Und um die zu finden, brauche ich Ihre Hilfe.«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie hören wohl nicht richtig zu, was? Ich hab's Ihnen doch schon einmal gesagt: Curtis ist tot. Das lässt sich nicht ändern.«
»Ihr Sohn war nicht der Typ, der einen Einbruchdiebstahl begeht. Der Junge, den sie großgezogen haben, hätte auch keine Waffe getragen oder gar einen Polizisten damit bedroht.«
»Interessiert mich nicht«, sagte sie. »Er ist tot. Da kann man nichts machen.«
»Was wollte er in jener Nacht im Tennisclub?«
»Weiß ich nicht.« »Woher haben Sie plötzlich das viele Geld?«
Peng. Deanna Yeller sah ihn erschrocken an. Der gute alte Themenwechsel-Weckschuss. Klappte immer. »Was?«
»Ihr Haus in Cherry Hills«, hakte Myron nach. »Sie haben es vor vier Monaten bar bezahlt. Und dann Ihr Bankkonto bei der First Jersey. Die Bareinzahlungen im letzten halben Jahr. Woher kommt das Geld, Deanna?«
Wut zeigte sich in ihrem Gesicht. Dann entspannten sich ihre Züge plötzlich, und sie lächelte kalt. »Vielleicht habe ich es ja geklaut«, sagte sie. »So wie mein Sohn. Zeigen Sie mich jetzt an?«
»Vielleicht ist es aber auch Schmiergeld.«
»Schmiergeld? Wofür?«
»Das müssen Sie mir sagen.«
»Nein«, erwiderte sie. »Ich muss nicht einmal mit Ihnen reden. Raus hier.«
»Warum sind Sie in New York?«
»Um mir die Sehenswürdigkeiten anzusehen. Raus jetzt.«
»Ist Duane Richwood eine dieser Sehenswürdigkeiten?«
Doppeltes Peng. Sie erstarrte. »Was?«
»Duane Richwood. Der Mann, der neulich nachts in Ihrem Zimmer war.«
Sie starrte ihn an. »Sie haben uns beschattet?«
»Nein. Nur ihn.«
Deanna Yeller sah ihn entsetzt an. »Was sind Sie nur für ein Mensch?«, fragte sie langsam. »Erregt Sie das? Anderen Menschen nachzuspionieren und so? Ihre Bankkonten zu überprüfen? Sie wie ein Voyeur zu beobachten?« Sie öffnete die Tür. »Haben Sie denn überhaupt kein Schamgefühl?«
Die Frage ging ihm zu nah, als dass er sie leichthin hätte abtun können. »Ich suche einen Mörder«, widersprach Myron. Die Begründung überzeugte ihn jedoch selbst nicht recht. »Vielleicht den
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