Schlangenblut (German Edition)
unter die Arme zu greifen.«
Fletchers Lachen klang entspannt und sorglos, nicht wie das eines Mörders auf der Flucht.
»Tut mir leid, Lucy. Normalerweise würde ich Ihnen den Gefallen ja gerne tun, aber der Techniker hat mir auch erzählt, dass Ihr Team Ashleys Computer geknackt hat. Ganz zu schweigen davon, dass Taylor oder einer seiner Tollpatsche gerade versucht hat, sich in meinen Server einzuhacken. Hoffentlich hatte er nichts Wichtiges auf seiner Festplatte.«
Sie wirbelte herum und schlug Taylors Hand von seiner Tastatur weg.
»Nehmen Sie mich also endlich wahr, Lucy? Bevor ich gehe, möchte ich Ihnen noch sagen, dass ich sehr gerne mit Ihnen zusammengearbeitet habe. Machen Sie sich mal keine Gedanken wegen Ashley. Sie wird sich nie mehr um irgendetwas sorgen müssen. Ich kümmere mich schon um ihre Sicherheit.«
Im nächsten Moment war die Leitung tot.
»Er hat was über Ihre Festplatte gesagt«, erklärte sie Taylor. »Er hat gemerkt, dass Sie sich in seinen Server eingehackt haben.«
Taylors Finger wirbelten über seine Tastatur. »Hab ich gar nicht, ich war noch nicht mal kurz davor.«
Beide drehten sich zu Bobby um, der ein breites Grinsen auf den Lippen hatte. »Ich hab ihn«, sagte er triumphierend. »Ich hab das Schwein.«
»Bobby, was haben Sie gemacht?«
»Er hat ein Frühwarnsystem, aber das hab ich gesehen und umgangen. Bevor ich seinen Alarm ausgelöst habe, habe ich ihm einen verdammt üblen Code rübergeschickt.«
»Kann ich ihn damit aufspüren? Er hat Ashley und weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind.«
»Schon möglich. Sobald er das nächste Mal sein Passwort benutzt, wird seine Festplatte auf meine kopiert.«
»Er hat angedeutet, dass er die Festplatte von jedem zerstört, der hinter ihm her ist. Hat er da nur geblufft?«
»Nein. Zu seinem Frühwarnsystem gehört auch ein netter Wurm. Aber der Typ denkt ziemlich linear, deshalb war der Wurm leicht unter Kontrolle zu bringen, nachdem ich ihn bemerkt hatte.«
Taylor klopfte Bobby auf die Schulter und strahlte wie ein stolzer Vater. »Wow, Kleiner, du hast echt was drauf, weißt du das? Du kannst eines Tages bei mir anfangen.«
Es war schön, Bobby lächeln zu sehen – das erste Mal seit ihrer ersten Begegnung. Lucy wünschte, sie hätte Zeit gehabt, diesen Erfolg ebenfalls zu genießen. Stattdessen rief sie erneut Walden an.
»Ich wollte Sie gerade anrufen. Seine Workstation ist sauber. Keine Indizien dort, höchstens auf seinem Computer.«
»Macht nichts. Wir haben genug für einen Haftbefehl. Er hat zugegeben, dass er Ashley hat. Orten Sie sein Handy und bitten Sie Burroughs, die Suche einzuleiten. Wir treffen uns dann an seinem Haus.«
»Schon unterwegs«, sagte Walden. »Aber vielleicht sollten Sie als Erstes Greally anrufen, Fletchers Chef sucht schon nach Ihnen.«
»Klar, mache ich, aber besorgen Sie mir den Haftbefehl.« Sie beendete das Gespräch und gab Taylor mit einem Zeichen zu verstehen, dass er seine Ausrüstung zusammenpacken solle. »Ich muss jetzt gehen, Bobby, aber ich schicke Ihnen einen unserer Techniker rüber, um Ihren Computer zu überwachen. Geht das in Ordnung?«
»Klar, das wär super. Und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie Ashley gefunden haben, ja?«
»Natürlich.«
Sie ließ Taylor ans Steuer, während sie telefonierte. Zuerst rief sie John Greally an, ihren Chef in der Pittsburgher FBI -Außenstelle.
»Lucy, was zum Teufel haben Sie denn jetzt schon wieder angestellt?«, begrüßte er sie. »Ich habe Anrufe bekommen von ganz oben in der Einwanderungs- und Zollbehörde. Die ICE -Leute wollen Ihnen ans Leder, weil Sie gegen einen von ihnen ermitteln, ohne den Dienstweg eingehalten zu haben. Was läuft da eigentlich ab?«
»James Fletcher, einer ihrer Leute von Innocent Images, hat die Frau in Murrysville ermordet und Ashley Yeager entführt.«
»Scheiße. Sind Sie sicher?«
»John, er hat es mir gerade am Telefon gestanden. Ich bin auf dem Weg zu seinem Haus. Walden besorgt uns einen Haftbefehl, sobald er an einem Sonntagnachmittag einen Richter auftreiben kann.«
»Ich habe hier am elften Loch gerade einen bei mir. Ich sorge dafür, dass Sie Ihren Haftbefehl kriegen. Und Sie tun Ihr Bestes, um alles genau zu dokumentieren und die Presse so weit wie irgend möglich aus der Sache herauszuhalten.«
»Ihnen ist doch wohl klar, dass ich nicht –«
»Versuchen Sie’s einfach. Das Letzte, was wir jetzt brauchen können, ist, dass die Medien sich auf die Sache stürzen und Fletcher
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