Schlamm, Schweiß und Tränen
geschworen -, dann werde ich dieses Mädchen heiraten.
In der Zwischenzeit ging, zumindest tagsüber, die betriebsame Hektik für all die Vorbereitungen, die eine dreieinhalb Monate dauernde Everest-Expedition so mit sich bringt, unvermindert weiter.
Mick Crosthwaite, mein alter Schulkamerad und guter Kumpel
von der Isle of Wight, hatte sich Neil und mir angeschlossen und gehörte ebenfalls zu unserem britischen Everest-Expeditionsteam. Wir
kannten uns von Kindesbeinen an, denn Mick und ich hatten nicht
nur gemeinsam die Prep School und Eton hinter uns gebracht und die
Isle of Wight unsicher gemacht, sondern in all den Jahren auch viele
Klettertouren miteinander unternommen.
Seit ich denken kann, hat Mick physisch und mental schon immer
über schier übermenschliche Kräfte verfügt.
Im Alter von neun Jahren hat er bei jedem Rugbyspiel ein angeordnetes Gedränge quasi im Alleingang für unsere Mannschaft entschieden, indem er den Gegner immer weggedrückt und auf diese
Weise unser Prep School-Team absolut unschlagbar gemacht hat.
Nach der Universität hat er mit Leichtigkeit einige der härtesten Militärausbildungen durchlaufen, und zwar ohne, dass er dabei großartig
ins Schwitzen gekommen wäre.
Mick war einfach ein prima Kumpel und es war stets von Vorteil,
wenn man ihn an seiner Seite hatte. Deshalb war ich auch überglücklich, dass ich mit ihm einen Seelenverwandten an meiner Seite hatte,
der mich auf meinem Weg zum Everest begleitete.
Mit ihm war unser Team nun komplett.
Unsere Abreise war für den 27. Februar 1998 geplant.
Da unser Expeditionsteam recht klein war, hatten wir vereinbart,
dass wir uns einer größeren Expedition anschließen würden, die von
Henry Todd geleitet wurde, der ja zuvor schon die Expeditionslogistik
für unser Ama-Dablam-Team übernommen hatte.
Es war vorgesehen, dass wir von der nepalesischen Seite über den
Südostgrat aufsteigen. Doch die Südroute war nicht nur die Originalroute, die Hillary und Tenzing damals genommen hatten, sondern
gleichzeitig auch eine der gefährlichsten Aufstiegsrouten - eine Tatsache, die meiner Mutter keineswegs entgangen war. Denn bis zu jenem
Zeitpunkt, als unsere Expedition begann, waren von den insgesamt
161 Todesopfern, die der Everest bis dahin gefordert hatte, 101 Bergsteiger auf dieser Route tödlich verunglückt.
Mick und ich hatten beschlossen, schon gut vier Wochen vor Expeditionsbeginn anzureisen, also lange bevor Neil und Geoffrey
Standford (der letzte Bergsteiger, der zu unserem Expeditionsteam gestoßen war) eintreffen sollten. Denn wir wollten so viel Zeit wie nur
irgend möglich für die Höhenanpassung zur Verfügung haben, damit
sich unser Körper bestmöglich auf diese Belastung einstellen konnte,
bevor es dann mit der eigentlichen Everest-Besteigung losging.
Am Flughafen begann dann ein regelrechter Abschiedsmarathon von
Shara - eine Prozedur, die sich über sehr viele tränenreiche Abschiedsszenen erstreckte - danach flog ich von Großbritannien nach Nepal.
Für Mick und mich sollte nun unser streng ausgearbeitetes Akklimatisationsprogramm beginnen.
In der Akklimatisationsphase geht es einzig und allein darum, dem
Körper Gelegenheit zu geben, sich an den geringeren Sauerstoffgehalt der Luft in großer Höhe anzupassen, wobei es jedoch von zentraler
Bedeutung ist, dass man sich für diese Anpassungsphase genügend
Zeit lässt und vor allem vermeidet, zu schnell zu hoch aufzusteigen.
Sobald man in größere Höhen vorstößt, können anfänglich auftretende Symptome der Höhenkrankheit sich rasant verschlechtern und
schließlich zum Tod führen. Denn wenn man seinem Körper nicht die
erforderliche Anpassungszeit zugesteht, kann dies zu Flüssigkeitsansammlungen im Gehirn, zu Bewusstlosigkeit und zu Netzhautblutungen führen - allerdings ist das nur eine kleine Auswahl netter Begleiterscheinungen, die einen jederzeit in großer Höhe ohne Vorwarnung
ereilen können. Und genau aus diesem Grund ist das Höhenbergsteigen immer ein Spiel mit dem Feuer: unkalkulierbar und gefährlich.
Schaut man vom Gipfel des Mount Everest nach Norden, sieht
man das Hochland von Tibet, das sich über den gesamten Horizont
erstreckt, so weit das Auge reicht; schaut man gen Süden, sieht man
die gewaltigen Gebirgszüge des Himalajas, deren Ausläufer sich bis
hinunter in die Täler Nepals ausdehnen.
Auf der ganzen Erde gibt es kein Fleckchen Land, das höher liegt
als der Gipfel des Mount
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