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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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es, das sie retten konnte. Vielleicht. »Gib Megan einen Kuss von mir und sag ihr, dass ich so bald wie möglich komme.«
    »Vergiss nicht, was du versprochen hast.« Und leise, dafür aber umso nachdrücklicher, fügte er hinzu: »Bitte.«
    »Klar.« Sie beendete das Gespräch und kehrte widerwillig in die Außenwelt zurück.
    Beifallsbekundungen aus dem großen Raum lockten Lucy und Greally aus ihrem Büro. Taylor stand in der Tür, ein verlegenes Grinsen im Gesicht, den eingegipsten Arm in einer Schlinge.
    Lucy und Greally schlossen sich dem Applaus an. Sie begleitete Taylor an seinen Schreibtisch und freute sich daran, wie er errötete.
    Als der Applaus allmählich nachließ, stimmte auch noch Burroughs mit einem Ruf der Anerkennung ein.
    »Okay, jetzt aber alle wieder an die Arbeit«, rief Lucy, als Taylor sich setzte. »Schön, dass Sie wieder da sind, Taylor. Fühlen Sie sich fit genug, uns hier helfen zu können?«
    »Auf jeden Fall«, bestätigte der noch immer strahlende Taylor.
    »Ja, Sie machen ganz den Eindruck«, räumte Greally ein. »Kein Außendienst, bis der Gips ab ist, aber am Schreibtisch dürfen Sie meinetwegen loslegen.«
    »Danke, Sir.« Taylor war offensichtlich überrascht von der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde. »Das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet. Irgendwie ist mir das peinlich, ich hab ja eigentlich nicht mehr getan, als mich aus dem Fenster werfen zu lassen.«
    Greally lachte und schlug Taylor auf dessen gesunde Schulter. »Das ist eine Art Übergangsritual. Fragen Sie doch mal Lucy, wie es ihr nach ihrer ersten Verletzung im Dienst fürs Vaterland ergangen ist.«
    Walden und Burroughs blickten interessiert auf. »Na los, Guardino, spucken Sie’s aus«, forderte Burroughs sie auf.
    Sie warf Greally einen nicht ganz gelungenen finsteren Blick zu. »Das war mein erster Einsatz nach Quantico. Wir waren als Verstärkung im zweiten Fahrzeug, als wir einen mutmaßlichen Geldeintreiber der Mafia anhielten. Beim Aussteigen blieb ich in einem Kanaldeckel hängen, und dann bin ich über den Schaft meines Gewehrs gestolpert und voll auf die Schnauze gefallen. Dabei habe ich mir den Knöchel verrenkt und das Nasenbein gebrochen.«
    »Haben Sie den Kerl trotzdem erwischt?«
    »Die im Hauptfahrzeug hatten ihn schon, bevor ich auf den Boden geknallt bin. Was mir aber erst klarwurde, als mein Partner – Special Agent Greally da drüben – endlich aufhörte zu lachen.« Lucy musste unwillkürlich lächeln, als sie daran dachte. Nach diesem Vorfall hatte sie in der Notaufnahme, noch vor dem Röntgen, festgestellt, dass sie mit Megan schwanger war.
    »Moment mal«, wehrte Greally mit erhobenen Händen ab, »ich war einfach nur froh, noch am Leben zu sein. Wenn dieses Gewehr losgegangen wäre, dann wäre ich jetzt ein toter Mann.«
    Taylors Kopf bewegte sich ruckartig auf und ab, während er sich fasziniert diese »Kriegserlebnisse« zu Gemüte führte. »Und wie steht’s mit Ihnen, Walden?«
    »Tut mir leid, Junge, da muss ich Sie enttäuschen. Die einzige Verwundung, die ich mir in Ausübung meiner Pflicht je zugezogen habe, war eine Papierschnittwunde im Finger, als ich beim Ausfüllen eines Berichtsformulars nicht aufgepasst habe.«
    »Sehen Sie nicht mich an«, sagte Burroughs. »ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, wann ich zum letzten Mal die Knarre ziehen musste, bevor ich euch kennengelernt habe. Ich fürchte, ich muss meinen Gewerkschaftsvertreter anrufen und einen Gefahrenzuschlag beantragen.«
    ***
    »Er hat dir doch nicht weh getan, oder? Ich meine … er hat dich doch wohl nicht angefasst?« Nur langsam drang die Stimme des Mannes durch den Nebel in ihrem Kopf. Sie fuhren in seinem Geländewagen. Sie fühlte sich, als wäre sie gerade erst aus einem langen Winterschlaf erwacht: noch müde, aber voller Energie, ein wenig benebelt, aber durchaus konzentriert.
    Warum war sie hier? Was hatte der Mann gesagt – er wollte sie irgendwohin bringen, wo sie in Sicherheit war? Sie rieb sich ihren geschundenen, geschwollenen Knöchel. Ein sicherer Ort, an dem sie ihre Wunden lecken und sich vorbereiten konnte. Worauf, das wusste sie selbst noch nicht so recht; das lag zu weit in der Zukunft, als dass sie jetzt schon darüber hätte nachzudenken brauchen.
    »Tut mir leid, dass ich nicht schon früher kommen konnte. Ich habe es versucht, sobald ich von der Vermisstenmeldung gehört hatte, ich wusste …«
    Sie sagte nichts, war sich nicht einmal sicher, dass er von ihr sprach.

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