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Schlangenblut (German Edition)

Schlangenblut (German Edition)

Titel: Schlangenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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eigenen Team zu verhaften.
    Der Gedanke brachte sie fast zum Lachen. Nick hätte ihr jetzt erklärt, dass sie nur versuchte, ihre Angst umzuleiten, oder sie beschuldigt, ihre Paranoia gegenüber Polizisten zu weit zu treiben. Beides wäre zutreffend gewesen.
    »Sie wissen, wie sie denken, was sie wollen und was sie als Nächstes tun werden«, fuhr Fletcher fort. »Wie machen Sie das bloß?«
    Und warum war sie dann zweimal in zwei Tagen auf dem falschen Fuß erwischt worden? Verdammt, wie hatte sie sich so blöd anstellen können?
    »Glauben Sie mir, das ist nicht dasselbe, wie diese Typen zu verstehen.« Lucy erspähte eine Lücke im Verkehr und scherte ein. »Mir ist es scheißegal, warum sie tun, was sie tun. Ich will nur wissen, welchen Verhaltensmustern sie folgen, damit ich sie daran hindern kann, jemandem weh zu tun.«
    Er beugte den Kopf, als hätte sie aus der Heiligen Schrift zitiert. »Aber sie folgen diesen Verhaltensmustern doch aus ganz bestimmten Gründen, oder? Ich meine, ich kann ja verstehen, warum sich ein älterer Mann zu einer jüngeren Frau hingezogen fühlt, das kommt doch alle Tage vor. Aber wieso zu einem kleinen Mädchen oder Jungen?«
    Innerlich ging sie bereits alle Punkte durch, die sie würde delegieren müssen, falls Megan ernsthaft erkrankt war. Gleichzeitig hasste sie sich dafür, dass sie bereits an so etwas dachte und schon wieder vom schlimmstmöglichen Szenario ausging. War das nicht fast so, als würde sie es sich herbeiwünschen? Aber sie war der Boss, sie konnte nicht einfach alles hinschmeißen. Schließlich hingen Menschenleben davon ab, dass ihr Team mit größter Effizienz arbeitete. Leben wie das von Ashley Yeager.
    Walden oder Taylor würden anrufen, wenn sich etwas Neues ergab. Im Augenblick konnten sie nur weiter die Straßen absuchen oder hoffen, dass sich am Computer etwas ergab.
    Ihr blieben noch fünfzehn Minuten Fahrt und zu viele Worst-Case-Szenarien, über die sie hätte nachdenken können. Da beantwortete sie doch lieber Fletchers Frage.
    »Es spielt keine Rolle, ob Sie es als Krankheit oder Perversion oder Zwangsverhalten bezeichnen«, erklärte sie dem gespannt zuhörenden Kriminaltechniker. »Entscheidend ist, immer zuerst an die Opfer zu denken.«
    »Aber diese Typen im Motel, das waren doch keine Serienmörder oder Verrückte, wie man sie in Filmen sieht. Ich meine die ohne Knarre. Die haben das Mädchen nicht als Opfer gesehen und wollten ihr nicht weh tun.«
    »Die dachten überhaupt nicht an das Mädchen – außer als Objekt zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse. Und wenn sie ihr weh getan hätten, hätten sie weder Schuldgefühle gehabt noch sich geschämt. Aber bereut hätten sie es.«
    »Bereut? Wieso das denn?«
    »Sie wären verärgert darüber, das Objekt ihrer Begierde nicht mehr zur Verfügung zu haben, und deshalb auf das Nächstbeste angewiesen – ihre Erinnerungen und Phantasien. Das ist der Trick, mit dem man die Übelsten dieser Kerle erwischt. Sie verspüren alle den Trieb, das, wovon sie träumen, einmal wirklich zu erleben.«
    Er summte einen Ausschnitt aus einer alten Cola-Werbung: Ain’t nothing like the real thing, baby. »Also geben Sie ihnen, was sie wollen, um sie zu kriegen.«
    »Genau.« Sie lenkte den Wagen auf die Ausfahrt Squirrel Hill und fluchte über die Schlange vor der roten Ampel. Während sie warteten, versuchte sie noch einmal, Nick anzurufen, aber wieder vergeblich. Dann probierte sie es bei Walden. »Gibt’s was Neues im Fall Ashley Yeager?«
    »Nichts. Viele Anrufe auf der Hotline, aber nichts Brauchbares. Wir konnten den ersten Busfahrer ausfindig machen, aber der erinnert sich natürlich nicht an sie. Andere Busfahrer haben wir nicht gefunden, nicht einmal ein Indiz dafür, dass sie in einen anderen Bus gestiegen ist.«
    »Sie hatte einen Plan. East Liberty war auf keinen Fall ihr Endziel, als sie zufällig am Tastee Treet ausgestiegen ist.«
    »Ich weiß.« Er klang ebenso gereizt, wie sie es war. »Aber sie könnte zu Fuß zu einer anderen Haltestelle gegangen sein, oder sie hat sich von jemandem mitnehmen lassen, wer weiß.«
    »Das ist nicht so wichtig. Wir wissen jedenfalls, dass sie am Tastee Treet ausgestiegen ist. Habt ihr schon Noreens Wagen gefunden?«
    »Nein.«
    »Und was ist mit Tardiff?«
    »Interessante Geschichte. Er hat heute Morgen die Mutter angerufen.«
    »Und?«
    »Und er ist gerade hier in Pittsburgh. Sie haben nicht viel geredet. Melissa hat ihn zum Schweigen gebracht und das Gespräch

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