Schlangenblut (German Edition)
Kopf fiel platschend zurück ins Öl.
»Wir haben in der Friteuse weitere Zähne gefunden. Es wird zwar ein paar Tage dauern, aber wir müssten das Gebiss eigentlich ganz gut rekonstruieren können. Neben der DNA ist das die einzige Möglichkeit, sie zu identifizieren.«
»Ashley ist es jedenfalls nicht.« Diese Erkenntnis lockerte ihre verkrampfte Kiefermuskulatur ein wenig. Sie trat von dem Behälter zurück und atmete tief durch.
»Sind Sie sicher?«, fragte Dunmar. »Schließlich hat man im Abfalleimer im Pausenraum der Belegschaft ihren Geldbeutel gefunden.«
»Ganz sicher. Ashley hatte nur ein Piercing in den Ohren, diese Frau hat dagegen vier in diesem Ohr und ein Knorpelpiercing.«
Der Rechtsmediziner ließ die Frau wieder unter das Öl rutschen. »Sie suchen eine Frau namens Ashley?«
»Ein vermisstes Mädchen aus Plum«, erklärte Burroughs, der näher trat, ohne aber in den Behälter zu blicken.
Der Rechtsmediziner runzelte die Stirn. »Vielleicht habe ich etwas, das Ihnen weiterhilft.« Er schloss den Deckel über der toten Frau und trottete zu dem Koffer mit seinem Beweismaterial. »Eine ihrer Hände stieß an den Deckel des Fasses. Es war kein Fleisch mehr dran, wie Sie sich vorstellen können, aber das hier habe ich zwischen den Knochen und dem verbliebenen Weichgewebe gefunden. Habe es gleich fotografiert und eingetütet, bevor weiterer Schaden entstehen konnte.«
Er reichte Lucy zwei Plastik-Asservatentüten. In einer lag ein öliges Büschel langer, dunkler Haare, herausgerissen an den Wurzeln, in der anderen die Überreste einer Piaget-Armbanduhr. Das Band war weitgehend vernichtet, das Glas zersprungen, aber die Gravur auf der Rückseite war klar zu entziffern: Für Ashley, in Liebe, Dad.
Lucy reichte sie wortlos Burroughs, der einen kurzen Blick darauf warf und zu seinem Handy griff.
»Ich schätze, unser Opfer hat das hier gepackt, als der Täter sie in die Friteuse hielt.«
Vor Lucys innerem Auge tauchte ein Bild von Ashley auf, wie sie den Kopf einer anderen Frau ins kochende Fett hielt. Der Geruch bratenden Fleisches stieg ihr in die Kehle und brachte sie zum Würgen. Konnte Ashley das wirklich getan haben?
Hatte Lucy sich womöglich in allen Punkten geirrt?
KAPITEL 12
Samstag, 16.41 Uhr
Burroughs beendete das Gespräch. »Der Vater hat bestätigt, dass er die Uhr letztes Jahr Ashley zum Geburtstag geschenkt hat. Er sagt, sie hat sie nie abgenommen.«
Lucy nickte. Sie versuchte noch immer, die neuen Informationen richtig einzuordnen. »Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas herausfinden«, sagte sie zum Rechtsmediziner und wandte sich dann Burroughs und Delmar zu. »Ich rede jetzt erst mal mit unserer Zeugin. Wissen Sie, wie sie heißt?«
»Doris. Doris Sykes.«
Sie ließ die Männer stehen und kehrte in den Pausenraum zurück, um den uniformierten Beamten abzulösen. Sie schob den zweiten Stuhl neben den von Doris, setzte sich und nahm die Hand des Mädchens. Doris’ Schultern bebten von stummen Schluchzern, doch nach wenigen Augenblicken blickte sie auf.
»Doris, ich bin Lucy Guardino vom FBI . Können Sie mir erzählen, was heute geschehen ist?«
Doris, der noch immer Tränen über die Wangen strömten, nickte still. Die hellblaue und schwarze Schminke um ihre Augen war verklumpt und drohte bei jedem Zwinkern von den stark getuschten Wimpern zu fallen. Schniefend nahm sie das Taschentuch, das Lucy ihr anbot, und putzte sich die Nase.
»Wie alt sind Sie, Doris?«, begann Lucy, als das Mädchen immer noch nichts sagte.
»Achtzehn.«
»Achtzehn. Gut.« Doris nickte noch immer, und so tat Lucy es ihr gleich. »Und wie lange arbeiten Sie schon hier?«
»Fast zwei Jahre. Na ja, zwei Sommer. Aber ich habe im Juni die Schule abgeschlossen, seitdem arbeite ich hier Vollzeit.« Sie richtete sich auf, tupfte sich die Augen ab und verschmierte dabei ihr Make-up noch mehr. »Nach der Schule bin ich zur stellvertretenden Geschäftsführerin befördert worden.«
»Stellvertretende Geschäftsführerin! Nicht schlecht. Dann haben Sie bestimmt auch Schlüssel, um nach Feierabend abzuschließen?«
»Ja, Madam. Ich arbeite mittwochs bis freitags von drei bis Geschäftsschluss. Am Wochenende durchgängig, dann schmeiße ich den Laden allein.«
»Ganz schön viel Verantwortung. Und wer ist der Geschäftsführer?«
»Mr Tillsbury, der Besitzer. Er macht wochentags um elf fürs Mittagessen auf.«
»Macht er die ganze Arbeit allein, bis Sie um drei kommen?«
Sie schüttelte
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