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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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mich erblickte.
    In dem Hotel gab es einen speziellen Frühstücks-Service, ein Bestellformular, das man abends ausfüllen und draußen an die Zimmer tür hängen konnte, wenn man am nächsten Tag das Frühstück lieber
auf dem Zimmer einnehmen wollte. Mein Vater war der Meinung, es
wäre bestimmt lustig, unser Formular auszufüllen und 35 gekochte
Eier, 65 Frankfurter Würstchen und 17 geräucherte Heringe fürs
Frühstück zu bestellen und es dann an die Tür der Schweizer Familie
zu hängen.

    Das war doch eine Mordsgaudi, die man sich keineswegs entgehen
lassen konnte.
    Meiner Mutter haben wir nichts gesagt, weil sie sonst ausgeflippt
wäre; stattdessen haben wir voller Übermut dieses Formular ausgefüllt, sind kurz vor dem Zubettgehen hinausgeschlichen und haben es
den Schweizer Nachbarn an die Türklinke gehängt.
    Um sieben Uhr morgens hörten wir dann, wie der Schweizer Vater
wütend die Bestellung zurückgehen ließ. Deshalb haben wir das
Spielchen am nächsten Tag gleich noch mal wiederholt.
    Und am Tag darauf noch einmal.
    Jeden Morgen reagierte der Schweizer Vater zunehmend wütender, bis meine Mutter schließlich Wind davon bekam, was wir da angestellt hatten und dafür sorgte, dass ich hinüberging, um mich zu
entschuldigen. (Ich weiß nicht, warum gerade ich mich entschuldigen
gehen musste, wo doch die ganze Geschichte auf Papas Mist gewachsen war, allerdings glaube ich, dass Mama wohl dachte, dass ich wahrscheinlich nicht allzu große Schwierigkeiten bekommen würde, da
ich ja noch ein Kind war.)
    Jedenfalls ahnte ich, dass es keine so gute Idee war, hinüberzugehen und die Schuld auf mich zu nehmen - und tatsächlich war es
auch so.
    Denn von diesem Augenblick an stand ich - trotzdem ich mich
entschuldigt hatte -, zumindest für deren Sohn ganz oben auf der
Abschussliste.
    Als ich am letzten Abend nach einem langen Skitag, nur mit
meinen langen lhermounterhosen und einem T-Shirt bekleidet,
den Hotelflur entlanglief, spitzte sich die Situation schließlich zu.
Der übergewichtige Teenager mit Pickelgesicht kam aus seinem
Zimmer heraus und sah, wie ich in meinen Leggings, bei denen es sich ja im Grunde um Damenstrumpfhosen handelte, an ihm vorbeimarschierte.

    Er zeigte mit dem Finger auf mich, nannte mich eine Memme,
brach in lautes sarkastisches Gelächter aus und stemmte dabei die
Hände gekünstelt in die Hüften. Trotz des Alters- und Größenunterschieds zwischen uns beiden, habe ich mich auf ihn gestürzt, ihn zu
Boden geschleudert und so heftig verprügelt, wie ich nur konnte.
    Sein Vater hörte den Tumult, kam aus seinem Zimmer gerauscht
und sah, wie sein Sohn mit blutender Nase dalag und wahnsinnig laut
(und überaus dramatisch) schluchzte.
    Das war dann in der Tat der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Vater des Jungen schleppte mich zum Zimmer meiner Eltern und nötigte mich dazu, meinem Vater und meiner Mutter
zu erklären, warum ich das getan hatte.
    Mein Vater versuchte sein ironisches Grinsen zu unterdrücken,
doch meine Mutter war ehrlich schockiert und folglich war mir der
Hausarrest sicher.
    Damit war also wieder einmal ein echt supergenialer Familienurlaub zu Ende!

     

Als ich noch ein Kind war, haben meine
Tante Mary-Rose und mein Onkel Andrew (er war ebenfalls Brigadegeneral) die Weihnachtsfeiertage sehr oft bei uns zu Hause verbracht.
    Ich erinnere mich noch an ein ganz besonderes Weihnachtsfest,
als mein Vater (mit mir im Schlepptau und quasi in der Ausbildung), über die Klobrille im Gäste-WC Frischhaltefolie gespannt
hat (das ist immer ein Wahnsinnsspaß). Doch das kam überhaupt
nicht gut an.
    Also hat mein Vater sich einfach einen anderen Dummejungenstreich ausgedacht.
    Nachdem auch eine Reihe anderer Streiche von meiner Tante und
meinem Onkel nicht ganz so gut aufgenommen wurden, beschlossen
sie, dass es schließlich - wenn auch verfrüht - an der Zeit wäre, sich
auf die Heimreise zu machen.
    Womit sie jedoch nicht gerechnet hatten war, dass mein Vater genau diese Reaktion vorausgesehen hatte und schon eine Weile vor ihrer Abreise die Zündkerzen aus ihrem Auto herausgeschraubt hatte.
Also saßen die beiden wutschnaubend mitsamt ihrem ganzen Gepäck abreisefertig in ihrem Wagen und der Motor orgelte und orgelte, aber
er sprang nicht an.

    Dennoch pflegten meine Tante und mein Onkel ein ganz besonders enges und freundschaftliches Verhältnis zu unserer Familie und
wenn ich zurückdenke, dann waren die beiden für

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