Schlamm, Schweiß und Tränen
rühmlich.
Ich wollte all diese spießigen UOTC-Möchtegern-Soldaten, die
mich so hochnäsig von oben herab angeschaut hatten, in den Schatten stellen. Ein ziemlich bescheuerter Grund, ich weiß! Doch ich
wollte denen zeigen, was wirklich in mir steckte. Ich wollte ihnen vor
Augen führen, dass es im richtigen Soldatenleben nur auf eins ankommt, und das heißt, schuften, schuften und nochmals schuften -
und nicht etwa, sich in schmucker Uniform voller Stolz geschniegelt
und gestriegelt zu präsentieren.
Beide Beweggründe mögen durchaus ein wenig verschroben anmuten, doch wenn ich ehrlich bin, dann sind dies vermutlich haargenau die Gründe, warum ich mich ursprünglich der Herausforderung stellen und an diesem SAS (R)-Auswahlverfahren teilnehmen wollte.
Denn in erster Linie ging es mir darum, etwas absolut Außergewöhnliches zu schaffen, das nur wenige Leute erfolgreich bis zu Ende durchziehen.
Die Kehrseite der Medaille war jedoch, dass ich diese Aufgabe wie eine fast nicht zu bewältigende Herausforderung empfand.
Ich wusste immerhin, dass von den unzähligen durchtrainierten und gestählten Soldaten, die jedes Jahr am Auswahlverfahren für das 21. Regiment der SAS-Reserveeinheit - oder kurz, 21 SAS Selection - teilnahmen, in aller Regel nicht mehr als eine kleine Handvoll diese Prüfung bestanden haben. Angesichts einer so brutal hohen Durchfallquote, ist es keine leichte Entscheidung, sich zu dieser Prüfung anzumelden, insbesondere dann nicht, wenn man das Gefühl hat, körperlich sehr „durchschnittlich" gebaut zu sein.
Andererseits habe ich mir aber die bewegenden Worte des amerikanischen Dichters Robert Frost zu meinem Grundsatz gemacht: „Zwei Waldeswege trennten sich und ich - ich ging und wählt' den stilleren für mich - und das hat all mein Leben umgedreht.` Das ist ein guter Ratschlag, den man im Leben beherzigen sollte.
Doch der größte und letztlich ausschlaggebende Beweggrund war, dass mir mein Studium an der Universität nicht wirklich Spaß machte.
Zhe Brunel und unsere kleine Clique von Kumpels fand ich klasse, doch das Universitätsleben als ordentlicher Student brachte mich schier um. (Allerdings muss ich schnell hinzufügen, dass dies nichts mit dem Arbeitspensum zu tun hatte, denn das war sehr überschaubar, sondern vielmehr damit, dass ich das Gefühl hatte, einfach in der Masse der Studenten unterzugehen.)
Natürlich hat mir der entspannte studentische Lebensstil gefallen (so zum Beispiel, dass ich jeden Tag pudelnackt im Zierteich auf dem Uni-Parkplatz schwimmen ging), aber das war ja längst nicht alles.
Denn es machte mir einfach zu schaffen, dass ich so wahnsinnig unmotiviert war.
Das hat mich psychisch ziemlich fertig gemacht.
Denn so hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt.
Ich spürte eine große Unruhe in mir und wollte vorankommen
und etwas bewegen.
(Ach ja, und mit der Zeit entwickelte ich eine richtige Abneigung
gegen die deutsche Sprache, und zwar in einem Ausmaß, das schon
fast krankhafte Züge annahm.)
Also beschloss ich, dass es an der Zeit wäre, eine Entscheidung zu
treffen.
Über den UOTC haben Trucker und ich ganz unauffällig ein
Treffen mit dem ehemaligen SAS -Offizier arrangiert, weil wir ihn um
Rat fragen wollten, was unsere ehrgeizigen Ambitionen anging, uns
für die Teilnahme an der SAS Selection anzumelden.
Ich hatte schon ein wenig Muffensausen, als ich ihm davon erzählte.
Er wusste schließlich, dass wir zwei Radaubrüder waren und dass
wir keine einzige der militärischen „Standardübungen" im UOTC jemals auch nur halbwegs ernst genommen hatten. Doch zu meiner
großen Verwunderung überraschte es ihn nicht im Entferntesten, was
wir ihm erzählten.
Daraufhin setzte er ein recht vielsagendes Lächeln auf und meinte,
dass wir wahrscheinlich prima beim SAS aufgehoben wären - natürlich vorausgesetzt, wir würden die Selection-Prüfung bestehen. Er
sagte, dass der SAS eine große Anziehungskraft auf Außenseiter und
eigenwillige Charaktere hätte - allerdings würde er nur diejenigen
aufnehmen, die sich zuvor als würdig erwiesen hätten.
Anschließend hat er uns etwas Geniales erzählt, das mir seither im
Gedächtnis geblieben ist.
„Jeder, der an der SAS Selection teilnimmt, besitzt als grundlegendes Ausstattungsmerkmal einen Körper: Zwei Arme, zwei Beine und
zwei Lungenflügel. Was jedoch den Unterschied ausmacht, zwischen
denjenigen, die die Prüfung bestehen und denjenigen, die scheitern,
ist das, was
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