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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Er nahm sich einen Hocker, setzte sich vor sie und machte sich Notizen, während sie eine Liste dessen diktierte, was als Nächstes zu erledigen war.
    »Und was soll ich machen?«, fragte Burroughs, als Waldens Liste immer länger wurde. Er starrte sie schon wieder mit diesem »Ich bin halt ein geiler Bock, von mir aus verklag mich«-Blick an, mit dem er sie seit ihrer ersten Begegnung musterte.
    »Als Erstes können Sie aufhören, auf meinen Arsch zu glotzen.« Er richtete sich ruckartig auf und blickte drein, als wäre ihm gar nicht bewusst gewesen, worauf er da gestarrt hatte. »Zweitens dürfen Sie mir ein paar Klamotten besorgen für den Moment, wenn ich aus diesem Laden hier verschwinde. Und drittens könnten Sie mir Ihr Telefon geben, damit ich Bobby Fegley anrufen kann.«
    »Fegley?«, fragte Burroughs in geringschätzigem Ton. »Diesen Krüppel? Was hat er damit zu tun?«
    »Er kennt dieses Spiel, das Fletcher erfunden hat, besser als jeder andere. Und das heißt, dass er eine gewisse Ahnung hat, wie Fletcher tickt. Ich rede mit ihm, während die Ärzte an mir herumpfuschen.«
    Burroughs sah aus, als wolle er etwas sagen, gab ihr dann aber wortlos sein Handy. Bevor sie wählen konnte, kam der elegante Dr. Williams hereingefegt und wedelte mit einem Röntgenbild, als wäre es das Grabtuch von Turin.
    Er nahm den Hocker, den Walden für ihn freimachte, und hielt ihr die Aufnahme hin. Sie erkannte Rippen und einen weißen Klecks, der ihr Herz darstellte. Zunächst verstand sie nicht ganz, was er da über Pneumothorax und Blutungen schwafelte, doch dann erklärte er in fast schon bedauerndem Tonfall, dass Letztere nicht vorhanden waren und deshalb keine größere Operation vonnöten sei.
    Das knapp fünfzehn Zentimeter lange, gezackte Metallstück war selbst für ihr ungeübtes Auge nicht zu übersehen. Es hob sich in strahlendem Weiß vom Hintergrund ab, mit den scharfen Kanten wirkte es völlig deplaciert neben den weichen Rundungen, die das übrige Bild beherrschten.
    Burroughs und Walden beugten sich vor, um ebenfalls einen Blick zu erhaschen. Williams stand auf und klemmte das Röntgenfoto wie ein stolzer Vater in ein Betrachtungsgerät.
    »Mein Gott«, flüsterte Burroughs anerkennend. Walden schwieg, stellte sich aber neben Lucy.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte sie.
    »Da Sie nicht in die Chirurgie müssen, brauchen Sie mich nicht. Ich hole dafür einen Assistenzarzt –«
    »Kommt nicht in Frage, Doc«, erklärte Walden mit tiefer, ausdrucksloser Stimme, die stark an Dirty Harry erinnerte. Lucy blickte auf und sah, dass er und Burroughs den Chirurgen in die Zange genommen hatten und mit ihren finstersten Blicken durchbohrten.
    »Ich denke, Sie machen das besser selbst.« Burroughs nahm den Ball auf und spielte mit. »Und zwar sofort.« Er baute sich vor dem Chirurgen auf, die Hand auf seiner Pistole.
    »Also bitte, meine Herren –«
    »Haben Sie Kinder, Williams?«, mischte Lucy sich ein. Der Chirurg warf einen schnellen Blick in ihre Richtung, als hätte er bereits vergessen, dass sie auch noch da war.
    »Ja, warum?«, fragte er mit so hoher Stimme, dass er gleich noch einmal neu ansetzte. »Hören Sie, ich bin sehr beschäftigt –«
    »Das bin ich auch«, fuhr Lucy fort und hielt seinem Blick stand, obwohl ihr davon der Schädel brummte, weil sie den Nacken so stark nach hinten krümmen musste. »Ich bin damit beschäftigt, das Leben eines jungen Mädchens zu retten. Und dafür muss ich zusammengeflickt werden, damit ich möglichst schnell hier rauskann. Würden Sie die Freundlichkeit besitzen, mir dabei zu helfen?«
    Sein Blick überflog den Raum, als suche er nach einem Fluchtweg. Da sein Pieper sich nicht ein einziges Mal gemeldet hatte, seit er hereingekommen war, nahm Lucy an, dass ihm die Ausreden ausgingen. Er wandte sich wieder dem Röntgenbild zu und zeichnete mit einem Finger die ganze Länge des Metallstücks nach, das in ihr steckte.
    »Vielleicht sollte ich das doch besser selber machen«, erklärte er schließlich mit einem Nicken, als wäre es seine eigene Idee. »Könnte schwierig werden.«
    Burroughs nahm eine entspanntere Haltung ein und klopfte Williams auf die Schultern. »Danke, Doc, wir wissen das sehr zu schätzen.«
    »Und jetzt an die Arbeit, ihr beiden«, sagte Lucy, als Williams seinen Labormantel abstreifte und damit begann, sich eine Ansammlung glänzender Folterinstrumente zurechtzulegen.
    »Es wird tierisch weh tun, wenn ich es heraushole, trotz der lokalen

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