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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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dafür
ist anscheinend nie Geld da. Es tut mir leid, dass wir Ihnen nicht weiterhelfen konnten.«
    »Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie es versucht haben.«
    »Mein Name ist Rose Scott«, sagte sie und hielt mir eine Karte hin. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt.«
    Draußen vor der Klinik hatte ich kaum die nötige Energie, um zu meinem Wagen zu gehen. Wieso sollte Walter lügen? Hatte er bei Ulfreds Tod irgendwie mitgewirkt? Walter war ein guter Mensch, aber auch die Besten von uns machen Fehler. Vielleicht hatte sich damals ein schrecklicher Unglücksfall ereignet, und Walter und die anderen versuchten noch immer, das Ganze zu vertuschen. Ohne große Hoffnung wählte ich die Nummer des Paddocks Hospiz’.
    »Es tut mir leid«, sagte die diensthabende Pflegerin. »Ich glaube, ich habe Ihnen doch gesagt, dass Walter sehr schwach war.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Er lebt noch, aber ich fürchte, kurz nachdem Sie gegangen sind, hat er das Bewusstsein verloren. Wir rechnen nicht damit, dass er noch einmal aufwacht.«
    Ich brachte kein Wort heraus, doch die Pflegerin schien zu merken, dass ich noch nicht aufgelegt hatte.
    »Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Wir haben das schon seit Tagen erwartet. Wir sind alle nur froh, dass er vor dem Ende noch einmal Besuch hatte, etwas Schönes erleben durfte.«

    Das Ende? War auch ich am Ende? Es war fast Mittag, und mir gingen die Ideen aus. Ich fuhr los, ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, wo ich hinwollte. Mehr aus Gewohnheit als aus irgendeinem anderen Grund schaltete ich das Radio an. Ich bekam keine Musik zu hören, ich hörte, wie ein Nagel in meinen Sarg gehämmert wurde.
    »Und die Polizei hat die Beschreibung einer Frau veröffentlicht,
die im Zusammenhang mit dem Tod eines Mannes aus Dorset vernommen werden soll, ein Todesfall, der sich heute früh ereignet hat. Clara Benning ist eins einundsechzig groß, zierlich gebaut, mit langem, dunkelbraunem Haar und einer deutlichen Narbe auf der linken Gesichtshälfte. Die Polizei warnt davor, Miss Benning anzusprechen, und bittet stattdessen darum, sie sofort zu benachrichtigen, wenn die Gesuchte gesehen wird. Der Tote, dessen Name als Ernest Amblin angegeben wurde, ein Allgemeinarzt im Ruhestand, Ende siebzig, wurde heute Morgen in der Nähe seines Wohnorts auf einer Wiese aufgefunden. Man geht davon aus, dass er auf einem nächtlichen Angelausflug war, und sein Tod gilt als verdächtig. Die Polizei bittet um Hinweise unter folgender Telefonnummer …«
    Wie ich es schaffte, weiterzufahren, werde ich wohl niemals wissen.
    Ich konnte nicht aufhören, an all die Leute zu denken, die ich kannte und die diesen Aufruf gehört hatten, die jetzt wussten, dass ich in Zusammenhang mit dem Tod eines Menschen gesucht wurde. Mein Vater, meine Schwester, die Mitarbeiter der Tierklinik, Sally, Matt… nur … es konnte nur Matt gewesen sein, der diese Geschichte genehmigt, der mich zu einer gesuchten Verbrecherin gemacht hatte.
    Und Ernest Amblin, dieser nervöse, mürrische alte Mann, war tot. Er war heute früh getötet worden, als ich mich Matts eindeutigen Anweisungen widersetzt hatte, bei meiner Familie zu bleiben, und die Nacht in meinem Auto verbracht hatte. Ohne das geringste Alibi.
    Was in Gottes Namen ging hier vor? Drei alte Menschen waren tot. Irgendjemand erledigte sie einen nach dem anderen. Und die zuständigen Detectives suchten nicht nach dem Schuldigen, wer immer es auch war. Weil sie glaubten, ich sei es.

    Meine nächste Fahrt dauerte etwas mehr als zwanzig Minuten. Diesmal allerdings meldete ich mich nicht am Haupteingang
an. Ich hatte so eine Ahnung, dass man mich nicht hineinlassen würde, wenn ich das täte. Stattdessen ging ich um das Gebäude herum zur Rückseite.
    Die stickige Reglosigkeit des frühen Morgens war vergangen. Der Wind frischte auf, und die Gewitterwolken hatten endlich die Bühne betreten. Drohend lauerten sie im Westen, tief hängend und schwarz, und kamen auf uns zu. Ich erreichte jenen Teil des Gartens, an den ich mich erinnerte und schlüpfte dann durch die offene Terrassentür.
    »Hallo, Ruby«, begrüßte ich die erschrockene Frau in dem Sessel neben dem Bett.
    Als sie mich sah, machte Ruby Anstalten, sich hochzustemmen. Ihr Blick war starr auf den Notrufknopf neben dem Bett gerichtet. Ich ging hin und legte die Hand darüber.
    »Tut mir leid«, sagte ich, als sie wieder in den Sessel sank. »Noch nicht. Ich fürchte, ich habe ein paar Fragen an

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