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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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Ausbildung überstehen: Wir müssten quasi als Vorbereitung" auf eine Gefangennahme durch feindliche Truppen 36 Stunden lang folterähnlichen Verhörtechniken widerstehen. Wenn wir diese Prüfung jedoch erfolgreich abschließen würden (und man informierte uns, dass in dieser Phase immer einige Verluste zu beklagen sind), dann - und nur dann - hätten wir uns das sandfarbene SAS-Barett mit dem SAS-Abzeichen verdient, das die Inschrift des Regimentsmottos „Who Dares Wins" - Wer wagt, gewinnt - trägt.

    Unser erstes Trainingswochenende im SAS-Hauptquartier begann
ziemlich anspruchsvoll. Denn jetzt ging es nicht mehr allein um körperliche Kraft und Ausdauer. Es ging vielmehr darum, dass wir uns
die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten aneigneten, und diese
speziellen Fähigkeiten dann Hand in Hand zusammen mit der körperlichen Fitness einsetzten, die wir in der Zwischenzeit ja gut trainiert hatten.
    Noch vor Sonnenaufgang wurden wir in einen unterirdischen
Bunker beordert. Er diente sozusagen als „Hörsaal", in dem wir mit
allen wichtigen Informationen und Instruktionen bombardiert wurden - und das ununterbrochen und flächendeckend.
    Das Motto lautete: „Erläutern, demonstrieren, dann nachmachen." Zunächst hat man uns eine Übung erläutert, dann hat man sie
uns demonstriert und danach wurde von uns erwartet, dass wir sie
entsprechend nachmachen. Immer wieder und wieder, bis wir sie perfekt beherrschten.
    Während dieser Zeit mussten wir auch immer wieder große Strecken im Gelände zurücklegen, damit wir uns mit allen Aspekten der
üblichen Vorgehensweise der Spezialeinheiten der britischen Armee
vertraut machen konnten.
    Dabei stellte ich allerdings fest, dass sich die Trainingsatmosphäre
mittlerweile stark verändert hatte: Wir wurden von den Ausbildern
nicht mehr wie Rekruten, das heißt, wie Nummern behandelt, sondern vielmehr wie potenzielle SAS-Soldaten - Soldaten, mit denen die
Ausbilder möglicherweise in naher Zukunft durchaus Seite an Seite
kämpfen müssten.
    Folglich hatten die Ausbilder ein persönliches Interesse daran, sicherzustellen, dass wir die Übungen korrekt ausführten und dass irgendwelche Schwächen sofort ausgemerzt wurden.
    Doch in der nun folgenden Ausbildungsphase ging man in vielerlei Hinsicht noch weniger nachsichtig mit uns um als in der
„Gipfelstürmer"-Phase. Sofern das überhaupt möglich war. Denn sie
war deutlich subjektiver angehaucht. Für den Fall, dass die Ausbilder nicht davon überzeugt waren, dass man diesem Job gewachsen war
oder schnell genug kapierte, worauf es ankam - oder auch falls sie
ganz einfach meinten, dass das eine oder andere Gesicht nicht hierher
passte -, war man schnell weg vom Fenster. Ohne großes Gedöns.

    Denn das Einzige, wofür sich die Ausbilder jetzt interessierten
war: Wie schnell lernt ein Soldat? Ist er in der Lage, schnell zu reagieren, sich anzupassen und zu improvisieren? Ist er in der Lage, unter
Druck einen kühlen Kopf zu bewahren? Ist er in der Lage, sowohl in
einem kleinen Team als auch auf sich allein gestellt gut zu arbeiten?
Zeichnet er sich durch Selbstdisziplin und strukturiertes Handeln
aus, ist aber dennoch in der Lage, seine Kampfkraft taktisch geschickt
und zielgerichtet einzusetzen, wenn es die Situation erfordert?
    Mittlerweile konnte ich auch verstehen, warum die Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit so extrem hoch waren.
Denn diese körperliche Fitness fand nun in der täglichen Praxis Anwendung - sie diente einem ganz bestimmten Zweck.
    „Du wirst in fünf Stunden von einem Heli abgeholt - bis zum vereinbarten Treffpunkt sind es noch knapp 25 Kilometer. Du hast auch
einen Verwundeten bei Dir und ein feindlicher Truppenverband ist
Dir auf den Fersen. Wenn diese Rettungsaktion erfolgreich sein soll,
musst Du den vereinbarten Heli-Treffpunkt rechtzeitig erreichen -
also setz Dich in Bewegung."
    Das Ganze hat mir so richtig Spaß gemacht.

     

Es gab keinen Zweifel mehr: Wir hatten
mittlerweile immer mehr das Gefühl, dass wir zur SAS-Gemeinschaft
dazugehörten, und das fühlte sich echt gut an.
    Jedes Mal, wenn wir Kampfsituationen mit simulierten Feindkontakten geübt haben, floss das Adrenalin ununterbrochen in Strömen.
Entweder haben wir uns den Weg aus einem plötzlichen Hinterhalt
freigekämpft, Munition und Funkgeräte in die Berge hinaufgeschleppt oder uns darauf vorbereitet, im Morgengrauen Überraschungsangriffe auf nicht mehr genutzte

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