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Schlag weiter, Herz

Schlag weiter, Herz

Titel: Schlag weiter, Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Davic Pfeifer
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wollte sie natürlich wissen, woher ich dich kenne.«
    »Was hast du ihr erzählt?«
    »Woher wir uns kennen.«
    »Was genau hast du ihr erzählt?«
    »Dass wir regelmäßig miteinander geschlafen haben. Und dass ich dich gerne mag, aber glücklich verheiratet bin.«
    »Was hat sie dazu gesagt?«
    »Nichts. Sie wollte nur den genauen Zeitraum wissen, in dem wir regelmäßig miteinander geschlafen haben.«
    Mert schwieg und blickte in seinen Kaffeerest.
    »Ich habe ihr noch gesagt, dass du viel von ihr sprichst.«
    Mert hob eine Augenbraue. »Wir haben nie über Nadja geredet.«
    »Nicht direkt, aber wenn du was erzählt hast, ging es oft: ›Nadja hat dies gesagt, Nadja hat jenes gesagt.‹ Das hab ich wirklich oft gehört.«
    »Hat sie dazu was gesagt?«
    »Nein. Aber ich schätze, es hat ihr gefallen.«
    Mert senkte seine Augenbraue wieder.
    »Weißt du, wenn man schon nicht mehr ganz jung ist, so wie ich und Nadja, dann merkt man, dass man nicht so viele Männer trifft, die was zu bieten haben. Die nicht nur quatschen, sondern auch was draufhaben. Die meisten Typen sind langweilig oder eitel, oder beides zusammen. Du bist ein guter Typ, Mert, auch wenn du Mist baust. Und du bist gut im Bett. Auch das kommt seltener vor, als man sich wünschen würde.«
    »Ich bin gut im Bett?«
    »Ach klar, das interessiert dich jetzt. Ich würde sagen, momentan hast du echt andere Sorgen. Das ist so ziemlich das Einzige, worüber du dir keine Gedanken machen solltest.«
    Constanze war gerührt zu sehen, wie Mert versuchte, seinen Bauch einzuziehen. Er wirkte auf behäbige Art ungefährlich und schien sich für seinen Körper zu schämen, der nicht mehr in die Kleidung passte, die er ihr noch stolz vorgeführt hatte, als er sie neu gekauft hatte. Sie fragte sich, ob es ihr noch Spaß machen würde, mit ihm zu schlafen, wenn sie nicht mehr durch halb geschlossene Augenlider beobachten konnte, wie sein Pectoralis major sich anspannte oder der Deltoideus hervortrat.
    Sie tätschelte seine rechte Hand, die geschwollen war, und drehte sie auf den Rücken. Die Hand lag auf dem Tisch wie ein verendetes Tier. »Das musst du nachsehen lassen«, sagte sie jetzt im Ärzteton.
    Mert zog die Hand zurück und verschränkte die Arme.
    »Ich muss jetzt auch mal wieder auf die Station«, sagte Constanze und stand auf.
    »Ich bin der Allerletzte, oder?«, fragte Mert nach vorne gebeugt.
    Constanze sah ihn von oben an. Eine kleine Lichtung zeigte sich in den Haaren, aus seinem Bart leuchteten silbergraue Flächen.
    »Du hast ein Problem, vermutlich sogar viele Probleme, jetzt auch mit der Polizei. Das geht mich nichts an, ich will es auch nicht wissen. Aber du siehst nicht gut aus, und es geht dir nicht gut. Und was es auch ist, du solltest was dran ändern.«
    Er sah zu ihr hoch. »Danke«, sagte er.
    »Wofür? Ich habe alles, was wir gemacht haben, für mich gemacht.«
    »Dass du mich nicht verpfiffen hast.«
    »Nur dieses eine Mal. Und wenn mir jemand draufkommt, werde ich behaupten, ich hätte dich nicht erkannt, mit dem Gestrüpp im Gesicht.«
    Constanze ließ ihn in der Cafeteria sitzen. Mert trank den letzten Schluck Kaffee aus, das Zittern ließ nach, er wurde müde. Schließlich raffte er sich auf und fuhr nach Hause.
    Als Mert den Wohnungsschlüssel im Sicherheitsschloss drehte, machte er sich fast in die Hose. Er fürchtete sich gleichermaßen vor der Polizei und einem Killerkommando der Albaner, obwohl kaum anzunehmen war, dass beide Parteien gemeinsam auf ihn warteten. Es war finster in der Wohnung, sodass er nicht mal erkennen konnte, wo seine Hand endete, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte. Er tastete nach dem Lichtschalter und traute sich einen Moment lang nicht, ihn umzulegen. Als es hell wurde, blendete ihn die Flurbeleuchtung. Er erwartete Schüsse in die Brust und fragte sich, wie lange man diese Schmerzen spürte, bevor man tot war. Es passierte nichts. Er ging in die Küche, in Stefans Zimmer, in sein eigenes. Es war niemand da.
    Mert packte seine Sachen zusammen. Dafür brauchte er nur eine Sporttasche und einen Seesack, den er bei Stefan im Bettkasten fand. Er nahm sein Geld aus einer Socke, die er hinten in seinem Wäschestapel versteckt hielt – etwas über 20000 Euro –, dazu ein paar Tausender, die Stefan im untersten Fach des Weinschranks als Reserve aufbewahrte. Dann legte er seinen Haustürschlüssel auf den Küchentisch, sah sich noch einmal um, verließ die Wohnung und zog die Tür von außen zu.
    Er

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