Schlangenblut (German Edition)
brachte sie manchmal schon die leichteste Berührung durch seine Hand oder seine Zunge zum Orgasmus. Kein anderer Mann hatte es je geschafft, sie so zum Höhepunkt zu bringen, wie Burroughs es konnte.
Die anderen waren nur berufsbedingt zu ihren Liebhabern geworden. Bei Burroughs hatte es genauso angefangen. Als Reporterin konnte man bei der Polizei gar nicht genug Freunde haben. Sie und Burroughs aber waren schon bald weiter gegangen. Zwischen ihnen bestand keine Beziehung, sondern eine gegenseitige Abhängigkeit.
Sie ließ die Finger über ihren nackten Bauch gleiten und zog den Weg nach, den seine Zähne letzte Nacht beschritten hatten. Sie war sich nicht ganz sicher, wer wen am meisten brauchte, und das machte sie ein wenig nervös.
Beim Sex hatte sie immer alles unter Kontrolle. Immer. Doch die Art und Weise, wie sie zwischendurch über ihn dachte, war schon ein wenig erschreckend. Zumal sie sicher war, dass er nie an sie dachte. Jedenfalls nicht so.
Sie setzte sich auf und schüttelte sich die Knoten aus den Haaren. Solange diese Affäre mit Burroughs gut war fürs Geschäft, wollte sie sich darüber keine Gedanken machen. Was war schon dagegen einzuwenden, dass zwei Erwachsene einvernehmlichen – und vor allem großartigen – Sex miteinander hatten?
Ihr Telefon klingelte. Sie nahm es und hopste auf das ungemachte Bett.
»Cindy, hier Felix. Wir sind bei der Adresse, die du uns gegeben hast. Aber der blaue Subaru ist nicht mehr da.«
»Das geht schon in Ordnung. Macht schon mal ein paar Vorab-Aufnahmen und seht zu, dass ihr die Hausnummer drauf habt.« Sie ließ die Hand über ihre roten Satinbettlaken gleiten, die Burroughs am besten gefielen, atmete den Moschusgeruch von Sex ein und wünschte sich plötzlich, er wäre noch da. Wahrscheinlich war er gerade mit Guardino unterwegs. Dieses Miststück.
Ihretwegen war Cindy aus der Yeager-Geschichte draußen. Vorübergehend jedenfalls.
»Ein Mann und ein Kind kommen raus, gekleidet für den Kirchgang«, sagte Felix. »Sieht aus, als wollten sie zu Fuß gehen.«
»Halt drauf und ruf mich dann von der Kirche aus an, oder von wo auch immer sie hingehen. Ich komme dann nach.« Sie legte auf und starrte auf die Kuhle, die Burroughs in ihren Kissen hinterlassen hatte. Dabei stellte sie sich vor, wie er reagieren würde, wenn sie in Bezug auf Guardino den Spieß umdrehte. Danach würde er die ganze Nacht bleiben. Mit Sicherheit.
Cindy wälzte sich auf den Bauch, vergrub das Gesicht im Kissen und schlug unter lautem Gelächter wild mit den Beinen um sich.
Guardino würde ihr zu einer ganz großen Story verhelfen – vielleicht sogar zu einem Special zur besten Sendezeit.
Und Burroughs würde ihr dabei helfen.
Sie genoss es, wenn ein Plan sich der Vollendung näherte.
KAPITEL 21
Sonntag, 7.29 Uhr
»Sie haben die Kamera im Halsschmuck«, erklärte Fletcher, der Mann vom Zoll, als er Lucy die schwere emaillierte Kette umlegte. »Und das Mikro ist in der Gürtelschnalle.« Er schickte sich an, den Gürtel durch die Schlaufen von Lucys Jeans zu ziehen, hörte aber auf, als sie ihm einen finsteren Blick zuwarf. Er trat zurück und hielt ihr den Gürtel hin. »Äh, ich denke, das machen Sie besser selbst …«
Lucy legte sich den Gürtel zügig um. Hinten im Überwachungswagen war es drückend heiß, und sie war schweißgebadet. Hatte Megan sie etwa angesteckt?
»Probe, Probe«, sagte sie leise.
Fletcher schaute auf den Monitor und nickte. »Alles klar.«
»Sind die Jungs da, wo sie hingehören?«, fragte Lucy.
»Parkplatz und Nebenraum. Keine Bewegung gemeldet, seit die Zielobjekte aus dem Restaurant gekommen sind.«
Natürlich nicht. Die drei Kanadier hoben sich ihre Energie für ihr spezielles Sonntagmorgenvergnügen auf. »Haben Sie meine Handtasche?«
Fletcher reichte ihr Rubys Tasche aus Jeansstoff. »Brieftasche mit Führerschein und Kreditkarten auf den Namen Ruby Miles, Fotos von Katie, Kaugummi, Kleenex, Hausschlüssel …«
Lucy wühlte in der ausgefransten Tasche, um nachzusehen, ob die Details ihrer falschen Identität echt wirkten, obwohl sich seit dem Vortag nichts an ihnen geändert hatte. Das gehörte zum Ritual, zur Warterei. »Geht rein, sobald ich aus dem Zimmer komme. Krisenintervention, wenn ich Playdate sage. Ist das allen klar?«
Er hätte um ein Haar die Augen verdreht. »Das haben wir doch gestern alles durchexerziert.«
»Ich habe nicht nach gestern gefragt, sondern nach heute. Kennen alle das Alarmsignal?«
Fletcher
Weitere Kostenlose Bücher