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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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Weile, bis sie von einer Sache überzeugt ist, aber
wenn sie sich dann für diese Sache entscheidet, steht ihre Entscheidung unumstößlich fest. Genauso war es auch, als sie sich für mich
entschieden hat.)

    Dank der Hilfe unseres guten Freundes Rob Cranham* konnten wir den Kahn in zwei Monaten umbauen und herrichten. Rob war einfach fantastisch, denn er hat quasi an Bord gewohnt und mit seinem unermüdlichen Arbeitseinsatz dazu beigetragen, dass dieses Boot zu einem gemütlichen Zuhause wurde. Rob hat den Kahn genauso umgebaut, wie wir es uns vorgestellt hatten. Dazu gehörte eine alte Badewanne, die an Deck installiert wurde und ein Bett in der Kapitänskajüte, das im Bauch des Schiffs, also quasi im „Kerker" untergebracht wurde!
    Wir haben das alte Sofa und die Kommode von Sharas Oma durch den Lukendeckel hinunter in den Laderaum verfrachtet und wie die Verrückten das ganze Boot gestrichen und lackiert. Bis zum Tag unserer Hochzeit war dann alles fertig.
    Unser Ehebett war nett hergerichtet, Sharas Nachthemd liebevoll auf dem Kopfkissen drapiert und alles war perfekt vorbereitet, damit wir gleich nach der Rückkehr von unserer Hochzeitsreise unsere erste gemeinsame Nacht im Ehebett verbringen konnten.
    Ich konnte es gar nicht abwarten.
    Am Tag nach unserer Trauung flogen wir in die Flitterwochen. Ich hatte leichtsinnigerweise mit der Reisebuchung bis zwei Tage vor der Hochzeit gewartet, in der Hoffnung, dass ich irgendwo noch ein supertolles Last-Minute-Schnäppchen ergattern könnte.
    Doch diese Taktik ist immer gefährlich.
    Ich ließ Shara daher in dem Glauben, es wäre eine Überraschung.
    Doch die „Super-Schnäppchen" waren - erwartungsgemäß - in jener Woche recht dünn gesät. Das Beste, war ich auftreiben konnte,
war ein Ein-Sterne-Pauschalurlaub in einer Hotelanlage in Cancün in
Mexiko.

    Es war die reine Wonne endlich zusammen zu sein, allerdings änderte das wenig an der Tatsache, dass das Hotel absolut ätzend war.
Man hatte uns ein Zimmer gegeben, das direkt neben dem hoteleigenen Abwasserkanal lag - dadurch bot sich uns jeden Abend, wenn wir
draußen saßen, ein Super-Dufterlebnis, während wir den fantastischen
Ausblick auf ... den Geräteschuppen gegenüber genießen konnten.
    Da das gebuchte Ein-Sterne-Arrangement kein Mittagessen
enthielt, gingen wir also dazu über, uns vom Frühstücksbüffet ein
paar Essensvorräte zu bunkern. Ich habe mir ein paar Brötchen in den
Ärmel meines Pullovers geschoben, Shara hat ein Joghurt und eine
Banane in ihre Handtasche geschmuggelt. Danach zog es uns wieder
zurück in unsere Hängematte, wo wir uns die Zeit mit lesen und küssen vertrieben haben, während immer wieder ein Hauch von Abwassergeruch zu uns herüberwehte.
    Es war ein klirrend kalter Januartag, als wir von unserer Reise zurückkehrten. Shara war ziemlich müde, aber wir freuten uns beide
sehr auf unser gemütliches, kuscheliges, warmes Zuhause auf dem
Lastkahn, der sogar über Zentralheizung verfügte.
    Es sollte unsere erste Nacht in unserem neuen Heim sein.
    Ich hatte Sharas Schwester Annabel noch unmittelbar vor unserer
Rückreise darum gebeten, dass sie die Heizung einschaltet und unseren Kühlschrank bestückt. Das hatte sie auch alles vorbildlich erledigt.
    Was sie jedoch nicht wissen konnte war, dass der Heizkessel den
Geist aufgegeben hatte, kurz nachdem sie das Schiff verlassen hatte.
    Bis Shara und ich am Kai der Themse ankamen, war es schon dunkel. Die feuchtwarme Luft unseres Atems kondensierte in der eisigen
Kälte zu kleinen Wolken. Ich schnappte mir meine Frau und trug sie
auf meinen Armen die Stufen hinauf zu unserem Boot.
    Wir öffneten die Tür und schauten einander total verdutzt an.
    Es fühlte sich buchstäblich so an, als hätten wir uns gerade in eine
Tiefkühlkammer begeben. Alte Boote mit Stahlrumpf sind im Winter entsetzlich kalt. Denn wenn sie nicht beheizt werden und im kalten
Wasser liegen, ist es in ihnen so bitterkalt wie im Baltischen Meer. Wir
tasteten uns langsam voran - noch immer dick eingemummelt - bis
hinunter in den Schiffsrumpf und zum Kesselraum.

    Shara schaute zuerst mich an und dann den kalten Heizkessel, der
keinen Mucks mehr von sich gab.
    Zweifellos überlegte sie in diesem Moment, ob sie sich denn wirklich allen Ernstes für die bessere Eigenheim-Alternative entschieden
hatte.

    Da standen wir nun.
    Wir hatten kein Geld und froren fürchterlich, aber immerhin waren wir glücklich vereint.
    In jener Nacht, wir

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