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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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vor.
    „Na klar! Es ist zwar mitten in der Nacht, minus fünf Grad Celsius und stockdunkel, aber was soll's, machen wir einen Spaziergang."
Dann machte sie eine Pause. „Aber nicht auf den Ben Loyal", fügte sie
noch mit einem Lächeln hinzu.
    Und so spazierten wir im Mondschein gemeinsam einen Feldweg
entlang.
    „Noch 20 Meter, dann werde ich es drauf anlegen und sie küssen",
sprach ich mir selbst Mut zu.
    Doch sich bei einem so außergewöhnlichen Mädchen ein Herz zu
fassen, war sehr viel schwieriger, als ich gedacht hätte.
    Aus 20 Metern wurden 200, dann 2.000. Eine Dreiviertelstunde
später meinte sie, wir sollten vielleicht umkehren und zum Haus zurückgehen.
    „Ja. Gute Idee", sagte ich.
    Nun mach schon, Bear, Du alte Memme. Los, mach es!
    Und dann habe ich es gemacht.

    Zuerst ein flüchtiger Kuss auf die Lippen, dann ein etwas längerer,
leidenschaftlicher Kuss und dann musste ich aufhören. Dieser Reizüberflutung war ich nicht gewachsen.
    Wow. Dieser Spaziergang hat sich gelohnt., dachte ich bei mir und
strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
    „Ja, lass uns zurückgehen", sagte ich zu ihr und hatte noch immer
mein breitestes Lächeln auf den Lippen.
    Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Shara dieses „Verausgabungs-Belohnungs"-Verhältnis - langer Spaziergang in der eisigen
Kälte und kurzer, heißer Kuss - auch so toll fand wie ich. Doch was
mich betraf, so waren all meine Zweifel mit einem Mal verflogen und
ich spürte genau, dass ab sofort nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.
    In den kommenden Tagen verbrachten wir jede nur erdenkliche
Minute gemeinsam. Wir dachten uns verrückte Tänze aus und machten abends Ratespiele; Shara stand auch lächelnd am Strand und
schaute mir dabei zu, wie ich mein traditionelles Neujahrsschwimmen in den eiskalten Fluten des Nordatlantiks absolvierte.
    Ich hatte einfach das Gefühl, dass wir beide zusammengehören.
    Ich fand sogar heraus, dass sie in London nur eine Straße von der
Wohnung eines Freundes entfernt wohnte, der mir ein Zimmer vermietet hatte. Was das wohl zu bedeuten hatte?
    Nachdem die Woche in Schottland nun langsam zu Ende ging,
packten wir beide zusammen, um wieder nach Süden in Richtung
London aufzubrechen. Sie nahm den Flieger, ich fuhr mit dem Auto.
    „Ich werde auf jeden Fall vor Dir in London sein", wollte ich sie
zum Wettstreit anstacheln.
    Sie lächelte vielsagend: „Nein, wirst Du nicht." (Aber ich liebe Deinen Kampfgeist.)
    Natürlich hat sie den Wettstreit gewonnen. Denn ich brauchte mit
dem Auto geschlagene zehn Stunden. Aber um 22 Uhr stand ich noch
am selben Abend vor ihrer Tür und klingelte.
    Sie öffnete mir in ihrem Schlafanzug.
    „Verflixt noch mal, Du hast recht gehabt", sagte ich lachend. „Wie
wär's denn wenn wir zusammen einen Happen essen gehen?"

    „Aber ich bin doch schon im Schlafanzug, Bear."
    „Ich weiß und Du siehst fantastisch darin aus. Zieh Dir einfach
einen Mantel über. Los, komm schon."
    Und das hat sie gemacht.
    Das war unser erstes Rendezvous, und Shara hatte ihren Schlafanzug an. Na, wenn das kein cooles Mädchen ist.
    Von da an waren wir nur selten getrennt. Ich schickte ihr nicht nur
täglich Liebesbriefe ins Büro, sondern überredete sie auch dazu, sich
zahllose Nachmittage freizunehmen.
    Wir sind zusammen auf Rollerskates durch die Parks gesaust und
übers Wochenende bin ich mit ihr auf die Isle of Wight gefahren.
    Zum damaligen Zeitpunkt waren meine Eltern bereits in das alte
Haus meines Großvaters in Dorset gezogen und hatten unser Ferienhaus auf der Insel vermietet. Doch wir besaßen noch einen alten
Wohnwagen, der in der Nähe des Hauses auf dem Grundstück abgestellt war und durch jede Menge Gebüsch gut vor fremden Blicken
geschützt war, damit jeder in unserer Familie sich dorthin zurückziehen konnte, wenn er das Bedürfnis hatte.
    Der Bodenbelag war zwar ziemlich vergammelt und im Bad hatte
sich Ungeziefer eingenistet, doch Shara und mir war das total egal.
    Für uns war es einfach das Paradies, weil wir zusammen sein
konnten.
    Nach einer Woche war ich mir sicher, dass sie die Richtige ist und
nach zwei Wochen haben wir einander unsere Liebe gestanden und
uns gesagt, dass wir einander von ganzem Herzen lieben.
    Und tief in meinem Innersten wusste ich, dass es mir sehr schwer
fallen würde, die dreieinhalb Monate während der Everest-Expedition von ihr getrennt zu sein.
    Doch wenn ich dieses Abenteuer heil überstehen sollte - das habe
ich mir

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