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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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dass das, was in meinem Dorf vorging, etwas mit ihnen und ihrem Haus zu tun hatte. Konnte ich einen der Witchers vielleicht ausfindig machen? Zwei der fünf waren tot: Harry lag auf dem Friedhof, Ulfred war vor langer Zeit ertrunken. Blieben Walter, Archie und Saul.
    Archie war nach Amerika gegangen. Ihn zu finden, würde nahezu unmöglich sein, selbst wenn er noch lebte. Saul jedoch war aus dem Dorf vertrieben worden. Er musste etwas ziemlich Schlimmes getan haben. Und an schlimme Dinge pflegten sich die Leute in der Regel zu erinnern.
    Ich könnte alte Zeitungen durchforsten. Über Verbrechen wurde normalerweise berichtet, auch vor fünfzig Jahren. Vielleicht konnte ich irgendetwas darüber finden, was Saul getan hatte und wohin er gegangen war. Ich könnte mit dem Brand in der Kirche anfangen und mich von dort weiter vorarbeiten.
    Und was war mit Walter? Vorausgesetzt, er war nicht tot (und hatte sich nicht in seinem alten Haus verkrochen). Konnte ich eine Liste aller Altersheime in der Gegend auftreiben,
nachsehen, ob er in einem davon wohnte? Oder in einem Hospiz oder Pflegeheim? All das konnte ich telefonisch erledigen.
    Ein paar Zeitungen durchsehen, ein bisschen herumtelefonieren. Das konnte ich doch tun, oder?
    Der Tag auf dem Undercliff ging zur Neige. Wolken ballten sich jetzt im Westen zusammen, sogen das letzte Licht auf und schufen eine Farbpalette, die atemberaubend gewesen wäre, wäre dergleichen in diesem Teil der Welt nicht so vollkommen alltäglich. Die Menschen maulen über den trostlosen britischen Himmel, doch ohne die Wolken würden wir niemals solche Sonnenuntergänge erleben. Alles hat seinen Preis.
    Hinter mir knackte ein Zweig. Einen Augenblick lang hörte ich nichts außer der Brise, die durch das junge Laub strich, dann war das leise, aber unverwechselbare Rascheln von hohem Gras zu vernehmen.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme«, sagte ich.
    Der Mann hinter mir lachte. »Und ich habe mir eingebildet, ich könnte wie ein Schatten durch die Abenddämmerung schleichen.«
    »Hab Sie vor zwei Minuten kommen hören«, bemerkte ich. »Hier liegt eine Menge trockenes Holz rum. Das sollten Sie meiden, wenn Sie sich leise bewegen wollen.«
    Er antwortete nicht. Toll!, dachte ich. Der Mann ist weltberühmt dafür, seltene Tierarten aufzuspüren, und du versuchst, ihm beizubringen, wie man sich im Wald lautlos fortbewegt. Und außerdem bist du hier, weil du seine Hilfe brauchst, schon vergessen?
    »Sie wohnen an einem wunderschönen Ort«, sagte ich in einem Tonfall, von dem ich hoffte, dass er besänftigend klang.
    »Ich habe mich als kleiner Junge in das Undercliff verliebt«, meinte er. »Ich habe so ziemlich jeden wachen Moment hier verbracht. Hab hier meine erste Schlange gefangen.«
    »Eine Kreuzotter?«, erkundigte ich mich und dachte im Stillen,
dass es nicht lange gedauert hatte, das Gespräch auf Giftschlangen zu bringen.
    »Eine Blindschleiche«, sagte er. »Hab zwei Wochen gebraucht, um dahinterzukommen, dass mein neues Haustier in Wirklichkeit gar keine Schlange war.«
    Er kam um die Bank herum, und noch immer ohne aufzublicken, rückte ich nach links, so dass er zu meiner Rechten Platz nehmen konnte. Auf meiner guten Seite.
    »Danke, dass …«, begann ich.
    »Es ist schön …«, setzte er gleichzeitig an. Ich schaute auf, sah ein leuchtend braunes Aufblitzen und schlug abermals die Augen nieder.
    »Möchten Sie lieber nach drinnen gehen und etwas trinken?« , fragte er einen Moment später.
    Großer Gott, nein! Ich konnte fühlen, wie meine Hände bei dem bloßen Gedanken zu zittern begannen, mit diesem Mann allein zu sein. In seinem Haus.
    »Ich muss wieder nach Hause«, brachte ich hervor und wusste, dass sich das abweisend anhörte, sogar unhöflich, doch ich war nicht imstande, es irgendwie anders klingen zu lassen. »Ich hätte das hier per Kurier geschickt, nur, ich habe jemandem versprochen, es nicht aus den Augen zu lassen.«
    Jetzt plapperte ich sinnloses Zeug. Und Sean North leistete mir keinerlei Hilfestellung. Aus den Augenwinkeln konnte ich nur Stiefel, Jeans und ein paar Zentimeter Hemd sehen. Bedeutend sauberer, ansonsten jedoch den Sachen, die er an dem Tag angehabt hatte, als wir uns kennengelernt hatten, sehr ähnlich. Ich konnte fühlen, dass er mich ansah. Das war doch blöd, wie ich mich anstellte. Also riskierte ich es, ihm mein Halbprofil zu zeigen und ihm in die Augen zu sehen.
    »Hi«, sagte er.
    Ich merkte, wie ich rot anlief, und nur mit großer

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