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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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misstönenden Lärm hören; Menschen brüllten und schwere Gegenstände krachten aneinander.
    Wir erreichten das Ende des Ganges und bogen nach links ab. Glasfenster zu meiner Linken zeigten das Büro, das unser Ziel war. Die hochgewachsene Frau öffnete die Tür und wir traten ein. Ein Mann im marineblauen Kittel und gleichfarbiger Hose lümmelte sich an einem Schreibtisch herum, trank Kaffee und las irgendein Revolverblatt. Als wir eintraten, schaute er auf und glotzte. Eine weitere Frau, kleiner und rundlicher als meine Begleiterin, saß an einem Computer. Auch sie blickte auf.
    »Wir müssen etwas in den Krankenakten nachsehen«, sagte die Hochgewachsene zu niemand Bestimmten. »Erinnert sich einer von euch an einen …« Sie stockte und sah mich an.

    »Ulfred Witcher«, half ich ihr aus.
    Die Rundliche begann zu tippen. »Wie schreibt man das?«, wollte sie nach ein paar Sekunden wissen. Ich sagte es ihr, und sie tippte weiter. Irgendwo in der Tiefe des Gebäudes hörte ich einen Mann schreien.
    »Nichts«, verkündete die Rundliche nach einigen weiteren Minuten. Die Hochgewachsene musterte mich; etwas wie Befriedigung lag auf ihrem Gesicht.
    »Habe ich auch nicht erwartet«, meinte sie. »Ich bin seit zehn Jahren hier, und ich erinnere mich an die meisten, die hier durchgekommen sind.«
    »Versuchen wir’s mal mit ein paar anderen Schreibweisen«, schlug die Rundliche vor. »Manchmal werden Patientendaten ganz zu Anfang falsch eingegeben, und niemand macht sich die Mühe, sie zu berichtigen.«
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    »Unglücklicherweise können wir nicht nach dem Vornamen suchen, das lässt das System nicht zu. Wirklich schade, allzu viele Ulfreds gibt’s bestimmt nicht.«
    »Es ist wirklich ein ungewöhnlicher Name«, stimmte ich ihr zu. »Ich glaube, er könnte vielleicht 1958 aufgenommen worden sein, möglicherweise auch 1959. Hilft das?«
    »Das versuchen wir gleich. Hier komme ich nicht weiter.«
    »Vor ein paar Jahren hatten wir mal einen Wiseheart«, meldete sich der Pfleger zu Wort. »Ist entlassen worden. Hieß mit Vornamen Reg. So Mitte fünfzig.«
    »Ulfred müsste älter sein.« Mit jedem Klacken der Tastatur wuchs meine Verzweiflung. Das hier war doch bestimmt nicht wieder eine Sackgasse?
    »Okay, ich rufe mal die Neuzugänge von 1958 auf«, meinte die Sekretärin. Sie starrte eine Liste auf dem Bildschirm an. »Damals war der Laden hier voll, in dem Jahr sind eine Menge Leute gekommen und gegangen.« Wir anderen scharten uns um sie herum. Sie scrollte zum Ende der Liste, wo die Namen zu finden sein würden, die mit W anfingen. Waters, Williams,
Wottren. Keine Witchers. Nichts, was auch nur annähernd ein Schreibfehler hätte sein können.
    »Schön, versuchen wir’s mal mit 1959«, sagte sie fröhlich. Wenig später blieb uns nichts anderes übrig, als aufzugeben. In der Klinik gab es keinen Ulfred Witcher. Es hatte nie einen gegeben.
    »Es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe«, sagte ich. Walter hatte mich angelogen. Was für eine Erklärung konnte es sonst geben?
    »Sind Sie sicher, dass es diese Klinik war?« Ich drehte mich um und sah, dass die hochgewachsene Frau mit mir sprach. Es gelang mir, zu nicken. »Ich bin mir sicher, dass sein Bruder gesagt hat, es wäre diese. Gibt es noch andere hier?«
    Die Hoffnung, die ich mir ganz kurz gemacht hatte, verflog. Sie schüttelte den Kopf. »Nicht in dieser Gegend. Und ganz bestimmt nicht damals. Die viktorianischen Anstalten wurden sehr groß angelegt, üblicherweise waren sie für die ganze Grafschaft gedacht. Wenn 1958 jemand aus Dorset eingewiesen worden ist, dann wäre er hier gelandet.«
    »Ich werde Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen. Vielen Dank, dass Sie nachgesehen haben.«
    Die Hochgewachsene, die ein wenig zugänglicher geworden war, geleitete mich durch den Korridor zurück zum Empfang. Irgendwo über uns konnte ich Gelächter hören, das lauter und beharrlicher wurde, ehe es in Kreischen umschlug. Ich konnte mich eines Schauderns nicht erwehren.
    »Ist ziemlich unheimlich, wenn man nicht daran gewöhnt ist«, meinte die Frau an meiner Seite.
    »Wie viele Patienten haben Sie jetzt?«, erkundigte ich mich, während wir auf die Tür zugingen.
    »Knapp hundert.« Sie öffnete mir die Tür und lächelte den Putzmann mit den Pantoffeln an. »Das sieht ja wunderbar aus, Eric, gut gemacht.«
    »Eigentlich müssen sie in modernere Einrichtungen verlegt werden«, fuhr sie, wieder an mich gewandt, fort. »Aber

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