Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
Vom Netzwerk:
Erschöpfung -
die Orientierung verloren hatten.

    Wir bewegten uns schon langsam bergab, obwohl wir doch eigentlich noch auf dem Hochplateau hätten weitermarschieren müssen.
    „Wo zum Teufel sind wir hier?", murmelte ich vor mich hin und
warf einen prüfenden Blick auf die Karte, während ich vor Kälte nur
so schlotterte.
    Dann suchten wir beide im Umkreis die Umgebung ab, um den
schmalen Pfad zu finden, der am Bergkamm entlang führte und dem
wir folgen müssten um etwas weiter bergab, zu unserem nächsten
Checkpoint zu gelangen.
    Doch schon bald wurde es stockdunkel und die Berggipfel waren
in dichten Nebel gehüllt, wodurch die Sichtweite gegen null ging.
    Ich lief voran, als ich plötzlich auf der dünnen Eisschicht einer
schlammigen Furche ausrutschte und im Affenzahn den Berg hinuntersauste. Trucker war dicht hinter mir geblieben und so kam er genauso schnell hinterhergerutscht.
    Als wir weiter unten durch Schnee, Matsch und Geröll wieder
zum Stehen kamen, wollte ich eigentlich den Hang sofort wieder hinaufklettern, als ich auf einmal direkt unter uns einen Lichtschein erspähte.
    Dann begriff ich, dass das Licht dort unten vom Checkpoint kam,
den wir die ganze Zeit vergeblich gesucht hatten. Wie prompt doch
unsere verzweifelten und stillen Gebete erhört worden waren!
    Wir checkten ein und machten uns gleich auf den Weg zum letzten Checkpoint.
    Doch mit einem Mal wurde es schier unmöglich vorwärtszukommen. Ich versank dreimal hintereinander hüfthoch im Schlamm. Außerdem war das Gelände mit unzähligen gefällten Baumstämmen
übersät, die zur Hälfte in dem sumpfigen Moorboden eingesunken
waren.
    Ich fror entsetzlich und hatte viel zu wenig getrunken, weshalb
ich extrem dehydriert war. Dieser Marsch forderte allmählich seinen
Tribut.
    Meine Kraftreserven waren am Ende. Langsam aber sicher wurde
meine Erschöpfung immer größer und ich konnte einfach nicht mehr
weiter.

    Matt - einer der anderen Rekruten aus unserer Truppe - hatte sich
uns inzwischen angeschlossen. Er merkte, dass ich total fertig war. Er
nahm mich beiseite und ich musste mir eine zusätzliche Schicht Kleidung anziehen. Er ließ mich aus seiner Wasserflasche trinken und
half mir wieder auf die Füße.
    Er hat mir in dieser schweren Stunde so sehr geholfen, dass ich
ihm wohl niemals genug dafür danken kann. Dann sind wir drei gemeinsam weitermarschiert.
    Kurze Zeit später haben wir zufällig einen Feldweg entdeckt, der
ein Stückchen unterhalb unserer Route verlief. Das war eine Möglichkeit, diese Sumpflandschaft mit ihren verfluchten Baumstümpfen
hinter uns zu lassen. Wir waren uns sehr wohl bewusst, was uns blühen würde, wenn man uns dabei erwischte, dass wir einen Weg benutzten. Aus, vorbei - wir könnten auf der Stelle gehen.
    Doch wir kamen in dieser gottverlassenen Sumpflandschaft einfach nicht voran und wir mussten dringend Zeit aufholen, wenn wir
diesen letzten Geländemarsch bestehen wollten.
    Wir mussten alles auf eine Karte setzen.
    Wir bahnten uns schließlich einen Weg durch dieses Labyrinth aus
unzähligen Baumstümpfen, und erreichten stolpernd den Feldweg.
    Ganz vorsichtig sind wir dann auf dem Feldweg entlanggelaufen.
    Als wir sahen, wie plötzlich ein paar Scheinwerfer direkt auf uns
zukamen, hechteten wir über einen Stacheldrahtzaun. Wir konnten
uns nirgendwo verstecken - also sind wir einfach kopfüber in den
Schlamm gesprungen.
    Wir lagen regungslos da, die Gesichter tief in den Schlamm gegraben.
    Ich betete inständig, dass der Scheinwerferkegel uns nicht aufspüren würde.
    Der Land Rover, in dem die Ausbilder saßen, holperte langsam an
uns vorbei, ohne anzuhalten. Sie hatten uns nicht entdeckt.
    Wir riskierten es und marschierten noch einmal etwa eine halbe
Stunde auf dem Feldweg, bis wir dann in Richtung Osten abdrehten
und wieder zurück in den Wald liefen und danach unseren Weg wieder in der weitläufigen Moorlandschaft fortsetzten.

    Bis zum Ziel waren es nur noch knapp dreizehn Kilometer.
    Doch irgendwie schien es, als wollten diese dreizehn Kilometer
einfach kein Ende nehmen. Wir sahen aus wie Zombies.
    Matt, Trucker und ich mussten alle 500 Meter anhalten, um uns
hinzusetzen und kurz auszuruhen, doch sobald unsere Schultern und
Beine von dem schweren Gewicht befreit waren, nickten wir innerhalb weniger Sekunden ein.
    Nachdem wir zwei Minuten mitten im Schnee und Schlamm zusammengesackt dasaßen, musste ich Matt einen ordentlichen Knuff
geben, damit er sich

Weitere Kostenlose Bücher