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Schlangenaugen

Schlangenaugen

Titel: Schlangenaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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richtige Seite?", spottete er. "Ich könnte noch gute Männer gebrauchen." Das war sein erster, vorsichtiger Vorstoß, um die Gesinnung seines Opfers auszukundschaften.
    André verzog die Mundwinkel. Auf eine Diskussion dieser Art hatte er so gar keine Lust, ihn quälte vielmehr der Hunger. Doch die paar Cent, die sie noch besaßen, würden nicht für ein Frühstück für sie beide reichen. Joseph hatte zu all dem bisher nichts gesagt, doch ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Am liebsten hätte er das Lokal verlassen.
    "Also, was ist? Mein Angebot steht und ein guter Sold auch", bohrte Ellington weiter.
    "Kein Interesse", murmelte André, trank sein Bier aus und wandte sich zum Gehen. Joe hatte es ihm gleichgetan, doch der Major verstellte ihnen den Weg.  
    * * *
    Zur gleichen Zeit auf der Cloudy Moon Plantage konfiszierte der Südstaatengeneral Taylor unter McMillans lautstarkem Protest alle Vorräte, bestehend aus Getreide und lebendem Vieh, allen männlichen Sklaven sowie die Pferde und Maultiere. Nur ein paar Esel und die schwarzen Frauen blieben zurück. So hatte sich der alte Ibrahim seine Unterstützung für die Südstaatenarmee nicht vorgestellt. Wenn es um seinen Besitz ging, wurde er grimmig. Doch das half ihm in diesem Falle nichts. Hätte er zum Gewehr gegriffen, hätte er sein Leben riskiert. Also sah er fluchend zu, wie die  Wagen vollgeladen wurden und in einem langen Treck von seinem Anwesen verschwanden.
    "Jeder muss Opfer bringen für die Befreiung der Südstaaten und seinen Tribut leisten", hatte der weißhaarige General gemeint, bevor er sich an die Spitze seines Zuges setzte. Und "er könne die Plantage auch mit den Frauen weiter bewirtschaften".
    Als er außer Hörweite war, zischte McMillan das Wort "Plünderer" durch die Zähne. Erst suchte sein Oberaufseher Stratton das Weite, dann raubte ihm die eigene Armee die Hälfte seines Besitzes. Er wusste genau, dass er nichts und niemanden davon jemals wiedersehen würde.  
    Zornig blickte er auf das, was ihm verblieben war: Esel und Frauen. Und ein paar verirrte Hühner, die die Soldaten nicht so schnell einfangen konnten, und die jetzt zeternd auf dem Vorplatz vor der Veranda herumflatterten. Die auf der Plantage verbliebenen Sklavinnen im Alter von 8 bis 65 schauten ihn an, als erwarteten sie von ihm einen Zauberspruch, der diesen bösen Bann aufheben könne. Ibrahim ballte die Fäuste. Zum zweiten Mal in seinem Leben fühlte er sich vollkommen hilflos. Das erste Mal war am Sterbebett seiner Frau gewesen.  
    "Schert euch wieder an die Arbeit", rief er ihnen zu. "Wie ihr seht, habt ihr jetzt das Doppelte zu tun. Na los, macht schon!" Dabei wusste er ganz genau, dass er ohne Aufseher und ohne Peitschen keine Kontrolle über die Leute haben würde. Die Fußketten würden sie auf die Dauer nicht halten können. Mama Bo wusste das auch. Für eine Sekunde traf ihn der Blick aus Mama Bos großen, samtbraunen Augen. Er senkte die Lider. Was immer er in diesen Augen sah, war weder Hass noch Verachtung, sondern eine Prophezeiung: Den Anfang vom Ende der Cloudy Moon Plantage. McMillan begab sich murrend und kopfschüttelnd in sein Arbeitszimmer und kippte seine Wut und seinen Ärger mit zwei Gläsern Scotch ´runter. Dann ging er zu seinem Wandtresor hinter dem Portrait seiner verstorbenen Gattin, entnahm diesem sein Testament und begann, es neu aufzusetzen.
    * * *
    "Na, wie wär´s mit einem kleinen Spielchen?", fragte Ellington mit zusammengekniffenen Augen. Der buschige Schnurrbart über den schmalen Lippen zitterte vor Erwartung. Für einige Sekunden herrschte Totenstille um sie herum. Pete, der einäugige Wirt, hörte auf, das Bierglas zu polieren. Ellingtons Soldaten wandten ihre Köpfe den Fremden zu. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Stattdessen hörte man das Rülpsen vom alten Ben, der seinen Kopf auf die andere Seite drehte.
    André schüttelte den Kopf. "Wir wollen nur ein heißes Bad und ein paar Stunden Schlaf!", war seine Antwort.
    "Ein Zimmer ist nicht billig in der Stadt. Ihr solltet euch ein paar Dollar verdienen!", lockte Ellington wieder mit dem lauernden Blick eines Fuchses.
    André wollte weitergehen, doch der Major versperrte ihm erneut den Weg. Joe blieb hinter seinem Freund und versuchte, keinerlei Furcht zu zeigen. Major Ellington griff in seine Hosentasche und zog zwei quadratische weiße Gegenstände heraus, die er spielerisch durch seine Finger gleiten ließ. "Das hier geht schneller als Poker."
    Die Augen des

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