Schlamm, Schweiß und Tränen
Quibell auf den Tod nicht ausstehen
konnte: Pizza und die Nachbarstadt Slough.
Oft haben wir als Lausbubenstreich beim Pizza-Service in Slough
einen ganzen Haufen von Sloughs leckersten Pizzas bestellt und diese
in seine Privatwohnung liefern lassen; dabei ging es aber nicht nur um
ein oder zwei Pizzas - 30 davon, das kommt schon eher hin.
Als der Pizzabote dann auftauchte, hockten wir allesamt gespannt
in unserem Versteck, luchsten aus den Fenstern und konnten beobachten, wie sich der Gesichtsausdruck von Herrn Quibell blitzschnell
von blankem Entsetzen in unbändigen Zorn verwandelte, wenn er
den armen Pizzamenschen jedes Mal zum Teufel jagte unter der strikten Anweisung, bloß nie wieder bei ihm aufzukreuzen.
Doch dieses Spielchen war nach dem zweiten Mal schon ausgereizt, denn der Pizza-Service hatte schnell begriffen, was da gespielt
wurde.
Eines der Wahlfächer, die wir in Eton belegen konnten, war Automobiltechnik. Grob übersetzt bedeutete das: „Such Dir eine alte
Klapperkiste, motz sie auf, entferne das Auspuffrohr und heize damit
durch die Felder, bis sie auseinanderfällt."
Perfekt.
Ich hatte einen ziemlich vergammelt aussehenden alten braunen
Ford Cortina Estate aufgetan, den ich für 30 Pfund erstanden und
mit ein paar Freunden zusammen dann spitzenmäßig aufgemotzt
habe.
Da wir erst 16 waren, durften wir damit natürlich nicht auf öffentlichen Straßen fahren, aber da mein 17. Geburtstag immer näher
rückte, bin ich fest davon ausgegangen, dass diese Schüssel - mein erstes eigenes Auto - hervorragend geeignet wäre, um darin ganz legal
die Straßen entlang zu düsen. Das einzige Problem an der Sache war,
dass ich die Karre zum TÜV bringen musste, damit sie auf ihre Sicherheit im Straßenverkehr überprüft wurde, doch um das tun zu
können, musste ich damit zuerst einmal in die Werkstatt. Das wiederum bedeutete, dass ein „Erwachsener" mich auf der Fahrt dorthin
begleiten musste.
Ich überredete Herrn Quibell, dass es für ihn an einem Samstagnachmittag unmöglich einen schöneren Zeitvertreib geben konnte,
als mit mir zusammen zu einer Reparaturwerkstatt (in sein heißgeliebtes Slough) zu fahren. Denn da ich es einen Tag zuvor geschafft
hatte, mit einem genialen Hechtsprung einen Punkt für das CricketTeam unseres Hauses zu erzielen, hatte ich bei Herrn Quibell einen
Stein im Brett - und deshalb hatte er sich breitschlagen lassen.
Doch als wir uns dem Stadtrand von Slough näherten, fing der
Motor plötzlich an zu qualmen - und wie er qualmte. Es dauerte
nicht lange, da musste Herr Quibell die Scheibenwischer auf höchste
Stufe stellen, damit sich durch das schnelle Hin- und Herbewegen,
quasi wie bei einem Ventilator, die dicken Rauchschwaden etwas verteilten, die unablässig unter der Motorhaube hervorquollen.
Als wir endlich an der Werkstatt ankamen, war der Motor glühend heiß und es wunderte mich nicht, dass mein Auto seine TÜVPlakette nicht bekam, und zwar - so sagte man mir - aufgrund so
zahlreicher und gravierender Mängel, wie sie die Werkstatt schon seit
Ewigkeiten bei keinem Auto mehr gesehen hatte.
Jetzt hieß es für mich, noch einmal ganz von vorne anzufangen.
Doch diese Situation zeigte auch sehr schön, dass Herr Quibell für
alle Jungs, die er in seiner Obhut hatte, wie ein fürsorglicher Vater
war - insbesondere für jene, die sich anstrengten und ernsthaft Mühe
gaben, ganz gleich auf welchem Gebiet. Und ich habe mich sehr ins
Zeug gelegt, denn ich war vor allen Dingen schon immer eine Kämpfernatur.
Ich bin zwar nicht immer erfolgreich gewesen und ich habe auch
nicht immer das größte Talent bewiesen, doch ich habe immer mit
großer Begeisterung alles gegeben - und das zählt schon eine ganze Menge. Denn schließlich hat mein Vater immer zu mir gesagt, dass
ich meine Sache erst dann gut mache, wenn ich selbst der begeisterungsfähigste Mensch bin, den ich kenne.
Das habe ich nie vergessen. Denn er hatte recht damit.
Also bitte, wer arbeitet nicht gern mit Leuten zusammen, die vor
Begeisterung und Leidenschaft nur so sprühen?
Zum Schluss noch zwei Geschichten aus meiner
Schulzeit ...
Die erste Geschichte handelt von meiner allerersten BergsteigerExpedition im Winter zum Mount Snowdon, dem höchsten Berg in
Wales; die zweite Geschichte handelt davon, wie ich meine erste
Freundin erobert habe. (Na ja, wenn ich Freundin sage, dann meine
ich damit, dass ich dieses Mädchen mehr als einmal geküsst habe und
dass
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