Schlamm, Schweiß und Tränen
tatsächlich wurden schon Zwischenrufe laut, noch bevor ich
überhaupt einen Ton gesagt hatte.
„Auf so n'en After-Dinner-Vortrag können wir gut verzichten.",
brüllte ein Mann, der so sturzbetrunken war, dass er fast aus seinem
Stuhl kippte.
Und weißte was, Du Großkotz, ich auch, dachte ich.
Ich gehe mal davon aus, dass diese Stunde für ihn genauso unangenehm war wie für mich.
Doch ich habe diese Sache bis zu Ende durchgezogen. Außerdem
habe ich mir große Mühe gegeben zu lernen, wie man eine Geschichte
gut präsentiert. Schließlich war dies nicht nur meine einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen, sondern auch meine einzige Chance, neue
Sponsoren für mögliche andere Expeditionen zu gewinnen, die ich
mit deren Unterstützung hoffentlich unternehmen könnte.
Den besten Rat in Sachen Vortragskunst habe ich allerdings von
dem mittlerweile verstorbenen legendären britischen Schauspieler Sir
John Mills bekommen, während wir anlässlich eines Vortrags, den
wir gemeinsam halten sollten, zusammen hinter der Bühne saßen und
auf unseren Auftritt warteten. Der wichtigste Grundsatz für das Reden vor Publikum, so erklärte er mir, sei seiner Meinung nach folgender: „Sei aufrichtig, fasse Dich kurz und verzichte auf hochtrabendes
Geschwafel."
Diese Worte haben mich beflügelt. Denn sie haben dazu beigetragen, dass ich meine Vortragsweise fortan änderte: Fasse Dich kurz. Sei
immer mit dem Herzen dabei.
Im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass wir witzig, geistreich
oder scharfsinnig sein müssten, wenn wir am Rednerpult stehen. Aber
das stimmt nicht. Man muss einfach nur ehrlich sein. Denn wenn man sehr persönliche Gedanken preisgibt und die ganze Geschichte
erzählt, wie man sie erlebt hat - mit allen Gefühlen, Zweifeln, Problemen, Ängsten, einfach alles -, dann wird auch das Publikum entsprechend reagieren.
Ich wurde in der Folge von einigen der größten Konzerne in aller
Welt als Vortragsredner engagiert - dennoch habe ich immer versucht, diesem Grundsatz treu zu bleiben. Sprich über persönliche Erfahrungen, dann ist Dir die Aufmerksamkeit und Sympathie der Zuhörer sicher.
Als ich dann mit der Zeit für immer größere und noch größere
Events von Unternehmen gebucht wurde, ging ich fälschlicherweise
davon aus, dass es wohl angebracht wäre, wenn ich nun etwas eleganter gekleidet daherkomme und mich, was meine Ausdrucksweise angeht, mehr am „Unternehmensjargon" orientiere. Doch da irrte ich
mich ganz gewaltig, lernte aber schnell aus meinen Fehlern. Denn sobald man ein falsches Spiel spielt, spüren die Leute das und reagieren
gelangweilt.
Solange man sich aber selbst treu bleibt, offen und ehrlich zu den
Leuten spricht und seine Botschaft prägnant hält, ist es eigentlich
ziemlich wurscht, was man anhat.
Allerdings erfordert es durchaus eine gehörige Portion Mut, vor
5.000 Zuhörern seine intimsten Gedanken zu offenbaren und einzugestehen, dass man doch tatsächlich mit Selbstzweifeln zu kämpfen
hat. Insbesondere dann, wenn man als Motivationstrainer engagiert
wurde.
Doch solange man offen und ehrlich ist, vermittelt man seinen
Zuhörern auch etwas Ehrliches, was sie aus dem Vortrag mitnehmen.
„Wenn der das geschafft hat, dann schaffe ich das auch." - von
diesem Gedankenschluss geht stets eine große Kraft und Motivation
aus. Für Kinder und Geschäftsleute ebenso wie für ambitionierte
Abenteurer.
Eigentlich bin ich ziemlich durchschnittlich. Mein Wort drauf.
Fragen Sie Shara ... fragen Sie Hugo.
Ich bin ein ganz gewöhnlicher Typ, allerdings einer mit einem eisernen Willen.
Als die Unternehmen dazu übergingen, mir immer höhere Honorare zu zahlen, plagten mich hin und wieder durchaus gewisse Zweifel, ob ich denn auch tatsächlich so viel Geld wert wäre. Das Ganze
kam mir schon irgendwie unheimlich vor. Denn zwangsläufig stellte
sich mir die Frage, ob mein Vortrag heute denn wirklich hundert Mal
besser wäre als jener Vortrag, den ich damals in Südafrika in den Drakensbergen gehalten hatte?
Nein.
Wenn man jedoch andererseits mit seiner persönlichen Erfolgsgeschichte dazu beitragen kann, dass Mitarbeiter sich motivierter fühlen und sich sehr viel mehr zutrauen, dann rentiert sich diese Investition natürlich für das Unternehmen, und zwar auf so vielfältige Weise,
dass es schier unmöglich ist, diese Rendite in Zahlen auszudrücken.
Denn wenn ich die Mitarbeiter nicht hätte motivieren können,
wäre ich wohl kaum so oft - und
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