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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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sich die Gedanken und je weniger
Schlaf ich fand, desto mehr Sorgen stiegen in mir hoch und kreisten
unaufhörlich durch meinen Kopf
    Und das, was da noch auf mich zukam, hat mir viel Kopfzerbrechen bereitet - sehr viel.
    Zum Beispiel unsere erste große Bewährungsprobe, bei der wir
unsere körperliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen mussten.
Wenn man die nicht bestand, war man weg vom Fenster.
    Da gab es keine Diskussion.
    Dafür musste man einen mörderischen Marsch durchs Gebirge in
schnellem Schritt (Lauf) und kompletter Marschausrüstung bewältigen, bei dem es fast 900 Meter steil bergauf zu einem besonders hohen
Berggipfel ging und anschließend auf der anderen Seite des Berges
wieder hinunter und danach den gesamten Weg wieder zurück zum Ausgangspunkt. Nicht umsonst war die Prüfung berühmt-berüchtigt, denn in SAS-Kreisen galt sie als echter Persönlichkeitstest.

    Wer das festgelegte Zeitlimit auch nur um eine Minute überschritten hatte, wurde wieder zu seiner Einheit zurückgeschickt - das war's,
einen zweiten Versuch gab es nicht.
    Es war ein milder Morgen, der Himmel war klar und ich war so
nervös wie noch nie zuvor, als ich am Fuß dieses Berges stand und
darauf wartete, dass der Startschuss für diesen Test fiel.
    Habe ich auch genug gegessen; werde ich mich heute tapfer schlagen,werde ich in der Lage sein, dieses Tempo durchzuhalten?
    Schon wenige Minuten nachdem wir aufgebrochen waren und
den Weg steil bergauf liefen, waren Trucker und die Spitze der Truppe
an mir vorbeigezogen.
    Komm schon, Bear, gib alles - Du kannst Dich ausruhen so lange Du
willst, wenn das hier vorbei ist, doch jetzt musst Du kämpfen.
    Doch unter der Last eines gut 20 Kilo schweren Bergen-Spezialrucksacks inklusive Koppelgurt, Sturmgewehr, Wasser und Verpflegung war es nicht leicht, mit diesem Tempo mitzuhalten. Nach einer
Stunde war meine Kleidung komplett mit Schweiß durchtränkt und
ich versuchte verbissen mit aller Kraft, das Letzte aus meinen Körper
herauszuholen, um noch schneller zu werden.
    Nachdem ich die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, trank ich
hastig einen großen Schluck Wasser und schon marschierte ich weiter
- wieder bergauf, den ganzen langen Weg durch die Gebirgsausläufer
zu dem noch weit entfernten Gipfel.
    Aber ich lag schon nicht mehr in der Zeit und ich wusste das.
    Ich war wütend auf mich selbst.
    Als Trucker auf dem Rückweg mit strammen Schritten an mir
vorbeimarschierte, wirkte er so kontrolliert, so selbstsicher und stark.
Mir war klar, dass ich im Gegensatz zu ihm genauso aussah, wie ich
mich fühlte - wie ein Wrack: Ich hielt den Kopf gesenkt, die Augen
starr auf den Boden gerichtet, schnaufte mit zusammengebissenen
Zähnen wie eine Lokomotive und bei jedem Atemzug schoss mir der
Speichel in dünnen Fäden durch die Zähne, sodass mir der Sabber in
den Mundwinkeln hing.

    Ich musste Zeit gutmachen, und das schnell, oder ich würde rausfliegen.
    Irgendwie mobilisierte ich auf der nächsten Etappe alle Reserven
und überholte lange Reihen von Rekruten, die langsam erste Zeichen
von Schwäche zeigten. Daraus schöpfte ich Mut und Selbstvertrauen
und strengte mich noch mehr an.
    Oben auf dem Gipfel angekommen, sauste ich dann fast im Sprint
den gesamten Berghang hinunter, bis ich unten am Fuß des Berges
das Ziel erreichte.
    Beim Hinunterlaufen konnte ich in der Ferne die Ausbilder sehen
- winzige Kleckse -, die knapp 500 Höhenmeter unterhalb von mir
am Fuß des Berges am Tor standen, das noch immer ungefähr fünf
Kilometer weit entfernt war.
    Ich holte das Letzte aus mir heraus und rannte ins Ziel.
    Ich hatte es geschafft. Nur drei Minuten vor dem angegebenen
Zeitlimit.
    Als ich dann mit dem Kopf zwischen den Beinen total erschöpft
auf meinem Rucksack hockte, überkam mich ein Gefühl großer Erleichterung.
    Ich wusste, dass fast alle, die ich überholt hatte, diese Prüfung
nicht bestanden hatten und gehen mussten.
    Tatsächlich mussten wir dann eine halbe Stunde später, nachdem
auch die letzten Nachzügler auf dem Zahnfleisch kriechend eingetrudelt waren, in Marschordnung antreten.
    „Die aufgerufenen Rekruten nehmen ihre Ausrüstung und legen
sie auf die Ladefläche des nächststehenden Lastwagens."
    Der Tonfall war unpersönlich, kalt und ungerührt.
    Wenn Ihr durchfallt, habt Ihr Euch das selbst zuzuschreiben. Na,
dämmerts nun?
    An diesem Tag wurden 16 Teilnehmer zu ihrer Einheit zurückgeschickt.
    Die Messlatte wurde

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