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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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zwar bis heute - als Motivationstrainer gebucht worden.
    Im Prinzip funktioniert meine Geschichte von der Everest-Besteigung ja immer als Metapher, weil man beim Bergsteigen genauso wie
im richtigen Leben oder in der Unternehmenswelt wichtige Entscheidungen treffen und kritische Situationen meistern muss. Alle im
Team müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, sehr hart arbeiten
und immer 150 Prozent geben. Alle müssen aufeinander aufpassen,
ehrgeizig sein und den richtigen Zeitpunkt abpassen, um ein kalkulierbares Risiko einzugehen.
    Wenn man sein ganzes Herzblut gibt, um das Ziel zu erreichen,
wird man am Ende auch belohnt.
    Wie jetzt, reden wir von der Gipfelbesteigung oder von der Umsetzung von Unternehmenszielen?
    Eigentlich spielt es keine Rolle, denn es läuft auf dasselbe hinaus.

     

In dem Jahr, bevor Shara und ich geheiratet haben,
konnte ich die Eigentümer einer kleinen Insel bei Poole Harbour dazu
überreden, dass ich während der Wintermonate auf ihr Haus aufpasse
und sie mich dafür im Gegenzug kostenlos dort wohnen lassen.
    Das war ein supergenialer Deal.
    Ich konnte Holz hacken, ein Auge auf das Anwesen haben, ein
paar Reparaturen ausführen und wie ein König auf einer wunderschönen acht Hektar großen Insel vor der Südküste Englands leben.
    Einige Monate zuvor, als ich gerade außerhalb von London am
Ufer der Themse entlangspazierte, hatte ich ein kleines einfaches Fischerboot mit einem alten 15 PS starken Heckmotor entdeckt. Es war
überall mit schwarzem Schimmel überzogen und hatte eindeutig seine besten Tage schon lange hinter sich; doch dann sah ich den Namen, der sorgfältig an der Seite auf den Bug aufgemalt war.
    Das Boot hieß Shara. Was hatte das wohl zu bedeuten?
    Ich kaufte es auf der Stelle für 800 Pfund Sterling, was so ziemlich
meine letzte Barschaft war.
    Shara wurde schnell mein ganzer Stolz. Außerdem war ich ohnehin der Einzige, der den widerspenstigen Motor zum Laufen brachte! Ich nutzte dieses Boot allerdings hauptsächlich, um von Poole Harbour aus zu der kleinen Insel hinüberzufahren und wieder zurück.

    Doch während dieser Wintermonate musste ich mit Shara ein
paar ausgesprochen riskante Überfahrten bewältigen. Denn da ich
nach einer gemütlichen Kneipentour meist erst spätabends zur Insel
zurückfuhr, konnte die knapp sechs Kilometer lange Überfahrt bei
schlechtem Wetter ziemlich haarig werden. Dann sind jedes Mal die
eiskalten Wellen über den Bug geschlagen, wodurch gefährlich viel
Wasser ins Boot strömte und außerdem hatte der Motor immer so
seine Mucken, denn er ging unterwegs ständig aus.
    Ich hatte keine Navigationsleuchten, kein Ölzeug, keine
Schwimmweste und keinen Funk. Und das bedeutet, ich hatte keinen
Notfallplan - was schlecht ist.
    Das war total unverantwortlich. Aber es hat total viel Spaß gemacht.
    Drüben auf der Insel habe ich mit meinen besten Kumpels meinen
Junggesellen-Abschied gefeiert - mit Ed, Mick, Neil, Charlie, Nige
(einer von Sharas Freunden von der Uni, der für mich ein großartiger
Kumpel geworden ist), Trucker, Watty, Stan und Hugo -, und es war
eine echt wilde Party.
    Charlie kletterte irgendwann einmal nackt auf einen Pfosten mitten im Hafen; wir wurden zweimal wegen Motorschadens abgeschleppt, weil wir versucht hatten, die viel zu schwach motorisierte
Shara zum Wasserskifahren einzuspannen; und wir hatten ein riesiges
Freudenfeuer angezündet, damit wir im Schein des Feuers Touch
Rugby spielen konnten.
    Fantastisch.
    In dieser Phase meines Lebens pflegte ich zudem einen ziemlich
ungesunden Lebensstil. Denn ich aß nicht nur zu viel, sondern ich
rauchte auch und trank (was ohnehin bescheuert ist) und trainierte
überhaupt nicht mehr.
    Wie zu erwarten war, hatte ich natürlich ordentlich an Gewicht
zugelegt und sah ziemlich bescheiden aus.
    Doch ich wollte einfach mal den ganzen Fitness- und Trainingsstress, dieses sture Fixieren auf ein bestimmtes Ziel und den ganzen
Kram hinter mir lassen.

    Ich sehnte mich nach dem Leben. Nach einem Leben ohne Militär, ohne Berge und ohne Stress.
    Denn während meine Freunde die Universität besucht haben und
ihre Freizeit genießen konnten, habe ich mir die Seele aus dem Leib
geschuftet - zuerst bei der SAS Selection und danach bei der EverestBesteigung.
    Ich brauchte jetzt einfach mal eine Pause.
    Irgendwann habe ich mein erstes Fernsehinterview gegeben und
als ich mich dann hinterher gesehen habe, bin ich zu Tode erschrocken. Ich sah blass und

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