Schlamm, Schweiß und Tränen
Taschenlampen flackerte wie verrückt.
Kurz darauf wurden wir in einer Einbuchtung auf einer schmalen,
verlassenen Straße abgesetzt, dann verschwand der Transporter in der
Dunkelheit.
Wir marschierten querfeldein und arbeiteten uns entsprechend
der üblichen Vorgehensweise zu unserem vereinbarten Beobachtungsposten vor, von wo aus wir das erste Mal unser Hauptzielobjekt in
Augenschein nehmen konnten.
Das Szenario dieser Übung war simpel.
Das Zielobjekt unseres Undercover-Einsatzes war der mutmaßliche Unterschlupf eines Terrorkommandos, das eine Geisel in seiner
Gewalt hatte. Sobald wir die Richtigkeit dieser Information bestätigen konnten, hatten wir 24 Stunden Zeit, um uns mit zwei weiteren
Spähtrupps zusammenzutun, sie über die Lage zu informieren, einen
Plan zur Rettung der Geisel auf die Beine zu stellen und dann die
Rettungsmission durchzuführen. Danach mussten wir uns zurückziehen und uns zu unserem letzten Treffpunkt begeben.
Von diesem Treffpunkt aus sollten dann alle Spähtrupps inklusive
der Geisel abgeholt und ausgeflogen werden.
Am Schluss dieser Übung sollte unsere Mission dann absichtlich
„aufbiegen". Wir sollten alle gefangen genommen werden und müssten uns im Anschluss an unsere Gefangennahme der letzten Phase des
Kampftrainings - das heißt, den stundenlangen folterähnlichen Verhörmethoden - unterziehen.
Doch unabhängig davon, was alles während dieser allerletzten
Prüfung passieren würde, war uns natürlich bewusst, dass wir uns in
einer simulierten Trainingssituation befinden. Doch im Laufe der
monatelangen Ausbildung hatten wir gelernt, alle Übungssituationen,
die wir erlebten, als Situationen zu betrachten, die in der Wirklichkeit
genauso vorkommen können.
Entsprechend bestand der zentrale Schwerpunkt der Ausbildung
darin, die Soldaten durch das extrem harte Training optimal auf
Kampfsituationen vorzubereiten, getreu dem Motto: Wer hart trainiert, kann leichter kämpfen. Denn wenn die Ausbildung so realitätsnah wie möglich gestaltet wird, ist im Ernstfall der Überraschungseffekt nicht ganz so groß.
Und eine Sache, die der SAS mittlerweile meisterhaft beherrscht, ist
die simulierten Trainingssituationen absolut realitätsnah zu gestalten.
Ich spreche da aus Erfahrung.
Wir haben einen idealen Beobachtungsposten ausgemacht, von wo aus wir das verlassene Haus - das unser Zielobjekt war
- genau beobachten konnten. Dazu haben wir unser Versteck entsprechend getarnt und uns dann mit der Observierung abgewechselt. Das
heißt, wir haben jeweils zu zweit in Zwei-Stunden-Schichten gearbeitet: Wir haben das Zielobjekt ununterbrochen beobachtet, Notizen
über jede feindliche Bewegung angefertigt und zwischendurch auch
etwas gegessen und uns ausgeruht.
Es war eine richtige Wohltat, endlich einmal die Augen zumachen
zu können, wenn auch nur für kurze Zeit.
Da es Sommer war, schien den ganzen Tag über die Sonne auf
unseren gut getarnten Beobachtungsposten - eine willkommene Abwechslung zu dem unaufhörlichen sommerlichen Dauerregen, dem
wir in den vergangenen zehn Tagen ausgesetzt waren. Leise und unbemerkt haben wir in unserem Versteck ausgeharrt und das nur
knapp 300 Meter entfernte Zielobjekt rund um die Uhr observiert.
In der kommenden Nacht war es dann unsere Aufgabe, zwei weitere Spähtrupps aus einigen Kilometern Entfernung zu unserer Position zu lotsen. Matt und ich sollten mit diesen Spähtrupps zusammen treffen und sie dann zu unserem Versteck bringen, während die anderen beiden Mitglieder unseres Trupps die Observierung fortsetzten.
Das Zusammentreffen mit den anderen beiden Spähtrupps sollte
zwischen 03:00 und 05:00 Uhr erfolgen.
Matt und ich kamen schon früh am vereinbarten Treffpunkt an.
Wir hatten uns tief im dornigen Dickicht verkrochen und warteten. Da der Wind mittlerweile aufgefrischt hatte und es auch wieder
regnete, zog ich mir meine Kapuze tief ins Gesicht, um nicht zu
frieren.
Wir hielten abwechselnd Wache, damit wenigstens einer von uns
die Augen zudrücken konnte. Doch Matt war genauso todmüde wie
ich, und schon bald schliefen wir beide während unserer Wache ein,
weil wir es einfach nicht mehr schafften, die Augen aufzuhalten. Böse
Falle. Ich wachte durch ein Rascheln im Gebüsch auf - just in dem
Augenblick hörte ich, wie sich die anderen Spähtrupps unserem Versteck näherten.
Im ersten Spähtrupp war ein Ausbilder vom 23. Regiment. Sofort
kroch ich aus meinem Versteck, lief den Spähtrupps
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