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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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verächtlich den Kopf. »Mr T? Nein, der passt nur auf, dass die Kohle stimmt, und nimmt die Bestellungen entgegen. Normalerweise ist er spätestens bis eins weg. Und am Samstag oder Sonntag lässt er sich sowieso nie blicken.«
    »Dann haben Sie also heute aufgeschlossen. Wer war sonst noch da?«
    »Ronny Clarkson, der arbeitet nur am Wochenende. Fauler Sack. Deswegen war ich diejenige, die den Abfall rausgebracht hat, und deshalb habe ich auch –« Sie hielt sich die Hand vor den Mund, als sie weitersprach, als wollte sie die schrecklichen Worte und die mit ihnen verbundenen Bilder nicht herauslassen. »Ich bin da raus und habe das – sie – die Leiche gefunden.« Frische Tränen quollen ihr aus den Augen. »Ist das« – sie schluckte und nahm einen zweiten Anlauf –, »ist das Noreen?«
    »Wer ist Noreen?«
    Doris warf einen schnellen Blick über die Schulter und beugte sich weit zu Lucy vor. »Aber Sie sagen es nicht Mr T, versprochen? Ich will sie nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Noreen arbeitet hier?« Sie nickte. »Wie lautet ihr vollständiger Name?«
    »Noreen Crenshaw. Sie arbeitet nur Teilzeit, muss sich um ihr Baby kümmern. Meistens ist sie an den Wochentagen von elf bis vier da.«
    Dem Rechtsmediziner zufolge war die Frau über 24 Stunden tot. Gestern. Ziemlich genau um die Zeit, als Ashley zum letzten Mal gesehen wurde. »War Noreen gestern da?«
    Doris nickte erneut. »Die meiste Zeit. Dann hat sie gesagt, dass sie wegmuss, also bin ich früher gekommen. War nichts los.«
    »Sie meinen, Noreen hat den Laden verlassen, ohne abzuschließen? Keiner war da?«
    »Sie hat die Kasse abgeschlossen. Außer Hot Dogs gibt es hier nicht viel zu klauen, und wer soll sich schon die Mühe machen, die Dinger selber zu kochen? Um diese Jahreszeit ist es hier immer leer. Mr T lässt den Laden nur weiterlaufen, weil, wenn er ihn verkaufen würde, seine Frau mit ihm nach Florida ziehen würde, und da will er nicht hin.«
    Lucy versuchte, Doris wieder aufs Thema zu lenken. »Haben Sie mit Noreen gesprochen? War jemand mit ihr hier? Kunden?«
    »Wohl kaum. Sie muss sich echt gelangweilt haben, denn danach war’s hier so sauber wie noch nie. Alles blitzblank abgewischt.«
    »Was hat sie genau gesagt? Wann hat sie bei Ihnen angerufen?«
    Doris holte ein Handy aus ihrer Tasche und klappte es auf. »Wir haben nicht miteinander gesprochen. Sie hat mir eine SMS geschickt.«
    Verdammte Technik. Redeten die Leute eigentlich überhaupt nicht mehr miteinander?
    Doris tippte mit einem blau lackierten Nagel auf die Tasten und drehte dann das Display zu Lucy. Muss weg, tut mir leid, geht nicht anders, N
    »Ich dachte, es ist bestimmt was mit ihrem Kind.«
    Lucy betrachtete die Zeitangabe. 14.11 Uhr gestern. Sie zog das Foto von Ashley heraus. »Haben Sie dieses Mädchen schon mal gesehen?«
    »Nicht persönlich. Aber ihr Bild war auf dem Buspass, den ich im Müll gefunden habe, genauso wie der Geldbeutel, den die Polizei mitgenommen hat.«
    »Sie war nie hier drin?«
    Sie saugte an der Unterlippe, während sie überlegte. »Nein, Madam.«
    »Haben Sie vielleicht ein Bild von Noreen?«
    Doris schob ihren Stuhl zurück und griff hinter Lucy an die Pinnwand. »Hier ist eins von ihr und mir kurz nach Schulabschluss.«
    Lucy nahm das Foto. Zwei lächelnde Gesichter strahlten sie an. Noreen hatte ihre braunen Haare so weit nach hinten gezogen, dass eine glitzernde Ansammlung von Ohrringen zu sehen war. Fünf am linken und vier am rechten Ohr.
    »Ich muss das mitnehmen. Hatte Noreen ein Auto?«
    Doris runzelte die Stirn. »Ja, aber das ist nicht da.«
    »Was für eins?«
    »Toyota Corolla, blau, Schrägheck. Uralt und ziemlich verrostet.«
    Lucy glaubte nicht, aus der stellvertretenden Geschäftsführerin noch irgendwelche nützlichen Informationen herausholen zu können. »Danke, Doris, Sie waren mir eine große Hilfe.« Sie wollte schon zur Tür hinaus, als ihr noch etwas einfiel und sie sich noch einmal umdrehte. »Sie haben gesagt, Noreen hatte ein Kind?«
    Doris nickte und brach erneut in Tränen aus. »Jared. Vier Monate. Sieht ganz aus wie seine Mommy.«
    Lucy zwang sich, nicht an das mutterlose Baby zu denken, und stellte sich stattdessen Noreens letzte Augenblicke vor – wie sie um ihr Leben gefleht und um die Zukunft ihres Kindes gebettelt und sich gegen ihren Angreifer gewehrt hatte.
    Konnte Ashley das einem anderen Mädchen angetan haben? Hatte sie überhaupt die Kraft dazu? Nicht nur die physische Kraft,

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