Schlamm, Schweiß und Tränen
könnte.
Ich entschuldigte mich dafür, dass mein Spanisch etwas eingerostet war. Shara lächelte und verdrehte schon wieder mal die Augen.
Als wir dann endlich einen kleinen Juwelierladen in Sevilla aufgestöbert hatten, musste ich zudem auf die Schnelle noch einige Rechenaufgaben unter der Theke lösen - das heißt, ich musste bei jedem
Ring, den Shara anprobierte, im Nu den Preis von spanischen Pesten
in Pfund Sterling umrechnen, um sicherzugehen, dass ich mir den
Ring auch tatsächlich leisten konnte.
Zum Schluss fiel unsere Wahl auf einen schlichten, aber hübschen
Ring, der für mich - gerade noch - erschwinglich war.
Wahre Liebe offenbart sich ja nicht in teurem Schmuck. Außerdem hat Shara schon immer die große Gabe besessen, Schlichtes so zu
tragen, dass es an ihr äußerst erlesen wirkt.
Was für ein Glück.
Ich war noch nicht lange von meinem Everest-Abenteuer
zurück, als ich von meinem Segelclub auf der Isle of Wight gebeten
wurde, einen Vortrag über die Everest-Expedition zu halten.
Der war allerdings nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von
Vorträgen, die ich schließlich noch halten sollte und die sich nach
meiner Rückkehr aus Nepal ziemlich schnell als meine Haupteinnahmequelle erweisen sollten.
Allerdings waren meine ersten Referate nach allgemeinem Bekunden ziemlich miserabel.
Mein erster Vortrag verlief zwar ganz passabel, aber das lag auch
daran, dass eine große Anzahl von Familienmitgliedern im Publikum
saß. Mein Vater heulte, meine Mutter heulte und Lara heulte. Alle
waren stolz und rundum glücklich.
Den nächsten Vortrag musste ich vor einer Gruppe von Soldaten
im Rahmen einer SAS-Schulung halten. Ich nahm dazu Hugo, einen
meiner alten Kumpels, als moralische Unterstützung mit.
Hugo Mackenzie-Smith kann sich selbst heute seine Witzeleien
noch immer nicht verkneifen, wie sterbenslangweilig mein Vortrag
war, weil glatt alle Soldaten im Raum eingeschlafen waren, bis ich am
Ende meiner Ausführungen angelangt war. (An dieser Stelle sollte ich unbedingt noch hinzufügen, dass sie die Nacht zuvor an einer Übung
teilgenommen hatten, aber - um ehrlich zu sein - ich habe mich mit
diesem Vortrag wirklich nicht mit Ruhm bekleckert.)
Am Schluss mussten wir sie dann alle aufwecken - einen nach
dem anderen.
Wenn ich also ernsthaft vorhatte, mir quasi meinen Lebensunterhalt als Vortragsredner zu verdienen, dann musste ich noch eine Menge über Rhetorik und Kommunikation lernen.
Meine wohl mit Abstand schlechteste Rede habe ich für ein
Pharmaunternehmen in Südafrika gehalten. Man bezahlte mir 1.000
Dollar Honorar und mein Flugticket. Damals war das für mich ein
Vermögen und ich konnte mein Glück gar nicht fassen.
Immerhin hätte dieser Betrag Shara und mir für Monate zum Leben gereicht.
Und ehe ich mich versah, befand ich mich in einem Hotel in den
Drakensbergen und wartete darauf, dass 600 Pharmareferenten endlich im Kongresszentrum eintrafen.
Sie waren mit Bussen angereist und da die Fahrt in die Berge sehr
lang war, hatte man sie in den letzten fünf Stunden ununterbrochen mit
Bier versorgt. Als sie dann vor dem Hotel aus den Bussen stiegen, stolperten viele - lachend und grölend im Vollrausch - über ihr Gepäck.
Was für ein Albtraum.
Man hatte mich als After-Dinner-Speaker eingeplant - mein Vortrag sollte nicht länger als eine Stunde dauern. Selbst ich wusste, dass
eine Stunde „unterhaltsame Berieselung" nach dem Abendessen reiner Selbstmord war. Aber man bestand darauf. Immerhin wollte man
einen Gegenwert für die 1.000 Dollar Rednerhonorar.
Nachdem sich das Abendessen schier endlos in die Länge zog und
der Alkohol in Strömen floss, waren die Pharmavertreter am Ende
dieser Tafelrunde allesamt sturzbetrunken. Ich saß derweil hinter der
Bühne, hatte mein Gesicht in den Händen vergraben und dachte nur:
Ach, Du heilige Scheiße.
Und just in dem Augenblick, als ich die Rednerbühne betrat, gingen
schlagartig alle Lichter im Saal aus, weil es einen Stromausfall gab.
Das darf doch jetzt wohl nicht wahr sein.
Eilig organisierte der Kongressveranstalter Kerzen, damit wir wenigstens ein wenig Licht im Saal hatten (was andererseits natürlich
bedeutete, dass ich keine Dias zeigen konnte) und dann kam mein
Auftritt. Mittlerweile war es weit nach Mitternacht.
Ach übrigens, hatte ich eigentlich erwähnt, dass alle Pharmavertreter als Muttersprache Afrikaans sprachen und dass Englisch bestenfalls ihre Zweitsprache war?
Und
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