Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons

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Diebstähle, aber nur eine Verurteilung, wegen widerrechtlichen Betretens eines Grundstücks. Hat mehrere falsche Namen benutzt.«
    »Klingt, als wäre Fletcher senior ein ziemlicher Ganove gewesen«, kommentierte Burroughs.
    »Hat er jemals mit einem Komplizen oder einer Komplizin zusammengearbeitet?«, fragte Lucy mit dem Rücken zu den Männern, während sie auf die Tafel mit der Auflistung scheinbar willkürlicher Daten und Fakten starrte. Fletcher, der neurotische, aber geniale Computerfachmann, war nur eine Fassade. Um den Mann hinter der Maske zu finden, musste sie in seiner Vergangenheit stöbern.
    »Die Akten reichen Jahrzehnte zurück. Sieht so aus, als habe er in den späten Vierzigern mit einem Mädchen namens Alice, Alisha oder manchmal auch –«
    »Alicia«, ergänzte sie an seiner Stelle. »Lassen Sie mich raten. Etwa zehn Jahre später ist nicht mehr von Alicia die Rede, sondern von anderen Frauen, die Fletcher halfen. Allesamt jung.«
    »Ja, sieht ganz so aus.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Lucy?«, fragte John.
    Lucy streckte kurz die Hand hoch, während sie noch immer diese Details einzuordnen versuchte. »Wir müssen die Mutter unter die Lupe nehmen, bevor wir uns mit Fletcher befassen. In welchem Alter taucht sie zum ersten Mal in den Akten auf?«
    »Hmm … mit vierzehn.«
    »Suchen Sie nach vermissten Mädchen um diese Zeit. Nachname Moore, Vorname wahrscheinlich Alice.« Sie begann wieder, auf und ab zu laufen, ermuntert dadurch, dass die Einzelteile des Puzzles sich allmählich zu einem Bild zusammenfügten. »Alicia ist vierzehn, als sie sich mit einem charismatischen, doppelt so alten Gauner zusammentut. Sie wird seine Komplizin und lebt mit ihm in einer Ehe ohne Trauschein. Dann wird der Gauner, der nur ganz junge Frauen mag, ihrer müde und betrügt sie mit anderen. Aber er kommt immer wieder zu Alicia zurück, vielleicht sogar mit seiner jeweiligen neuen Freundin. Er benutzt Alicia als Zuflucht in schlechten Zeiten, nutzt sie gnadenlos aus.«
    »Das ist doch nur eine haarsträubende Spekulation«, wandte Grimwald ein. »Sie können doch nicht –«
    »Still«, fiel John ihm ins Wort und gab Lucy mit einem Nicken zu verstehen, dass sie fortfahren sollte. »Alles schön und gut, aber wie hilft uns das, Fletcher zu finden?«
    »Und Ashley Yeager«, ergänzte Walden.
    Lucy wickelte die Schlange um ihr linkes Handgelenk wie einen Armreif, wobei sich die Plastikzunge in ihrem Ehering verfing. Sie konzentrierte sich auf die Lichtreflexe auf dem Gold. »Es geht um Orte. Fletcher braucht immer eine Verankerung. Bobby Fegley meinte, er wäre ein sehr linearer Denker und würde nur sehen, was er sehen will, während er Schwachstellen gerne ignoriert. Bobby zufolge hat er auch Shadow World genau so aufgebaut – massenhaft bedeutungsloses Geklingel und Gepfeife, aber eine recht geradlinige Geschichte. Er hat vielleicht einen großangelegten, komplizierten Plan, aber letztlich läuft bei ihm doch alles auf vertrautes Terrain hinaus.«
    »Aber wo soll das liegen? Es ist ja wohl kaum das Haus, das er abgefackelt hat.«
    »Nein. Da, wo er aufgewachsen ist. Wir müssen Steuerunterlagen durchsuchen und herausfinden, wo Alicia vor dreißig Jahren gelebt hat. Ich wette, er war sein ganzes Leben lang nur an ein oder zwei Orten zu Hause.«
    »Im Gegensatz zu seinem Vater.«
    »Genau. Alicia wollte immer am selben Ort bleiben, damit Fletcher senior sie finden konnte, wann immer er sie brauchte. Beide brauchten einander, wie in einer Symbiose.« Fertig mit der Schlange, bog sie sie zu einem Kreis, bis sie sich in den Schwanz biss, und warf sie auf den Konferenztisch.
    »Derart alte Akten zu durchsuchen kostet viel Zeit«, gab Burroughs zu bedenken. »Die meisten davon sind doch garantiert noch nicht EDV -mäßig erfasst.«
    »Richtig.« Sie schüttelte den Kopf und schob die beunruhigenden Bilder des jungen Fletcher und seiner überdurchschnittlich alten Mutter beiseite. »Damit sollten unsere Leute sofort anfangen, andere müssen sich um die Daten auf seinem Computer und die Geschichte seines Vaters kümmern. Ich brauche die vollständigen Polizeiakten über die Morde an seinem Vater und der jungen Unbekannten, und zwar so schnell es geht.«
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich will mit Alicia reden.«
    »Warum wollen Sie Zeit auf eine alte Frau verschwenden?«, wandte Grimwald ein. »Die ist doch wahrscheinlich sowieso senil.«
    »Vielleicht hat seine liebe Mommy ihm ja alles beigebracht, was er kann. Am Ende