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Schlamm, Schweiß und Tränen

Schlamm, Schweiß und Tränen

Titel: Schlamm, Schweiß und Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bear Grylls
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auszuquetschen, was uns
bei der simulierten „Gefangennahme durch den Feind" erwartet, um
eventuell Tipps von ihm zu bekommen, wie wir die anschließenden
folterähnlichen Verhörtechniken gut überstehen könnten.
    Sein Tipp, den er für Trucker und mich parat hatte, war ganz simpel: „Ihr beiden feinen Pinkel haltet am besten einfach Eure Klappe
- die Ausbilder vom 23. Regiment reagieren nämlich ziemlich allergisch auf Rekruten, die sich als ehemalige Eton-Schüler entpuppen."

    Das 23. SAS-Regiment hatte die Leitung über das Ausbildungscamp (die im Allgemeinen immer zwischen dem 21. und 23. Regiment wechselte), wobei jedoch die Soldaten des 23. Regiments stets
den Ruf genossen, dass sie nicht nur Klartext redeten, sondern auch
knallhart, extrem durchtrainiert und überaus trinkfest waren. Das
letzte Mal, dass wir mit ihnen zu tun hatten, war während der „Test
Weck" in der „Gipfelstürmer"-Phase, und die lag schon einige Monate zurück, allerdings ging das Gerücht: „Die Ausbilder des 23. Regiments werden schon dafür sorgen, dass es die Rekruten des 21. Regiments am schlimmsten erwischt."
    Trucker und ich hofften einfach darauf, dass es uns gelingt, uns
weiterhin ganz unauffällig zu verhalten, um ja nicht aus der Gruppe
herauszustechen. Wir würden uns demnach voll auf unsere Aufgabe
konzentrieren, ganz ruhig weitermachen wie gewohnt und das tun,
was von uns erwartet wird.
    Doch dieser Plan ging nicht hundertprozentig auf.
    „Wo sind denn diese Typen, die wie Prinz Charles reden?", brüllte
der Ausbilder des 23. Regiments, als wir das erste Mal in Marschordnung antreten mussten.
    „Geruhen unsere beiden Herrschaften die Zeitung zu lesen, während Sie Ihren Morgentee einnehmen?", erkundigte sich der Ausbilder
mit sarkastischem Unterton.
    In gewisser Weise war ich schon versucht, ihm zu antworten, welch
nette Geste dies doch wäre, aber dann habe ich es mir verkniffen.
    Dann fuhr der Ausbilder fort: „Ich behalte Euch zwei genau im
Auge. Will ich etwa eines schönen Tages darauf angewiesen sein,
mein Leben in Eure noblen, zarten Händchen zu legen? Einen Scheiß
will ich. Wenn Ihr zwei diese Prüfung bestehen wollt, dann müsst Ihr
Euch das sauer verdienen und Euch zuerst einmal bewähren, und
zwar auf die harte Tour. Also solltet Ihr beiden am besten alles geben
und verdammt gut sein."
    Na prima, dachte ich.
    Jetzt war ich mir sicher, dass man uns in den nächsten beiden Wochen so richtig den Arsch aufreißen würde.

     

Die ersten fünf Tage waren eine einzige Tortur -
extrem wenig Schlaf, endlose Prüfungen und ein weitaus umfangreicheres militärisches Konditionstraining als je zuvor.
    Jeder Morgen startete mit einer dieser einstündigen Monster-Frühsport-Veranstaltungen, die um punkt 05:00 Uhr stattfanden, und zwar
noch bevor das eigentliche Tagesprogramm überhaupt begonnen hatte.
    Unsere Mahlzeiten nahmen wir meist im Stehen ein und ich fragte mich irgendwann, wieso man sich eigentlich die Mühe gemacht
hatte, uns überhaupt Betten zuzuweisen, wenn wir sie doch ohnehin
so gut wie gar nicht zu Gesicht bekamen.
    Wir wurden in Waffenkunde unterrichtet und mussten mit verbundenen Augen Waffen ausländischer Fabrikate auseinandernehmen und wieder zusammenbauen, und zwar nach Zeit; dann hatten
wir im Rahmen der Funkausbildung eine Praxisübung zu absolvieren;
danach mussten wir einen See überqueren und im Anschluss daran
einen Geländemarsch mit Gepäck machen; dann folgten Nahkampfübungen mit Feindkontakt, Übungseinsätze mit dem Hubschrauber
sowie eine Einführung in Erste Hilfe und lebensrettende Sofortmaßnahmen in Theorie und Praxis.
    Und das alles in atemberaubendem Tempo, denn die Ausbilder
wollten die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und Belast barkeit jedes Einzelnen testen; sie wollten wissen, wie lange wir aufmerksam, aufnahmefähig und konzentriert bleiben und gut als
Team zusammenarbeiten - auch wenn unsere Köpfe durch die Flut
an neuer Information bereits qualmten und wir körperlich völlig erschöpft waren.

    Nacht für Nacht waren wir bis drei oder vier Uhr in der Früh auf
den Beinen, weil wir dann meist simulierte Angriffe aus dem Hinterhalt oder direkte Angriffe trainiert haben.
    Am schwersten war es immer, wenn wir bei strömendem Regen in
irgendeinem Graben lagen und so hundemüde waren, dass es nahezu
unmöglich war, nicht doch für ein paar Sekunden einzunicken. Es
war kalt, wir hatten Hunger und fühlten uns durch den

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