Schlamm, Schweiß und Tränen
Wirtschaftsgebäude ehemaliger Bauernhöfe durchzuführen.
Zwischendurch, wenn wir nicht gerade Kampfsituationen trainiert
haben, mussten wir nach wie vor endlose Geländeläufe, Sprints und
Trainingseinheiten zur Steigerung unserer körperlichen Fitness absolvieren und natürlich auch das unausweichliche allmorgendliche militärische Konditionstraining inklusive Geländemärsche mit Gepäck.
Jedes Mal, wenn wir einen Satz Übungen langsam in den Griff
bekamen, haben sie uns gleich wieder mit einer neuen Ladung Übungen eingedeckt. So ging es unaufhörlich immer weiter, und es war
mental schon eine große Herausforderung, mit diesem Tempo Schritt
zu halten. Aber genau das ist ja der Grund, warum die SAS-Leute als
die Soldaten mit dem ultimativen „Intellekt" gelten.
Damit ist die Fähigkeit gemeint, auch dann noch klar zu denken
und entschlossen zu handeln, wenn alles um einen herum im Chaos
versinkt. Ach, und natürlich auch, dass man extrem schnell lernt.
Wir mussten lernen, verschiedenste Aufgaben zu bewältigen: Tarnung, Spurensuche, Anlegen geheimer Verstecke für Ausrüstung und
Nahaufklärung (CTR - Close Target Reconnaissance); Waffenkunde
und Schießübungen - im Schlamm, unter Wasser und im Dunkeln.
Daneben wurden wir auch in der Handhabung einer Reihe verschiedener ausländischer Waffen ausgebildet: Wir lernten nicht nur, wie wir sie
zerlegen und wieder zusammenbauen mussten, sondern auch schnell
und treffsicher damit zu schießen. Im Rahmen des kampforientierten
Schusstrainings (Combatschießen) mit simuliertem Feindkontakt haben wir in unseren vier Mann starken Stoßtrupps sogar mit scharfer
Munition geschossen, während wir aus der Deckung heraus die
„Dschungel"-Ziele aus allen Richtungen unter Beschuss genommen
und dabei Hunderte und Aberhunderte von Patronen verballert haben.
Und im Laufe all dieser Übungen haben wir gelernt, uns aufeinander einzustellen und so zu einem ultimativen Spitzenteam zusammenzuwachsen: Wir wussten instinktiv, wie jeder Einzelne von uns
unter Belastung tickt und wo unsere jeweiligen Stärken liegen.
Im Prinzip war es so, dass wir genau wussten, dass wir uns auf unseren Partner verlassen konnten, wenn wir ihn brauchten.
Wir waren immer extrem angespannt, weil eventuelle Fehler gravierende Konsequenzen nach sich ziehen konnten. Schließlich waren
wir ein Team, und Fehler konnten dem gesamten Team schaden. Bestenfalls würde dies bedeuten, dass wir eine Nacht lang Liegestütze
machen mussten, schlimmstenfalls konnte es einen von uns das Leben kosten. (Denn wenn man im Dunkeln mit scharfer Munition auf
irgendwelche Ziele schießt, während man in Gräben hechtet und am
Boden entlang robbt, und das bei so geringer Distanz zueinander, ist
das immer extrem gefährlich.)
Da der letzte Abschnitt unserer Kampfausbildung - das heißt, die
ultimative Bewährungsprobe - mittlerweile immer näher rückte,
„diskutierten" die Ausbilder auch immer öfter darüber, wie gut jeder
Einzelne von uns wohl für den SAS -Dienst geeignet ist.
Außerdem haben sie kontinuierlich unsere körperliche Belastung
immer weiter erhöht, indem sie uns immer wieder - mit schweren
Maschinengewehren und kistenweise Munition bepackt - die Berghänge hinauf- und wieder hinuntergejagt haben.
„Schön - aber jetzt das Ganze noch einmal, indem Ihr dieses Mal
beim Aufstieg während des Laufens das Gewehr auseinandernehmt
und wieder zusammenbaut."
Während all dieser Übungen haben wir jedoch ganz genau gewusst, dass am Ende nicht jeder von uns die abschließende Prüfung
bestehen würde.
Die Fahrt zum Übungsgelände fing nicht gerade vielversprechend an.
Denn bevor wir das Kasernengelände verließen, kläffte uns Ausbilder Taff - er war der Zugführer unserer Einheit- wütend an:
„Wenn Ihr noch nicht mal in der Lage seid, Eure Ausrüstung ordentlich in dem verdammten Lastwagen zu verstauen, dann habt
Ihr verdammt noch mal auch nicht die Chance verdient, die vor
Euch liegende Prüfung überhaupt zu bestehen, so viel kann ich
Euch versichern."
Ich war jedenfalls wahnsinnig nervös - noch weitaus nervöser und
angespannter, als ich bisher während der gesamten SAS Selection war.
Auf der Fahrt nach Norden wurde mir dann von diesem Geholpere und Geschaukel prompt kotzübel - das passierte mir zuletzt, als ich
noch ein kleiner Junge war und nach den Ferien wieder in die Schule
zurück musste. Das war die Nervosität.
Wir haben auch versucht, Taff darüber
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