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Schlagmann

Schlagmann

Titel: Schlagmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evi Simeoni
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ein, als Sandrine mich in der Mensa von der Seite mit dem Ellenbogen anstieß und mich fragte, ob der Typ von damals noch zu haben sei. Natürlich sagte ich nein. Am selben Abend warf ich einen Zettel in Arnes Briefkasten mit meinem Namen und der Telefonnummer des Wohnheims, und überraschenderweise rief er kurz danach an, um zu fragen, ob er an unserem Abend im Biergarten ein Lederarmband getragen habe. Er fand es nicht mehr. Ich sagte nein, daran könne ich mich nicht erinnern.
    Er schwieg wieder. Nach den fröhlichen Wochen in Frankreich drohte ich rasch die Geduld mit ihm zu verlieren. Gleichzeitig stellte sich dieses Jetzt-oder-nie-Gefühl ein. Ich dachte, wenn ich jetzt die Nerven verliere und auflege, habe ich ihn für immer verloren.
    Ich sagte:
    »Ich könnte dir doch suchen helfen. Ich komme zu dir.«
    Es war früher Sonntagabend, und ich hatte mich locker mit Sandrine verabredet, doch das konnte ich ohne Absage sausenlassen.
    Nach einigen Augenblicken antwortete er. »Wenn du willst …«
    Ich zog einen bewährten kurzen Rock und ein ärmelloses T-Shirt an, packte eine Flasche Rosé in meine Indien-Tasche und fuhr los. An seiner Haustür angekommen, klingelte ich bei Hansen. Sein Gesicht war bleich, seine Haare ungekämmt, wieder trug er achtlos zerknitterte Klamotten. Er sagte immerhin »Hallo« und stieg vor mir eine steinerne Treppe hoch. Es roch nach Mietshaus, Essen und Keller. Seine Wohnungstür hatte er nur angelehnt, er stieß sie auf und ging vor. Drinnen war es dunkel, in einer Art Wohnzimmer hatte er den Rollladen heruntergelassen. Nur durch kleine Schlitze drang in dünnen Streifen das Sonnenlicht herein. Ich sah einen Esstisch, auf dem Bücher und Ordner lagen. Zwei hölzerne Stühle. Auf dem Boden lagen zwei eiserne Hanteln. Der Fernseher stand in einer Ecke auf dem Teppichboden und lief. Irgendein Fußballspiel. Daneben eine Schüssel mit halb aufgegessenem Müsli.
    Ich zog die Weinflasche heraus und stellte sie mit einem Knall auf den Tisch.
    »Hier, ich dachte, die könnten wir aufmachen. Zur Feier unseres Wiedersehens.«
    Es lief wieder nicht, ich spürte es. Er dachte wirklich, ich wäre gekommen, um das Lederarmband zu suchen.
    »Soll ich Licht machen?«, fragte er.
    Ich wollte nicht aufdringlich wirken, also nickte ich einfach und tat so, als schaute ich mich suchend um. Absurderweiseschaltete er das Deckenlicht ein, statt den Rollladen hochzuziehen.
    Ich sah mich schon auf dem Boden kriechend Staubflusen aufwirbeln und fragte vorsichtshalber:
    »Wo hast du denn schon gesucht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Überall.«
    »Ja dann …«, sagte ich. »Lass uns den Wein aufmachen. Wir suchen später.«
    Er blinzelte mich verwundert an. Doch dann ging er hinaus und kam mit einem Korkenzieher und Wassergläsern wieder. Wir ließen uns auf zwei abgewetzten ledernen Sitzkissen nieder, das Licht brannte noch. Ich nahm den Korkenzieher, öffnete die Flasche, schenkte ein und drückte ihm eins der Gläser in die Hand. Vielleicht würde er dann lockerer werden. Er hatte wieder kurze Hosen an. Am Knie trug er eine blauweiße Bandage mit einem runden Polster in der Mitte.
    »Was ist mit dem Knie?«
    Er winkte ab. »Halb so schlimm.«
    »Und die Weltmeisterschaft?«
    Er schien zu zögern, holte dann aber Luft und fing an zu reden.
    »Der Trainer hat mich kurz vor dem Vorlauf aus dem Boot genommen«, sagte er. »Er sagte, das mit meinem Knie ist ihm zu unsicher.«
    »Und? Tut es weh?«
    Er winkte wieder ab.
    »Die ganze WM war scheiße. Man hat uns in miese Zimmer gesteckt. Der Weg zur Regattastrecke war viel zu weit, wir saßen stundenlang im Bus.«
    Ich fragte dummerweise, ob der Trainer ihn im Endlauf wieder ins Boot gesetzt hatte.
    »Das geht nicht«, sagte er und starrte auf den Boden. »DieFunktionäre sind ahnungslose Idioten. Zum Düwel. Weißt du, was das bedeutet, wenn man ein ganzes Jahr schuftet – und alles ist umsonst?«
    Ich sagte: »Prost« und versuchte, mit ihm anzustoßen. »Vergiss es einfach.«
    Er hob die Hand mit dem Glas.
    »Prost, auf die Zukunft.«
    Ich fragte:
    »Wessen Zukunft?«
    Ich konnte den Ruck körperlich spüren, den er sich in diesem Augenblick gab. Arne stellte das Glas hin, ohne getrunken zu haben, griff nach meiner rechten Hand, drehte die Handfläche nach oben und schaute hinein. Seine Finger fühlten sich trocken an. Leise sagte er:
    »Haben wir denn eine? Ich bin ein Ekel, das hast du doch schon gemerkt.«
    Dann ließ er meine Hand los, nahm sein Glas

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