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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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könnte ich es da wohl übers Herz bringen,
sie auf den Schrottplatz zu fahren?

    Eigentlich habe ich mir für dieses Frühjahr vorgenommen, dass
wir Dolly in bunten Regenbogenfarben anmalen, den Rücksitz mit
ordentlichen Sicherheitsgurten ausstatten und dann alle zusammen
im Taxi einen Familienausflug machen. Einfach genial. Wir dürfen
nur nie damit aufhören, derart verrückte Dinge zu unternehmen.
Denn durch solche verrückten Abenteuer haben wir schließlich zueinander gefunden und sie werden dafür sorgen, dass wir auch in Zukunft sehr viel Spaß miteinander haben.
    Spontaneität ist etwas, was wir jeden Tag leben müssen, anderenfalls verlieren wir sie.
    Shara verdreht die Augen und schaut mich dabei liebevoll an.

    Im Sommer 1999 fuhren wir zusammen nach Spanien, um meine
Cousine Penny zu besuchen, die in Andalusien ein Gestüt betreibt.
Der Süden Spaniens kann mit einer Vielfalt atemberaubender, wild
romantischer Landschaften aufwarten.
    Shara ist jeden Morgen schon früh ausgeritten - entweder in den
Bergen durch die duftenden Pinienwälder oder entlang der einsamen,
kilometerlangen Sandstrände am Atlantik. Bei mir hieß es jedoch, ich
sei zu groß für die zierlichen andalusischen Pferde. Ach nee.
    Doch das konnte mich nicht davon abhalten, die Landschaft zu
erkunden.
    Also lief ich neben Shara her und versuchte, mit dem Tempo ihres
Pferdes Schritt zu halten. (Na, wenn das kein gutes Training war.)
    An jenem Montagmorgen schließlich, als wir abreisen sollten,
ging ich mit Shara noch hinunter zum Strand und überredete sie
dazu, sich mit mir zusammen nackt in die Fluten zu stürzen. Sie erklärte sich einverstanden. (Auch wenn sie gehörig die Augen verdrehte.)
    Dann sind wir ein ganzes Stück hinausgeschwommen und als wir
auf dem Rückweg den Strand fast erreicht hatten, zog ich Shara ganz
eng an mich und hielt sie in meinen Armen: Jetzt war ich bereit, um
ihre Hand anzuhalten.

    Ich atmete noch einmal tief durch, brachte mich in Position und
wollte gerade den Mund aufmachen, als eine riesige Welle des Atlantiks uns beide erfasste. Sie wirbelte uns zuerst wild durcheinander und rollte uns dann quer über auf den Strand, als wären wir
Stoffpuppen.
    Lachend machte ich mich also bereit für den zweiten Anlauf. Shara hatte noch immer keine Ahnung, was ihr gleich blühen würde.
    Endlich brachte ich die Frage über meine Lippen. Sie schaute mich
nur ungläubig an.
    Dann verlangte sie von mir, dass ich mich (nackt) vor sie in den
Sand knien und sie noch einmal fragen sollte.
    Zuerst lachte sie - dann brach sie in Tränen aus und sagte ja.
    (Paradoxerweise brach auch Sharas Vater in Tränen aus, als ich ihn
nach unserer Rückkehr um seinen Segen bat. Doch dieses Mal war
ich bekleidet, und zwar mit Jackett, Krawatte und ... Boardshorts.)
    Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, ob es Freudentränen waren oder eher Tränen der Verzweiflung.
    Doch das Einzige, was wirklich zählte war, dass Shara und ich
heiraten würden.
    Noch am selben Tag fuhren wir nach Sevilla, um zu feiern. Ich
fragte einen Passanten, wie das schickste Hotel der Stadt heißt. Die
Antwort lautete „Alfonso XIII". In diesem Hotel, das nach König Alfons XIII benannt wurde, residierten schon königliche Würdenträger,
Staatsoberhäupter und andere berühmte Persönlichkeiten.
    Wir machten das Hotel ausfindig und marschierten hinein. Es war
atemberaubend. Shara war es schon ein wenig unangenehm, weil ich
kurze Hosen und einen alten Pullover mit Löchern anhatte, aber ich
pickte mir dennoch eine freundlich wirkende Empfangsdame heraus
und erzählte ihr unsere Geschichte.
    „Könnten Sie uns vielleicht helfen? Ich habe nicht viel Geld."
    Sie musterte uns zuerst von Kopf bis Fuß und zögerte einen kurzen Augenblick - dann lächelte sie.
    „Das dürft Ihr aber auf keinen Fall meinem Chef erzählen," flüsterte sie.

    Dann durften wir für sage und schreibe 100 Dollar in einem Zimmer übernachten, das sonst 1.000 Dollar pro Nacht kostet, und wir
haben gefeiert - wie der König von Spanien.
    Am nächsten Morgen gingen wir dann auf Ringsuche.
    Ich fragte den Concierge in meinem besten Universitätsspanisch,
ob er uns ein gutes (soll heißen, ein günstiges) Juweliergeschäft nennen könnte.
    Er schaute mich etwas irritiert an.
    Daraufhin versuchte ich etwas langsamer zu sprechen. Schließlich
merkte ich, dass ich ihn in Wirklichkeit gefragt hatte, ob er uns ein
gutes „Schnurrbart"-Geschäft empfehlen

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