Schlagfertigkeit
zurecht zu kommen.
Aus Erfahrung haben wir bewährte Routinen ausgebildet, die mehr oder weniger automatisch ablaufen. Teilweise handelt es sich dabei um recht komplexe Verhaltensweisen, die aber weitgehend ohne den Zugriff des kritischen Verstands ablaufen. Dafür gibt es einen guten Grund: Nachdenken ist aufwändig und braucht Zeit. Darum geraten die Dinge, die sonst wie am Schnürchen klappen, oftmals gerade dannin Unordnung, wenn wir, wie es so schön heißt, unseren „Verstand einschalten“.
Beispiel: Rechts oben oder links unten?
Bei einem Fußballspiel gelangte der dänische Stürmer Brian Laudrup allein vor das gegnerische Tor. Er spielte den letzten Abwehrspieler aus, dann den Torwart, der aus seinem Tor herausgelaufen war. Der Stürmerstar befand sich völlig allein mit dem Ball vor dem freien Tor. Da machte er einen Fehler: Er dachte nach. Soll ich den Ball rechts oder links ins Tor schießen, überlegte Laudrup. Eine Frage, die nicht so schnell zu entscheiden war, denn im Prinzip sprachen ebenso viele Gründe für die eine wie für die andere Seite. Außerdem hätte Laudrup auch in die Mitte schießen können. So aber schoss er – am Tor vorbei.
Unser Verstand braucht seine Zeit
Überall, wo wir uns auskennen, wo wir sicher sind, kommen wir ohne Nachdenken besser zurecht. Wenn eine Situation hingegen neu ist oder schwer zu durchschauen oder unsere Orientierung nicht mehr stimmt, dann kommt automatisch unser Verstand ins Spiel. Auch das ist durchaus zweckmäßig, denn mit unserem Verstand können wir die Situation analysieren und gründlich darüber nachdenken, was jetzt am besten zu tun wäre.
Unser Verstand ist dazu bestens geeignet; nur braucht er seine Zeit. Und diese Zeit haben wir nicht, wenn wir schlagfertig kontern wollen. Die Folge: Wir zermartern uns das Hirn und erwarten, dass wir ebenso schnell eine Antwort finden wie auf dem „automatischen“ Wege. Das kann jedoch nicht gelingen. Je mehr wir uns unter Druck setzen, schnell eine Lösung zu finden, umso stärker blockiert uns das.
Warum wir so blockiert sind
Unsere gewohnten Verhaltensweisen stehen uns nicht mehr zu Verfügung. Wir müssen erst darüber nachdenken, eine neue zu entwickeln. Gleichzeitig stellen wir uns unter einen enormen Zeitdruck. Dadurch überfordern wir uns. Wir strengen uns an, die Situation zu bereinigen, machen aber alles noch schlimmer. Wir fühlen uns hilflos, unfähig und schwach.
Es nagt an unserem Selbstwertgefühl, dass wir solche Dinge nicht im Griff haben, sondern unsere Souveränität verlieren. Dass diese Situationen meist keine Katastrophen sind, sondern eher kleine Ärgernisse, bestärkt uns nur in unserem Empfinden, versagt zu haben. Dabei istunsere Verhaltensweise keineswegs ein persönlicher Defekt, sondern die natürliche Reaktion auf die bestehenden Umstände. Wir haben uns sozusagen selbst in einen Zustand der Schockstarre versetzt.
Stress verengt unser Denken
In solchen Situationen geraten wir unter Stress – und das gibt uns sozusagen den Rest. Denn Stress macht unser Denken eng. Wir sind beschränkt auf die Alternativen: Weglaufen oder Angreifen. Dabei müssten wir eigentlich unser Denken öffnen und erweitern, um schlagfertig zu kontern. Stattdessen jagen in unserem Kopf die Gedanken wild durcheinander, uns bleibt die Luft weg, wir werden kurzatmig und die Kehle wird trocken.
All diese Symptome verstärken sich gegenseitig und legen uns lahm. Es ist wie bei einem Ertrinkenden, der heftig um sich schlägt und genau dadurch verhindert, dass man ihn noch retten kann. Hier betrifft es unsere eigenen Rettungsversuche: Je mehr wir uns aus der Situation befreien wollen, umso tiefer geraten wir in die Blockade hinein. Was können Sie da noch tun? Steigen Sie aus dieser Situation aus. Vergessen Sie den anderen und/oder die peinliche Situation, in der Sie sich befinden. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst und versuchen erst einmal sich zu beruhigen. Lassen Sie die Sache an sich vorüberziehen. Das nächste Mal wird es besser laufen.
Wie Sie die Blockade durchbrechen
Führen wir uns noch einmal die Faktoren vor Augen, die eine Blockade verursachen:
Böse Überraschung: Damit haben Sie nicht gerechnet!
Souveränität ist bedroht: Wenn Sie nicht reagieren, sehen Sie schlecht aus.
Tempo, Tempo: Sie müssen ganz schnell etwas unternehmen.
Angeknackstes Selbstwertgefühl: Die anderen sind stark, Sie fühlen sich schwach.
Ertrinkender-Syndrom: Je stärker Sie sich wehren, um so
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