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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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schnell beendet, aber Taylor hat ihn aufgespürt. Er hält sich seit einer Woche in einer Mietwohnung in Shadyside auf.«
    »Habt ihr ihn abgeholt?«
    »Er war nicht da. Ich habe Burroughs’ Leute auf ihn angesetzt.«
    »Lasst ihn nicht untertauchen.«
    Sie kam im dichten Verkehr nur langsam voran und sah neben sich auf dem Rücksitz eines Explorer ein Mädchen, das aussah wie Megan. Wieder begann ihr Kopf zu dröhnen. Verdammt, sie brauchte dringend eine Pause. Ashley brauchte eine Pause. Und Megan auch. Bitte, lieber Gott …
    »Ich weiß nicht, wie lange ich aufgehalten werde. Megan ist in der Kirche ohnmächtig geworden und liegt jetzt im Krankenhaus.«
    Es gab eine Pause, als hätte Walden etwas sagen wollen, es sich dann aber anders überlegt. »Wie geht es ihr?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber rufen Sie mich an, wenn ihr etwas erfahrt. Nur weil ich gerade nicht im Büro bin, bin ich noch lange nicht aus dem Spiel.«
    »Keine Angst, Boss, wir haben alles im Griff. Burroughs ist auf dem Weg hierher, und die Hightech-Jungs leisten gute Arbeit. Taylor meint, sie könnten kurz vor einem Durchbruch stehen.«
    Der Verkehr floss plötzlich wieder schneller. »Rufen Sie mich an. Ich meine das ernst, Walden. Rufen Sie an, wenn sich was ergibt.«
    Sie legte auf und konzentrierte sich aufs Fahren. Die sonntagmorgendlichen Feinkostliebhaber verursachten auf der Murray Avenue ein mittleres Verkehrschaos, bevor sie die Negley Street erreichte.
    »Soll ich ihnen mit Ashleys Computer helfen?«, fragte Fletcher. »Diese Niederschriften haben Zeit bis morgen.«
    »Nein«, erwiderte sie scharf. Sein Patzer vom Vortag genügte erst einmal. »Danke, aber ich bin nicht versessen darauf, dass mir irgend so ein Staranwalt Manipulation von Beweisstücken vorwirft. Sie lassen mich raus, fahren zurück ins Büro und sorgen dafür, dass alles sauber dokumentiert wird.«
    »Klar, Sie sind der Boss«, sagte er, aber in einem Tonfall, der sie an Megans schmollendes Gequengel erinnerte. Als sie ihm einen Seitenblick zuwarf, lehnte er sich mit ausdrucksloser Miene zurück und starrte aus dem Seitenfenster.
    Sein Problem. Sie konnte es sich gerade noch verkneifen, wie Megan die Augen zu verdrehen. Eine Zwölfjährige im Haus zu haben schien irgendwie ansteckend zu sein, aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich mit angekratzten Egos herumzuschlagen. Sie hatte größere Sorgen.
    Vor ihr tauchte das leuchtend bunte Schild der Three-Rivers-Klinik auf, und sie bog in die Haupteinfahrt. Sie schob den Wählhebel in Parkstellung und schnappte sich mit festem, feuchtem Griff ihre Handtasche. Ohne sich von Fletcher zu verabschieden, sprintete sie in das Gebäude, dessen fröhliche Farben sie begrüßten, als hätte sie soeben eine andere Welt betreten. Doch weder die Farbe noch die unbeschwerte Disney-Musik konnten verbergen, dass sie sich in einem Krankenhaus befand. Schon mit ihrem ersten Atemzug im Foyer roch sie die Wahrheit.
    Sie war an einem Ort des Todes.
    ***
    Ashleys Beine zuckten, als wollten sie sie vor dem Fallen bewahren. Ihr Magen revoltierte, ihr Herz pochte. Sie schlug wild um sich, blieb an etwas Metallenem hängen und hielt sich daran fest.
    Sie war so benommen, dass sie kaum den Kopf heben konnte. Nur langsam erinnerte sie sich wieder. Sie war von zu Hause weggelaufen und hatte sich dabei genau an Bobbys Plan gehalten, denn sie hatten gemeinsam fliehen wollen.
    Aber Bobby war nicht da. Hier war nur sie – sie und die verwesenden Leichen von wem oder was auch immer, die die Luft in ihrem Verlies verpesteten.
    Sie leckte sich die Lippen, die rissig waren wie verkrusteter Sand. Auch ihr übriger Körper fühlte sich sandig an, und eingetrockneter Schweiß scheuerte bei jeder Bewegung. Wasser, wo war ihr Wasser? Sie tastete sich durch die Dunkelheit, und die Angst, dass der Eimer weg sein könnte, ließ sie sauer aufstoßen.
    Sie lachte – ein schwaches, hohles Lachen, das im Raum widerhallte. Offenbar war sie doch noch nicht bereit zu sterben. Ihre Finger berührten den Eimer neben ihr. Sie hob ihn an, um daraus zu trinken, und achtete sehr darauf, nichts zu verschütten.
    Doch nichts kam.
    Sie ließ ihre Hand an der Innenwand hinabgleiten. Trocken. Nur am Boden war ein winziger Rest von Feuchtigkeit, der aber kaum ausreichte, um ihren Finger zu benetzen.
    Weg. Alles war weg.
    Ihre sämtlichen Muskeln schmerzten, als wären sie auf unerträgliche Weise überdehnt. Am schlimmsten fühlte sich ihr mittlerweile geschwollener linker Knöchel

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