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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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aufgedunsen aus. Da wurde mir klar, dass ich
Gefahr laufe, nie wieder irgendetwas Sinnvolles in meinem Leben zu
machen, wenn ich mich jetzt nicht am Riemen reiße und meinen Lebenswandel wieder zügele.
    Denn sinnlos herumgammeln war in meiner Lebensplanung nicht
vorgesehen.
    Ich wollte keineswegs in der Vergangenheit leben, indem ich nur
über den Mount Everest erzähle und wie ein abgehalfterter Abenteurer wirke, der sonst nichts weiter vorzuweisen hat.
    Wenn ich also beruflich weiterkommen wollte, mir auf der Grundlage dessen, was ich in den letzten Jahren alles riskiert und mir erarbeitet hatte, eine solide Existenz aufbauen wollte, dann musste ich
jetzt unbedingt damit anfangen, auch das zu praktizieren, was ich den
anderen immer gepredigt habe.
    Es war an der Zeit, endlich wieder in Form zu kommen.
    Auch wenn ich diese schwierige Phase durchmachte, so wusste ich
jedoch eins ganz sicher, nämlich dass Shara mich wohl kaum wegen
meines Aussehens oder meines Geldes heiraten würde.
    Schließlich war ich nicht nur abgebrannt, ich war auch ganz schön
auseinandergegangen.
    Aber Shara, die Gute, hat mich trotzdem nicht weniger geliebt.

     

Wir haben mitten im Winter geheiratet - am 15. Januar
2000. Es war zwar ein kalter, stürmischer Wintertag, aber dennoch
blitzten die Sonnenstrahlen hell durch die Wolken hindurch.
    Da Sharas Vater Brian bedauerlicherweise an Multipler Sklerose
erkrankt war, hatte er die Braut im Rollstuhl zum Altar geführt, bevor er sie mir übergab.
    Brian weinte. Shara weinte. Alle weinten.
    Beim Verlassen der Kirche sangen unsere Freunde für uns A-Capella-Versionen von „Hey, Hey, We're the Monkees" und „I'm a Believer".
    Ich war so glücklich wie noch nie zuvor in meinem Leben.
    So fühlt man sich eben, wenn man die richtigen Entscheidungen
trifft.
    Danach tanzten wir zur Musik von peruanischen Straßenmusikern, die Trucker ausfindig gemacht hatte, nahmen an langen Tischen Platz und aßen Würstchen mit Kartoffelbrei. Unser Hochzeitstag war vor allem mit Liebe erfüllt.
    Wir waren beide so ziemlich die Ersten und jüngsten aus unserem
Freundeskreis, die geheiratet hatten, was uns einmal mehr das Gefühl
gab, dass unsere Hochzeit etwas Besonderes war. (Zum damaligen Zeitpunkt war eine Hochzeit für uns alle eine völlig neue Erfahrung.)
Und unsere Trauzeugen Charlie und Trucker sorgten mit ihrer Rede
dafür, dass noch mehr Tränen flossen.

    Einige Monate vor unserer Hochzeit hatten Shara und ich uns ein
Eigenheim gekauft. Na ja, genauer gesagt, war es vielmehr ein Lastkahn, der am Ufer der Themse in Central London vor Anker lag.
    Neil hatte diesen Kahn für uns ausfindig gemacht und wir haben
ihn sofort inspiziert. Er gefiel mir auf Anhieb.
    Bis zu diesem Zeitpunkt standen wir allerdings noch kurz davor,
ein Kaufangebot für eine winzig kleine, sehr beengte Atelierwohnung
in London abzugeben - und tief in meinem Innersten machte mir
dieses Vorhaben große Sorgen.
    Zunächst einmal konnte ich mir diese Wohnung nicht wirklich
leisten. Mein Vater hatte mir zwar angeboten, mir bei der Aufnahme
eines Hypothekendarlehens zu helfen, sofern ich die monatliche Tilgungsrate zahlen könnte, doch ich war mir darüber im Klaren, dass es
eine enorme Belastung war, dieses Geld jeden Monat aufzubringen.
    Der Lastkahn dagegen kostete weniger als die Hälfte dieser Wohnung - und war auf alle Fälle viel cooler.
    Als wir ihn besichtigten, machte sein Innenleben einen ziemlich
bescheidenen, kalten und feuchten Eindruck; außerdem waren Shara
und ihre Familie anfangs durchaus ein wenig skeptisch.
    Doch dann habe ich kräftig die Werbetrommel gerührt.
    „Mensch, Leute, das wird echt klasse. Wir können ihn gemeinsam
herrichten - das ist doch mal eine Herausforderung. Dann können
wir uns hier drin so ein richtig schnuckeliges und gemütliches Zuhause schaffen."
    Shara legte den Kopf auf die Seite, verdrehte wie immer die Augen
und schaute mich an.
    „Die Sache mit der „Herausforderung" macht mir noch ein wenig
Kopfzerbrechen. Können wir uns stattdessen nicht lieber auf den
schnuckeligen und gemütlichen Teil konzentrieren, Schatz?", antwortete sie, indem sie noch immer besorgt dreinschaute.
    (Nachdem wir jedoch eine Zeitlang in unserem schwimmenden
Zuhause gewohnt hatten, war sie auf einmal wie ausgewechselt, und heute würden keine zehn Pferde sie dazu kriegen, den Kahn wieder zu
verkaufen. Aber gerade das liebe ich so an ihr. Shara braucht zwar
immer eine ganze

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