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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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drehte und ihre Tochter beobachtete. Megan atmete noch immer nicht frei und wirkte im Sonnenlicht, das durch die gelben Vorhänge drang, reichlich blass. Lucy strich ihr über die Wangen, die sich kühl und trocken anfühlten. Dann beugte sie sich vor und küsste Megan auf die Stirn. Ebenfalls kühl.
    Sie ließ die Finger über Megans Hals gleiten. Die Lymphknoten waren noch immer dick wie Walnüsse. Ihr ehemaliger Arzt hatte gemeint, sie müssten im Normalzustand etwa die Größe einer Erdnuss aufweisen. Ansonsten hatte er ebenso wie ihr neuer Arzt erklärt, geschwollene Lymphknoten seien normalerweise ein Zeichen für ein funktionierendes Immunsystem im Kampf gegen eine Krankheit.
    Lucy konnte sich nicht beherrschen und nahm Megan in die Arme. »Hallo, Dornröschen«, murmelte sie, als Megan aufwachte und sich in ihren Armen wand. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebhabe.«
    Megan entzog sich der mütterlichen Umarmung und rieb sich mit einer Hand die Augen. »Mom.« Sie unterdrückte ein Gähnen. »Muss das sein? Mir geht’s gut.«
    »Ich weiß.« Lucy gab ihr noch einen Kuss, diesmal auf die Wange.
    Megan verzog die Nase. »Bäh, du riechst nach Kaffee.«
    »Ich dich auch.« Lucy zog sich zurück und stand auf. »Ich bin wahrscheinlich wieder den ganzen Tag weg.«
    »Meinetwegen.« Megan hielt sich zum Schutz vor der Morgensonne die Hände vor die Augen und vergrub sich wieder in ihrem Kopfkissen.
    Lucy tat einen Schritt in Richtung Tür und hielt dann inne. Megan war schon fast wieder eingeschlafen. Sie zögerte. »Hey, du weißt ja, dass dein Vater und ich immer da sind, falls du oder deine Freundinnen jemanden zum Reden brauchen, klar?«
    »Mom, geh jetzt bitte und finde dieses Mädchen, von dem alle reden, damit du mir nicht mehr auf den Wecker gehen musst.« Sie öffnete mühsam ein Auge. »Okay?«
    Lucy aber stand noch immer wie angewurzelt da. Sie schaffte es einfach nicht, den Blick von den zerzausten Haaren ihrer Tochter zu wenden, von dem alten Fußballtrikot, das sie als Nachthemd trug, und von dem ramponierten Teddybären, der von der anderen Seite des Bettes aus über sie wachte.
    »Ich hab dich lieb, Mom«, seufzte Megan – ein großes Zugeständnis. Sie machte sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen, als sie die Worte sagte, nach denen Lucy sich so sehr gesehnt hatte.
    »Ich dich auch.«
    Megan wälzte sich auf die andere Seite und drehte Lucy wieder den Rücken zu.
    ***
    Als Cindy erwachte, kniete sie mit dem Gesicht nach unten auf dem Schlafzimmerboden, eine Hand mit einer Handschelle an den Bettrahmen gekettet. Burroughs erlaubte ihr nur selten, mit ihm im Bett zu schlafen – nur, wenn sie sein Verlangen mehr stillte, als sie es in der Nacht zuvor getan hatte. Umgekehrt musste er sich alles, was sie ihm gab, erst verdienen. So lauteten ihre Regeln.
    Bevor sie sich bewegte oder die Augen öffnete, lauschte sie. Kein Lebenszeichen war zu hören, die Wohnung leer. Burroughs war fort. Manchmal blieb er noch ein wenig und schaute spöttisch zu, wie sie sich zu befreien versuchte. Und manchmal bekam er am Morgen noch einmal frischen Schwung, nahm sie auf dem Boden, so, wie er es gerade wollte – so, wie sie ihn ließ. Aber nicht heute.
    Lächelnd streckte sie den Arm zum Schlüssel der Handschellen aus, den sie mit Klebeband unten an ihrem Nachttisch befestigt hatte. Nach der letzten Nacht bezweifelte sie, dass Burroughs in nächster Zeit noch einmal frischen Schwung bekommen würde. Kaum zu glauben, dass ein Kerl in seinem Alter – er war einundvierzig, sie siebenundzwanzig – derart lange durchhielt wie er letzte Nacht. Sie hatte ihn nie so … bedürftig erlebt. Sie hatten es schon zweimal getrieben, noch bevor sie überhaupt das Schlafzimmer erreichten, und sich ihr übliches Tauziehen um die Vormachtstellung geliefert, bis sie sich zur Aufgabe entschlossen hatte.
    Ihr tat alles weh. Sie war sicher, dass er auf ihrem Hintern und ihren Armen seine Handabdrücke hinterlassen hatte, von mehreren Kratzern und Bissspuren ganz zu schweigen. Sie wälzte sich auf den Rücken und genoss, wie der Chenille-Teppich ihre nackte Haut liebkoste. Burroughs hatte sich in der Nacht komplett verausgabt, und sie hatte ihren Spaß daran gehabt, seine Seele zu quälen.
    Anders als ihre anderen drei Liebhaber – der Nachrichtenchef, der Chefredakteur und ein Stadtratsmitglied – befriedigte Burroughs immer Cindys körperliche Bedürfnisse. Mehrfach. Hatte sie sich ihm erst einmal unterworfen,

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