Schlamm, Schweiß und Tränen
erfolgreich zu
Ende zu bringen. Ich würde erbittert kämpfen und mir jeden Tag 24
Stunden lang regelrecht die Seele aus dem Leib schuften, bis ich vor
Erschöpfung umfalle. Ich würde alles, was ich weniger an Leistung
aufbieten müsste, als Bonus betrachten.
Zumindest sollte diese Einstellung dazu beitragen, meine Erwartungen etwas zügeln.
Dann endlich erblickten wir in der Ferne am Horizont
Neil und Henry, wie sie immer näher kamen - jetzt konnte unsere
Expedition losgehen.
Das Basislager füllte sich nach und nach mit einer schier unglaublichen Anzahl von Bergsteigern aus aller Herren Länder - unter anderem waren Expeditionsteams aus Singapur, Mexiko und Russland
vertreten. Es waren wohl insgesamt so um die 40 Bergsteiger - darunter war auch Bernardo Guarachi, ein kräftiger und fröhlicher Alpinist
aus Bolivien.
Sie alle waren fest entschlossen, für ihren Traum, einmal oben auf
dem Gipfel zu stehen, alles zu riskieren.
Aber nicht alle würden wieder lebendig herunterkommen.
Die Energie, die eine Gruppe so ehrgeiziger, hoch motivierter Gipfelstürmer verströmte, war förmlich spürbar. Alles Handeln diente
nur einem einzigen Ziel und Zweck. Im Lager herrschte unter den
braun gebrannten, drahtigen Athleten ein hektisches Gewusel, denn
alle waren eifrig damit beschäftigt, ihre Ausrüstung zusammenzupacken und Strategien für den Aufstieg zu diskutieren.
Unter den restlichen Bergsteigern unseres Teams, die unter der logistischen Führung von Henry Todd angereist waren, befanden sich
unter anderem unser Team-Arzt Andy Lapkass und Karla Wheelock,
eine ruhige und freundliche Frau, die aber aufs Äußerste entschlossen
war, alles daranzusetzen, als erste Mexikanerin auf dem Gipfel des
Mount Everest zu stehen.
Darüber hinaus gehörte auch der australische Kletterer Alan Silva
zu unserem Team. Ein blonder Typ, der fit und durchtrainiert aussah,
aber nicht viel redete und ziemlich distanziert wirkte. Es war offensichtlich, dass er nicht zum Spaß hier war. Er war ein Mann, der eine
Mission zu erfüllen hatte, das konnte man deutlich erkennen.
Dann war da noch ein Brite namens Graham Ratcliffe, der den
Everest schon einmal über die Nordroute bestiegen hatte. Er war ein
gut gelaunter Zeitgenosse, der gern Tacheles redete und die Hoffnung
hegte, der erste Brite zu sein, dem es gelingt, den Everest sowohl über
die Nord- als auch über die Südroute zu ersteigen.
Mit Geoffrey Stanford war außer Neil, Mick und mir noch ein
weiterer Landsmann aus Großbritannien mit von der Partie. Er diente
als Offizier bei den Grenadier Guards, dem zweitältesten Regiment
der Gardedivision der britischen Armee. Geoffrey war ein erfahrener
Alpinist, und dies war sein erster Versuch einer Everest-Besteigung.
Schlussendlich hatten wir mit dem Kanadier Michael Down auch
noch einen der angesehensten Alpinkletterer Kanadas in unserem
Team. Michael war zwar ein echter Profi, ein fröhlicher Typ mit großer
Klettererfahrung, aber er machte schon jetzt dieses besorgte Gesicht.
Der Mount Everest hat die Angewohnheit, selbst die tapfersten aller Höhenbergsteiger mitunter sehr nachdenklich zu stimmen.
Doch Michael war ein guter Mann, das habe ich schon in den ersten paar Stunden gemerkt, nachdem ich ihn kennengelernt hatte.
Unsere internationale Bergsteigertruppe hatte zudem noch Unterstützung von einem Kletterteam nepalesischer Sherpas, die von ihrem
Sirdar - dem Chef-Sherpa - Kami angeführt wurden.
Da die Sherpas in den Vorgebirgen des Himalajas, also quasi am
Fuß des Everest aufwachsen, kennen sie den Everest besser als irgendjemand sonst. Viele von ihnen arbeiten schon seit Jahren als Lasten träger auf diesem Berg, indem sie für Hochgebirgsexpeditionen Lebensmittel, Sauerstoff, Zusatzzelte und andere Ausrüstungsgegenstände in die höher gelegenen Lager transportieren.
Jeder Bergsteiger in unserem Expeditionsteam würde tagtäglich
seinen ziemlich schweren Rucksack den Mount Everest hinaufschleppen, der vollgestopft ist mit Essen, Wasser, Kocher, Gasflaschen,
Schlafsack, Isoliermatte, Stirnlampe, Batterien, Fausthandschuhen,
Fingerhandschuhen, Mütze, Daunenjacke, Steigeisen, Multifunktions-Taschenmesser, Seil und Eispickel.
Die Sherpas würden dann zusätzlich zu diesem Standardgepäck
jeweils noch einen Sack Reis oder zwei Sauerstoffflaschen tragen.
Sie besitzen nicht nur eine unglaubliche Kraft und Ausdauer, sondern sind auch sehr stolz darauf, dass diese Fähigkeit sie
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