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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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entgegen und
tippte dem Ausbilder auf die Schulter; dann geleitete ich ihn zu unserem Versteck zurück, wo wir gewartet hatten.
    Der Ausbilder zeigte mir ein Daumen-hoch-Zeichen, ganz so, als
wollte er mir sagen „gut gemacht", und bis ich mit den anderen im
Versteck ankam, hatte Matt sich selbst wach gerüttelt und wirkte so
energiegeladen und voller Tatendrang, als hätte er die ganze Nacht
über die Stellung gehalten.
    Der Ausbilder hatte ja nicht die leiseste Ahnung, dass Matt und
ich noch fünf Minuten zuvor fest geschlafen hatten - die Mützen
über die Augen gezogen, lagen wir wie Babys in der Wiege in tiefem
Schlummer. Doch wenn man uns erwischt hätte, wären wir auf der
Stelle weg gewesen vom Fenster - aus und vorbei.
    (Aber jede Wette, dass es keinen einzigen SAS-Soldaten gibt, der
nicht an irgendeinem Punkt auf diesem langen und steinigen Weg
durch die SAS Selection zumindest ein einziges Mal um Haaresbreite
gerade noch einmal davongekommen ist.)
    Niemand ist schließlich perfekt.

    Bei Tagesanbruch hatten wir dann zusammen mit den beiden anderen Spähtrupps unseren Hauptbeobachtungsposten erreicht, der
sich nur wenige Hundert Meter von unserem Hauptzielobjekt befand.
Wir ruhten uns in unserem Versteck aus und setzten die Observierung fort. Bis zum späten Nachmittag waren noch immer keinerlei
Aktivitäten zu erkennen.
    Doch dann änderte sich die Situation schlagartig.
    Wir konnten beobachten, wie ein Lieferwagen mit hoher Geschwindigkeit den Weg zum Haus hochgerast kam. Zwei Männer in
blutroten Balaklava-Sturmmasken stiegen aus dem Lieferwagen aus,
rissen die Hecktüren auf und zogen ein schreiendes Mädchen an ihren Haaren heraus.
    Dann gingen sie ins Haus und schlugen die Tür hinter sich zu.
    Wir leiteten diese Informationen auf der Stelle weiter und wurden
daraufhin per Funk angewiesen, sofort einen Plan für eine schnelle
Befreiungs- und Rettungsaktion zu entwickeln.
    Das war alles, was wir wissen mussten.
    Einige Minuten später, waren wir mit der hereinbrechenden Dunkelheit bereit, die Geisel zu befreien.
    Ein Vierertrupp sollte den Angriff auf die Terroristen übernehmen und die Geisel bergen - die übrigen Trupps würden ihm Deckung geben und als schnelle Eingreiftruppe (QRF - Quick Reaction Force) agieren, um irgendwelche Wachposten, die die Terroristen möglicherweise irgendwo zur Verstärkung postiert hatten, außer
Gefecht zu setzen.
    Die Aktion lief wie am Schnürchen. Es schien ganz so, als hätte
sich das harte Training ausgezahlt. Wir stürmten das Gebäude, „erschossen" die Terroristen und befreiten die Geisel.
    Weitere Einzelheiten sind jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Nur so viel: Das Ganze ging sehr schnell. Und im Nu hockten wir alle eng zusammengedrängt hinten in einem Transporter, bei
dem die Sitze ausgebaut waren, und rasten die schmalen Feldwege
entlang. Nichts wie weg.

    Auftrag ausgeführt.
    Sobald der Undercover-Einsatz abgeschlossen war, stieß unser
Mittelsmann wie verabredet zu uns. Ein anderes Fahrzeug hatte die
„Geisel" für eine eingehende Befragung übernommen.
    Ich stand unter Hochspannung und war noch immer total aufgekratzt, weil mein Körper bis zum Anschlag mit Adrenalin vollgepumpt war.
    Der erste Teil der Übung war erledigt und der Zieleinlauf bereits
in Sicht, denn wir waren mittlerweile nur noch einen Tag davon entfernt, unser SAS -Abzeichen zu bekommen.
    Doch ob wir es letzten Endes bekämen, würde sich erst nach dem
letzten Tag und der letzten Nacht auf diesem wahnsinnigen Höllentrip entscheiden.

     

Es gibt Dinge im Leben, auf die kann man
sich so gut wie gar nicht vorbereiten. Ich war wahnsinnig nervös.
    Wir lagen alle zusammengequetscht hinten im Transporter: Vier total verschwitzte, mit Schlamm eingesaute Männer, mitsamt ihren Koppeltaschen, Gewehren und Rucksäcken - alles auf einem Haufen übereinandergestapelt; und das schwache Licht oben an der Decke im Laderaum flackerte bedenklich, während wir die Feldwege entlangrasten.
    Mein Kompass sagte mir, dass wir nicht nach Süden fuhren. Ich
merkte instinktiv, dass etwas nicht stimmte.
    Plötzlich scherte der Transporter aus, machte eine Vollbremsung
und kam abrupt zum Stehen.
    Zuerst war es still, dann ging es los.
    Boing, boing, boing - hämmerte es an die hohen, mit Blech verkleideten fensterlosen Heckflügeltüren des Transporters.
    Jetzt war es so weit.

    Was dann kam und sich bis zum folgenden Tag fortsetzte, war
eine einzige Tortur, die

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